Hassberge Ende mit Schrecken

Von Claudia Baumgärtner und
Alles muss raus: Die Schlecker-Filiale am Eberner Marktplatz schließt, neben den Produkten müssen wohl auch Mitarbeiterinnen gehen. Foto: Kaufmann

Die Nachricht kommt plötzlich: Vergangene Woche noch sieht es gut für Ebern aus, am Dienstag erfahren die Mitarbeiterinnen von der Schließung der Filiale am Marktplatz.

 
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Ebern - Es ist viel los vor der Schlecker-Filiale am Eberner Marktplatz. Stetig strömen Menschen hinein, andere kommen mit großen Tüten oder voll bepackten Einkaufswagen wieder heraus. Immer wieder kommen auch ältere Leute vorbei, um einfach mal zu gucken. Schlecker macht ernst: Trotz der Ankündigung, hier kein Geschäft schließen zu wollen, ist jetzt Ausverkauf. Die Abteilung am Marktplatz macht unwiderruflich dicht. Am Samstagnachmittag gehen hier die Lichter aus. Bis dahin gibt es 30 Prozent auf alles. Zwei Mitarbeiterinnen hier und eine weitere in der Filiale im Gewerbegebiet Sandhof (Alte Ziegelei) sollen nach ersten Angaben ihren Arbeitsplatz verlieren. Erfahren haben sie erst am Dienstagmittag davon: In der Streichungsliste war der Markt vergangene Woche noch nicht aufgetaucht, nun ist am Samstag ihr letzter Arbeitstag. In der Pressemitteilung des Konzerns, der von einem "positiven Ergebnis" und 200 Schließungen weniger als geplant berichtet, heißt es zur Eberner Innenstadt-Filiale lediglich: "War in Revision".

Patrick Hacker, Pressesprecher des Konzerns betont, dass es sich laut Schlecker dabei "noch um vorläufige Listen handelt, da sich durch die laufenden Beratungen mit Betriebsrat und Gewerkschaft unter Umständen noch Änderungen ergeben können". Die wirtschaftlich unvermeidlichen Entlassungen würden einem Sozialplan folgen, dessen Ausgestaltung noch Teil der aktuell laufenden Gespräche zwischen dem vorläufigen Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz und dem Schlecker Gesamtbetriebsrat sowie der Gewerkschaft ver.di sei. Bereits in der vergangenen Woche hat Schlecker eine Liste von 2000 Märkten veröffentlicht, die sicher geschlossen werden und bei denen bereits ein Räumungsverkauf mit Rabatten zwischen 30 und 50 Prozent begonnen hat. Nun ist es auch in Ebern so weit: Die Rabattschilder werden ausgehängt, die Kunden stürmen das Geschäft für den verbilligten Ausverkauf. Die Körbe außen sind noch voll, doch drinnen, in den Regalen herrscht weitgehend gähnende Leere. Je weiter man in dem schmalen Laden nach hinten geht, desto weniger Produkte gibt es noch. Die Kunden sind aufgeregt. Viele diskutieren über das Thema Schließung, die meisten finden es nicht gut, dass noch ein Geschäft in der Innenstadt zumacht. Besonders die Senioren sind traurig, sind sie doch oft nicht mehr so gut zu Fuß und auf wohnungsnahe Einkaufsmöglichkeiten angewiesen.

Wirklich glücklich über den günstigen Kauf ist hier niemand. Viele denken an die Verkäuferinnen. Bei der Auswahl der Filialen, die schließen müssen, hätte man ruhig die Struktur der Regionen mehr im Auge haben müssen, sagen Passanten. Die betroffenen Verkäuferinnen möchten sich nicht äußern, freundlich und äußerlich ruhig versehen sie weiterhin ihren derzeit sehr anstrengenden Dienst. Lange Schlangen bilden sich oft an beiden Kassen. Die Frauen mit den weißen Kitteln arbeiten trotzdem zügig, für viele Leute, die sich verabschieden wollen oder ihnen alles Gute wünschen, haben sie ein nettes Wort übrig. Wenigstens für die Kunden bleibt auch ein Lichtblick: Die Filiale im Sandhof bleibt weiter geöffnet. Vorerst jedenfalls.


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