Hassberge Immer wieder ein Grund zu feiern

Günter Lipp hielt den Festvortrag. Quelle: Unbekannt

Die Festrede des Abend übernimmt Kreisheimatpfleger Günter Lipp. Er erinnert an die Anfangsjahre - und daran, dass in neun Jahren eigentlich wieder eine Feier ansteht.

 
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Ebern - Kreisheimatpfleger Günter Lipp feiert offensichtlich gern: Bei seiner Festrede zu 150 Jahren TV Ebern am Samstag erinnerte er die TVler daran, dass sie eigentlich noch gar kein Jubiläum hätten. Dafür könne man aber in neun Jahren nocheinmal zur Feier einladen: Nicht auf 1863, mit dem damaligen Aufruf zur Vereinsgründung durch einen gewissen Wilhelm Richter, könne man seiner Meinung nach die Geburtsstunde des Vereins begründen, sondern erst mit der Mitteilung von Franz Michael Bandorf an den Magistrat der Stadt Ebern am 17. September 1872. "Sie können also schon in neun Jahren, am 17. September 2022 das 150-jährige Jubiläum des Turnvereins Ebern auf historisch solider Basis feiern", regte der Kreisheimatpfleger an und beruhigte : "Ich hab schon nachgesehen: Es ist praktischerweise auch ein Samstag."

Zurück zu den Anfangsjahren des Traditionsvereins, auf die Günter Lipp den Schwerpunkt seiner launigen Festrede setzte, denn: "Die kennen nur sehr wenige von Ihnen aus eigener Anschauung." Die Anfangszeit war geprägt vom Misstrauen der Obrigkeit in die patriotischen Bestrebungen des Volkes, was auch die Vereinsgründungen betraf: "Das ,frisch, fromm, fröhlich' hätter die Obrigkeit nicht gestört", so Lipp: "Aber das ,frei' schon." Daher habe schon Mut dazu gehört, um 1860 einen neuen Verein zu gründen und anzumelden. Es geschah dennoch, und zwar drei Jahre nach dem ersten deutschen Turn- und Jugendfest im nahe gelegenen Coburg, mit jenem denkwürdigen Satz: "Überall im Deutschen Vaterlande in Städten, Marktflecken und Dörfern bestehen schon Turnvereine - und Ebern soll zurückbleiben?" Nein, dachten sich 65 Turnfreunde, fast alle bekannten Eberner Familien übrigens, und unterzeichneten den Aufruf. 1868 fand man das Schriftwerk offensichtlich bei "nicht registrierten Akten tief vergraben", wonach sich schließlich im September 1872 Franz Michael Bandorf ein Herz fasste und die offizielle Gründung des TV Ebern mitteilte.

Bald gab es Fahnenweihe und Protokollbücher, die ersten Abteilungen formierten sich, und auch einen Monatsbeitrag gab es: 20 Pfennige, für damals nicht wenig. Vereinslokal war der Streitsgarten, und die Männer turnten im "Turncostüm". Und doch ging es beim TV Ebern von Anfang an nicht nur ums Turnen: Denn, wie Günter Lipp zitiert, "beim Turner verlangt das ,Tanzgebein' mit gebieterischer Macht sein Recht". Legendäre Silvesterbälle bildeten die Vorläufer der heutigen Kulturringsabende und zählten mit Theateraufführungen, Kinobetrieb und Wanderungen daher laut Lipp zur "wahrscheinlich wichtigsten Abteilung, die leider in den Statistiken vergessen wird", der Abteilung "gesellschaftliche Veranstaltungen".

Auch sportlich gab es Gelegenheit zum feiern: Höhepunkte im Vereinsleben waren stets die Gauturnfeste, 1890 und 1910 auch in Ebern. Bald folgten auch die ersten Jubiläen, 1925 feierte man schon drei Tage lang das 50-jährige Bestehen, 1963 das 100-jährige, erneut mit einem Gauturnfest. Vielen noch in Erinnerung ist vermutlich das 125-Jahre-Jubiläum, zu dem der TV Ebern 1988 einlud. Wie so oft bei TV-Veranstaltungen der jüngeren Vergangenheit herrschte auch da leider schlechtes Wetter. Wie gut, dass der TV Ebern aber sein Jubiläum genau jetzt feierte - wer weiß, wie das Wetter im September 2022 aussieht. So viel Sonnenschein muss man sich schon irgendwie verdient haben. tnk

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