Hassberge Mit blauem Auge davon gekommen

Von Sabine Meißner

Vertreter von Polizei, THW und Feuerwehr berichten über ihre Einsätze an den Pfingstfeiertagen und danach. Bilanz nach dem Hochwasser: Die integrierte Leitstelle in Schweinfurt bewährt sich. Probleme gibt es in Fischbach.

 
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Haßfurt - Landrat Rudolf Handwerker hatte am Mittwoch zur Pressekonferenz geladen, um über die aktuelle Hochwasserlage zu berichten. Vertreter von Polizei, Technischem Hilfswerk (THW) und Feuerwehr berichteten über ihre Einsatzschwerpunkte an den Pfingstfeiertagen und danach. Die Bilanz war einheitlich: "Die integrierte Leitstelle in Schweinfurt (ILS) hat sich bewährt." Dort landet seit Juli 2012 automatisch jeder Benutzer der Notrufnummer.

"Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen", konstatierte der Landrat mit Verweis auf weitaus schlimmere Auswirkungen in anderen Teilen Bayerns. Bewährt hätten sich die zentrale Sandsackabfüllanlage des THW in der Kreisstadt sowie die Koordination der Einsätze. Handwerker sprach allen Einsatzkräften und den Bürgern, die mit Hilfeleistungen zur Stelle waren, seinen Dank aus. "Man kann sich auf unsere Organisationen und auf die Leute verlassen", lautete sein überwiegend positives Fazit.

Einzig Ebern traf leise Kritik. Die Feuerwehr werde immer wieder im Stadtteil Fischbach gebraucht, und auch diesmal verlief das Geschehen hier weniger glimpflich als an anderen Stellen im Landkreis. "Das tiefer liegende Gebiet in Fischbach stellt eine ewige Schwierigkeit dar", mahnte Kreisbrandrat Ralf Dressel. "Wasser und Schlamm laufen immer wieder in Gärten und Keller. "Hier sollten Fachleute die Lage begutachten, eventuell müssen für die Zukunft Barrieren errichtet werden", war er sich mit Christian Günther, dem Haßfurter Ortsbeauftragten des THW, einig. "In Fischbach werden wir Maßnahmen ergreifen müssen", bestätigte Rudolf Handwerker, der sich deshalb an die Stadt Ebern wenden wolle.

Der Landrat appellierte an alle Bürger, die in der Nähe von Bächen und anderen Gewässern leben, zukünftig den Eigenschutz nicht zu vernachlässigen und stets Vorsorge zu treffen, etwa mit Spundwänden oder Sandsäcken.

Der THW-Mann Günther sagte, man sei "gut vorbereitet in die Einsätze gegangen". 50 000 Säcke lagen beim THW auf Vorrat, und auch Sand zum Füllen war bevorratet worden. Die Kette der extremen Wetterereignisse begann am Pfingstsonntag. Da gab es in Ebelsbach, Krum und Altershausen Alarm. Besonders schlimm hatte es die Paßmühle erwischt. "Das war mehr als ein hundertjähriges Ereignis", betonte der Landrat. Zehn Kubikmeter Wasser pro Sekunde wären heruntergekommen, an derartiges könne sich niemand erinnern. Am folgenden Wochenende, 26. und 27. Mai, lag der Schwerpunkt in Tretzendorf, wo es mit Sandsäcken gelang, die Ebrach in ihrem Lauf zu halten. Am 31. Mai musste Zell am Ebersberg geschützt und am 1. Juni Kirchaich unterstützt werden. Parallel waren immer mehrere Feuerwehren im Einsatz, die präventiv Sandsäcke verteilten. Vom THW seien etwa 30 Mann im Einsatz gewesen, die insgesamt 650 Helferstunden "seit Pfingsten bis heute" leisteten. Etwa 10 000 gefüllte Sandsäcke wurden eingesetzt, 4000 weitere füllten und verteilten Bürger selbst. Dass sich die Hochwasserlage entspannt hat und es keine weiteren Probleme gab, sei der bestens funktionierenden Zusammenarbeit von THW, Polizei und Feuerwehr zu danken. "Wir können nun unsere Leute zu überörtlichen Einsätzen freigeben, beispielsweise nach Passau wo dringend Hilfe erforderlich ist", sagte der Haßfurter THW-Mann.

"Die Hauptaufgabe der Polizei in Situationen wie in den vergangenen zwei Wochen ist die Freihaltung der Verkehrswege für Rettungseinsätze", bekundete der Pressesprecher und stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion (PI) Haßfurt Peter Firsching. Manchmal müssen bei Gefahr für Menschen auch Straßen gesperrt werden, wie etwa die B 26 bei Dippach oder in Sand im Bereich Wörth, in Knetzgau, in Zeil oder in Wonfurt und Horhausen. In Haßfurt sind die Parkplätze Tränkberg und Gries bis heute wegen Überflutung gesperrt. Firsching lobte wie seine Vorredner die Existenz der Schweinfurter Leitstelle. "Dadurch blieben uns viele Einsätze erspart." An die PI Haßfurt seien gerade mal 20 Einsatzanforderungen herangetragen worden, was Kapazitäten zur Freihaltung der Wege geschaffen habe. "In den allermeisten Fällen ist das Verhalten der Bevölkerung in Ordnung", sagte Firsching, "aber es gibt auch Ausnahmen". Für Katastrophentourismus zeige er absolut kein Verständnis. Schilder würden aufgestellt, um sie zu beachten. Wenn es heiße "kein Fahrzeugverkehr", dann gelte das für alle Fahrzeuge, auch Fahrräder.

Allein am Pfingstsonntag wurden 220 Einsätze alarmiert. 70 Feuerwehren mit rund 700 Helferstunden werden bis heute verzeichnet, berichtete Kreisbrandrat Ralf Dressel für die Feuerwehr. "Viele Leute denken mit und tun etwas", berichtete Dressel, "andere verlassen sich blind auf die Hilfskräfte". Ein Hilferuf "der Swimmingpool läuft über", wie tatsächlich eingegangen, könne nicht nur nicht ernst genommen werden, er behindere auch lebensrettende Maßnahmen. Regelmäßig habe man Pegelstände beobachtet und an neuralgischen Punkten, wie etwa am Altershäuser See, Vorsorge getroffen.

Altershausen betroffen

Altershausen hat es wieder einmal erwischt. Das Haßbergdorf mit etwa 290 Einwohnern war in den zurückliegenden Jahren wiederholt überschwemmt, wie etwa im Jahr 2005, als heftige Gewitter Sturzbäche auslösten. Die parallel zur Hauptstraße durch die Ortsmitte fließende Altach wurde zu einem reißenden Strom. "Diesmal war es am Pfingstsonntag am schlimmsten", berichtete Günther Lutsch. Mit seinem Hund Arco spazierte er am Mittwoch durchs Dorf, wo der beschauliche Bach sich wieder in sein Bett zurückgezogen hat. "Viel Wasser und Schlamm kam aus der Flur zur Ortsmitte", berichtete er. Sandsäcke und Hand in Hand arbeitende Helfer verhinderten das Schlimmste, so wie eine Überflutung der zentralen Heizungsanlage oder der Gärten am Altershäuser See. sme


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