An diesen Tag kann sich Daniel genau erinnern. "Aus meinem Arm lief das Blut in eine Maschine, die die Stammzellen praktisch herausgefiltert hat. Über einen weiteren Schlauch lief das gewaschene Blut wieder in meinen anderen Arm in den Körper zurück", schildert er die Prozedur. Äußerlich betrachtet unterscheidet sich der Vorgang, der eine gute Stunde dauert, kaum von einer normalen Blutspende. "Davor braucht man wirklich keine Angst zu haben", betont der Student.
Der Tag danach, der 13. Januar 2009, war Simons Entscheidungstag, denn da führte die Würzburger Uniklinik die Stammzellentransfusion durch. Hinter Simon lag ein monatelanger, heftiger Leidensweg mit massiven Chemoblöcken und Bestrahlungen, die nichts genützt hatten. Sein Leben hing an einem seidenen Faden. Gesunde, fremde Stammzellen, dem eigenen Gewebe aber wie ein Ei dem anderen gleichend, waren der letzte Strohhalm, an den sich die Haucks klammerten.
In dieser Zeit organisierte die DKMS zusammen mit einer örtlichen Initiativgruppe sowie dem Riedbacher Altbürgermeister Theo Diem eine groß angelegte Typisierungsaktion in Hofheim. Die Welle der Hilfsbereitschaft war überwältigend: 1 700 Menschen kamen aus dem ganzen Haßbergkreis, spendeten Blut und Geld.
Diejenigen, die sich damals typisieren ließen, konnten Simon nicht helfen. Trotzdem war die Veranstaltung überaus erfolgreich, informiert Simons Tante Eleonore aus Lendershausen. Sieben Menschen, die den Weg nach Hofheim auf sich nahmen, sind zwischenzeitlich durch ihre Stammzellenspende zu Lebensrettern geworden - so wie Daniel Riethmüller. Die Wochen unmittelbar vor und nach der Transplantation waren für Simon und seine Familie eine unglaubliche psychische Belastung. In dieser Zeit war das Immunsystem des in Eschenau aufgewachsenen Jugendlichen so schwach, dass jede Infektion tödlich hätte verlaufen können.
Danach immer wieder die bange Frage: Werden die fremden Stammzellen ihre heilende Wirkung entfalten oder kommt es zu einer körpereigenen Abstoßreaktion? War die Stecknadelsuche im Heuhaufen erfolgreich oder zwecklos? Nach zwei endlosen Wochen des Wartens die frohe Botschaft: Die Ärzte finden erste neugebildete weiße Blutkörperchen in Simons Adern. Inzwischen führt Simon wieder ein ganz normales Leben. Er darf essen und trinken, wozu er Lust hat, absolviert im dritten Lehrjahr seine Ausbildung zum Sozialversicherungsangestellten in Schweinfurt und den anstehenden Urlaub nutzt er, um mit seinem Vater demnächst nach Rom zu fliegen. In seiner Freizeit spielt er am liebsten Fußball - oder besucht die Oma im Steigerwald.
Infos
Wer sich typisieren lassen oder mehr über eine Stammzellenspende wissen will, findet detaillierte Informationen auf der Internetseite der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS): www.dkms.de