Hassberge Mehrheit bleibt skeptisch

Von Claudia Baumgärtner

Der Marktgemeinderat Rentweinsdorf lehnt eine Aufnahme von sechs geplanten Windrädern in den Regionalplan ab. Er begründet den Beschluss mit geringen Abständen zur Bebauung.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Rentweinsdorf - Hoch her ist es am Montagabend im Gemeinderat Rentweinsdorf gegangen. Das Thema Windkraftanlagen stand erneut auf der Tagesordnung, denn das Gremium muss seine Entscheidung bis zum 2. März einreichen, wenn es eine Änderung des Regionalplans der Region Main-Rhön wünscht.

Diesmal war auch Gunter Häckner, Mitarbeiter der neu gegründeten Gesellschaft GUT, die sich um die Planung solcher Anlagen im Landkreis Haßberge kümmert, gekommen. Fast eineinhalb Stunden stand er den meist eher skeptischen Räten Rede und Antwort. Nach den vier geplanten großen Windrädern am Tonberg im Rentweinsdorfer Hauptwald sollte es noch um zwei weitere auf dem Hügel bei Gräfenholz gehen. Die nächsten der rund 190 Meter hohen Anlagen reichen bis fast 850 Meter an Goggelgereuth sowie Salmsdorf und Gräfenholz heran.

Und das führte schließlich zu einem sehr deutlichen Ergebnis: Elf der anwesenden Gemeinderäte lehnten eine Aufnahme aller Standorte in den nächsten Regionalplan ab. Lediglich Bürgermeister Willi Sendelbeck stimmt dafür. Er fragte, wozu die Kommune GUT überhaupt beigetreten sei, wenn die eindeutige Mehrheit doch keine Windkraft auf Gemeindegebiet wolle. "Es ist eine schwierige Entscheidung", meinte 2. Bürgermeister Willi Andres und sprach damit vielen aus der Seele. Zum einen wollen sich die Räte erneuerbaren Energien nicht verschließen, zum anderen hätten sie aber eine Verantwortung dem Bürger gegenüber. Vielleicht ändere sich die Technik auch in zwei, drei Jahren, so dass solche Anlagen kleiner und vielleicht leiser werden.

Die hohen und wie futuristische Fremdkörper wirkenden Säulen mit langen Flügeln dran, die auf einen Blick von der Burg Altenstein aus in den Lichtensteiner Forst als Fotomontage eingebracht waren, schockierten doch einige Anwesende. Die Nähe zu den Orten tat ihr Übriges.

Außerdem kamen auch erstmals Summen auf den Tisch. Rund drei Millionen Euro würden die vier Anlagen in ihrer Aufbauphase kosten, informierte Häckner. Allerdings sollten sie seiner Meinung nach schon nach zwei bis drei Jahren Gewinne einfahren und bei "diesen sehr guten Windgeschwindigkeiten fünf und mehr Prozent Rendite bringen", so der GUT-Mitarbeiter, für einen Profiinvestor wären sie damit durchaus interessant.

Alleine rund 300 000 Euro Gewerbesteuer seien in den ersten 20 Jahren zu erwarten. Das wäre auch dann viel, wenn wie bei den üblichen Verträgen nur 70 Prozent in der Gemeinde blieben und der Rest am Sitz der Betreibergesellschaft gezahlt wird. Doch die Räte trauten dem nicht, "uns wurden schon einmal Millionen versprochen", sagte Petra Haubner und verwies auf die Fotovoltaik-Anlage bei Hebendorf.

Auch Kurt Weißheimer blieb äußerst vorsichtig. Er machte sich vor allem wegen der Lärmbelastung Sorgen. Seiner Recherche nach könnten die dauernden Schallwellen, auch wenn sie sehr leise und für das menschliche Ohr oft nicht hörbar sind, den Organismus bis zu einer Entfernung von 3,5 Kilometern belasten und zu Krankheiten führen.

Häckner verwies auf die gesetzlichen Grenzwerte, die jederzeit unterschritten würden. So müsse Goggelgereuth mit höchstens 38 Dezibel rechnen, Salmsdorf mit 35 Dezibel, der höchste für Mischgebiete und dörfliche Gebiete zugelassene Wert liege bei 45 Dezibel. Allerdings können die Rentweinsdorfer nur ihre eigenen vier Windräder, die zudem in einem FFH-Gebiet geplant waren, verhindern. Auf die beiden daneben seit Kurzem vorgesehenen Anlagen der Stadt Ebern, die etwas nordöstlicher und damit nur 1240 Meter von Kirchlauter entfernt sind, haben sie keinen Einfluss. Auch diese sollen im gleichen Waldgebiet entstehen.

Auch für sie muss jeweils ein halber Hektar Wald gerodet werden. Gemeinsam hätten alle mit den gleichen Wegen - sie müssen Platz für einen 800 Tonnen Kran bieten - erschlossen werden können und die erzeugte Energie wäre zum Umspannwerk Ebern abgeführt worden.

Neu auf der Tagesordnung war eine mögliche zweite Anlage auf der Höhe zwischen Gräfenholz und Mürsbach. Dieses Gebiet war schon einmal in der ersten Februarsitzung angesprochen worden. Jetzt gibt es eine Rückmeldung des Eigentümers des 20 000 Hektar großen Waldes. Er habe durchaus Interesse an mindestens zwei Rädern.

Häckner, der sich das Gebiet auf seiner vom TÜV Süd erstellten und sehr genauen Karte betrachtete, neigte eher zur Ablehnung. Das Gelände ist zu hängig, es werde nämlich mindestens eine 40 mal 60 Meter große ebene Plattform auf der Höhe gebraucht, damit der Kran die Anlage dort aufbauen kann.

Uns wurden schon einmal Millionen versprochen.

Petra Haubner, Marktgemeinderätin


Bilder