Hassberge Flirt ohne Folgen

Von

Bernd Weiß aus dem Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld bleibt für die CSU im Landtag. Gespräche mit den Freien Wählern über einen möglichen Wechsel hätten ihm aber große Übereinstimmungen gezeigt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ebern/Mellrichstadt - Nun also doch nicht: Der Mellrichstädter Landtagsabgeordnete Bernd Weiß hat nach Wochen der Gespräche, Gerüchte und Unsicherheiten seinen Entschluss gefasst: "Ich werde in der CSU und der CSU-Landtagsfraktion bleiben." Der frühere Innenstaatssekretär gibt damit den Freien Wählern einen Korb, mit denen Weiß seit einigen Wochen Gespräche über einen möglichen Wechsel geführt hatte.

In diesen Gesprächen, die auf verschiedenen Ebenen mit namhaften Vertretern der Freien Wähler (FW) geführt worden waren, seien viele politische Gemeinsamkeiten aufgetreten. Das erklärt der Rhön-Grabfelder CSU-Mann übereinstimmend mit dem örtlichen FW-Kreisvorsitzenden Gerald Pittner. Es hätte sich laut Bernd Weiß gezeigt, "dass ich mich persönlich wie inhaltlich bei einem Wechsel kaum hätte verbiegen müssen". Ausschlaggebend für seinen Rücktritt vom Austritt seien andere Gründe gewesen, so Weiß: "Man schüttelt fast ein Vierteljahrhundert Parteizugehörigkeit nicht so einfach ab, wie man zunächst bereit ist, gegen einzelne Personalien oder Entwicklungen einer Partei aufzustehen", räumt er ein. Weiß verhehlt dabei nicht, dass ihn in seiner Partei nicht gerade wenig gestört hat oder noch stört: "Es gibt im Großen - in München - wie im Kleinen - im Stimmkreis - vieles, was mir in den vergangenen drei Jahren überhaupt nicht gefallen hat." Im Oktober 2009 war Weiß im Streit mit Ministerpräsident Horst Seehofer von seinem Amt als Innenstaatssekretär zurückgetreten. Per E-Mail hatte er damals aus der Staatskanzlei erfahren, dass der von ihm erarbeitete Finanzierungsvorschlag für die Einführung des digitalen Behördenfunks endgültig vom Tisch sei und Seehofer daraufhin "unkollegialen Umgang" vorgeworfen.

Menschlich scheint der Mellrichstädter von einigen seiner christsozialen Kollegen schwer enttäuscht. In einer am Montag veröffentlichten Pressemitteilung spricht Bernd Weiß von "gezielten Indiskretionen" und geht ins Detail: Er halte es für bemerkenswert, dass keines der sechs Mitglieder der Freien Wähler, mit denen er konkret über seine mögliche Wechselabsicht gesprochen hatte, ihn "geoutet" hätten. "In der CSU musste ich nur einmal mit einem Mann reden, mit dem ich sehr lange marschiert bin, und schon wusste es die ganze Welt", bedauert Weiß: "Soviel zu Parteifreundschaften."

Dennoch zeigt sich der Landtagsabgeordnete entschlossen, jegliche Unstimmigkeiten innerhalb seiner Partei anzusprechen, auch wenn er hier seiner Ansicht nach viel Arbeit vor sich hat: "Die konstruktive Auseinandersetzung mit dem, was ich zu sagen habe, gehört zu den Dingen, die ich in meiner Fraktion zuletzt sehr vermisst habe." Die Anerkennung, auf die er dagegen bei den Freien Wählern gestoßen sei, habe ihm "gut getan".

"Wir hätten ihn gern genommen." Das gibt der Kreisvorsitzende der Freien Wähler Rhön-Grabfeld, Gerald Pittner, am Montag gegenüber der Neuen Presse unumwunden zu. "Wir haben in der Sache größte Übereinstimmungen erzielt, insofern bedaure ich die Entscheidung natürlich." Pittner hatte bereits vorab am Samstag von Weiß die Absage erhalten. Man respektiere seine freie Meinung, so Pittner weiter: "Dafür stehen wir schließlich als 'Freie Wähler', auch wenn es uns vielleicht nicht gefällt, dass er seine politische Heimat woanders sieht." Weiß hätte gut zu seiner Partei gepasst, daher vermutet Pittner auch in erster Linie keine politischen Gründe, sondern Beweggründe auf persönlicher Ebene. Darum lässt er Weiß auch ein Hintertürchen offen: "Die Tür ist jedenfalls nicht zugeschlagen."

"Schade" findet es auch der FW-Kreisvorsitzende in den Haßbergen, Christoph Winkler aus Zeil. "Uns ist jeder aufrechte Mann willkommen." Der CSU-Kollege sei ihm schon immer sympathisch gewesen,gesteht Winkler im Gespräch mit der Neuen Presse. Daher hätte er sich die gemeinsame politische Zukunft gut vorstellen können. "Wir haben so unsere Erfahrungen mit CSU-Leuten", spielt Winkler scherzhaft auf Gabriele Pauli an, die seinerzeit - unter anderem - mit einem Wechsel von CSU zu FW in die Schlagzeilen gekommen war. "Doch mit Bernd Weiß wäre das sicher anders gekommen", schiebt er schnell nach. Über die Gründe kann auch Christoph Winkler nur mutmaßen: "Irgendwas wird man ihm vermutlich versprochen haben." Aber schätze er Weiß nicht so ein, dass dies ausschlaggebend gewesen sein könnte.

Grund zur Freude gibt es zumindest in Teilen der CSU. Der Kreisvorsitzende der Haßberge-CSU, Steffen Vogel, reagiert positiv: "Ich freue mich über die Entscheidung von Dr. Bernd Weiß, in seiner Heimat, der CSU, zu bleiben und nicht zu den Freien Wählern zu wechseln." Er halte die Entscheidung auch für konsequent und richtig, nachdem Weiß von sich aus im Juni 2011 überraschend erklärt hätte, nicht mehr für den Stimmkreis Haßberge/Rhön-Grabfeld kandidieren zu wollen und von Mellrichstadt nach Schweinfurt zu ziehen, wo er ein Notariat führt. Vogel: "Hätte Bernd Weiß nunmehr für die Freien Wähler von Schweinfurt aus für den Stimmkreis kandidiert, wäre dies eine Kehrtwende gewesen, zumal er auch erläutert hat, aus familiären Gründen nach Schweinfurt zu ziehen und von der Politik eine Pause machen zu wollen." Viele Unterstützer hätte er mit einem Wechsel tief enttäuscht. Vogel hofft nun auf eine Beruhigung im Stimmkreis. "Ich reiche Bernd Weiß für meinen Kreisverband weiterhin die Hand zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit für unsere Region."

Der Kreisvorsitzende der Jungen Union, Sebastian Stastny aus Ebern, äußert sich der Neuen Presse gegenüber mit verhaltener Freude. "Da ich die gewissenhafte Arbeit von Dr. Weiß als Landtagsabgeordneter bisher schätze, hoffe ich, dass er sich nun endlich wieder voll und ganz auf seine Abgeordnetentätigkeit zum Wohle der Bürger im Stimmkreis konzentriert und die Öffentlichkeit nicht länger mit seinen persönlichen Problemen unterhält", so Stastny: "Die Bürger brauchen ja einen Abgeordneten, der sich konkret mit ihren Problemen befasst und keinen, der viel Zeit damit verbringt, über Partei- und Fraktionswechsel zu sinnieren."

Zurück an die Arbeit macht sich nun auch Bernd Weiß: "Nachdem ich in den beiden vergangenen Wochen einiges liegen lassen musste, werde ich zunächst einmal ans Aufräumen gehen und meine Arbeit als Abgeordneter mit der Sitzung des Rechtsausschusses des Bayerischen Landtages am kommenden Donnerstag wieder aufnehmen."

Wir hätten ihn gern genommen.

Gerald Pittner, Kreisvorsitzender

Freie Wähler Rhön-Grabfeld


Ich halte die Entscheidung für konsequent und richtig.

Steffen Vogel,

Kreisvorsitzender CSU Haßberge


Bei uns ist jeder aufrechte Mann willkommen.

Christoph Winkler, Kreisvorsitzender Freie Wähler Haßberge


Ich hoffe, dass er sich nun wieder auf seine Abgeordnetentätigkeit konzentriert.

Sebastian Stastny, JU-Kreisvorsitzender


Autor

Bilder