Hassberge Mittendrin statt nur dabei

Von Manfred Wagner

Zwei ehemalige Eberner Gymnasiasten schreiben ein Buch über die Familie Fuchs von Bimbach und Dornheim. Ihre Aufzeichnungen lassen das Schicksal einer Adelsfamilie hautnah und anschaulich erleben.

 
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Burgpreppach - Liebe und Hass, Macht und Geld, Eifersucht und Neid, Erfolg und Karriere - das, was die Menschen im Innersten bewegt und antreibt, ist heutzutage dasselbe wie vor gut 100 Jahren. Nur die "Rahmenbedingungen" haben sich grundlegend geändert. Diese Tatsache wurde überdeutlich bei einer außergewöhnlichen Präsentation. Dr. Helmut Hammerich und Dr. Volker Rößner stellten - passend zum Thema - im Festsaal des Burgpreppacher Schlosses ihr Buch vor: "Die Familie Fuchs von Bimbach und Dornheim im deutschen Kaiserreich."

Die beiden Herausgeber stammen aus den Haßbergen. Der heute in Bamberg lebende Kunsthistoriker Dr. Rößner wuchs in Maroldweisach auf. Direkt aus Ebern kommt Dr. Hammerich, der heute als Militärhistoriker in Potsdam lebt. Der Oberstleutnant arbeitet im militärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr. Beruflicher Ausgangspunkt von beiden war das Friedrich-Rückert-Gymnasium in Ebern, wo sie Mitte der 80-er Jahre ihr Abitur schrieben.

Das Besondere an ihrem 900 Seiten starken Werk besteht darin, dass der Leser keine nüchterne historische Abhandlung vorfindet, sondern anhand unzähliger privater Briefe - die nie für die Öffentlichkeit bestimmt waren - das Schicksal einer Adelsfamilie "hautnah" miterlebt. Man sieht anhand der umfangreichen Korrespondenz die Ereignisse an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert quasi "durch die Augen" der beteiligten Familienmitglieder. Im Mittelpunkt der Publikation steht das Leben des Reinold Freiherrn Fuchs von Bimbach und Dornheim (1845 - 1903).

Der Baron war der Urgroßvater der heutigen Schlossherrin Monica von Deuster-Fuchs von Bimbach und Dornheim. Als Waffenexperte wird er 1881 nach Berlin berufen und vom Deutschen Kaiser gefördert. 1895 erreicht der Offizier den Höhepunkt seiner Karriere, als er zum Vorsitzenden der preußischen Artillerie-Prüfungskommission ernannt wird - einer militärischen Schlüsselposition im aufrüstenden Deutschland.

Der Waffenexperte verbessert durch systematische Versuche auf einem Gut in Brandenburg die Sprengkraft der Granaten und unter seiner Federführung entwickelt man die schwere Feldhaubitze. Daher verwundert es nicht, dass der Generalleutnant die meiste Zeit nicht bei seiner Familie, sondern auf Dienstreisen verbrachte. Die Telefontechnik steckte noch in den Kinderschuhen, also kommunizierte man brieflich miteinander.

In diesen Briefen spiegeln sich in drastischer und ungeschminkter Weise die damaligen Fuchs´schen Familiendramen wider. So beklagt sich etwa Reinolds aus Österreich stammende Ehefrau Rosa wiederholt bitterlich darüber, dass ihr Mann die Familie vernachlässige. "Hoffentlich bleibt dir nichts zu thun übrig, als den Sargdeckel über mir zuzumachen", schreibt sie verbittert. "Solltest du selbst dazu nicht kommen, sorge wenigstens, dass ich nicht scheintodt begraben werde" geht es weiter. Damit nicht genug. "Falls das Kind auch stirbt, bitte es zu mir in den Sarg zu legen. Ich war im Leben so viel allein." Sarkastisch schließt sie: "Es tut mir leid, deine kostbare Zeit so sehr in Anspruch genommen zu haben." In den intimen Briefen gibt es keine Geheimnisse - über unliebsame Verwandte wird durchaus schmutzige Wäsche gewaschen. Wenn Rosa über ihren Onkel schreibt, dass er "traumverloren" im Theater sitzt und "mit seinen schwarzen Fingern in der Nase herum bohrt", ist das nur ein Beispiel von vielen.

Prof. Dr. Dieter Weiß aus München, der stellvertretende Wissenschaftliche Leiter der Gesellschaft für fränkische Geschichte e.V., bezeichnete das Buch als authentische Milieustudie, die das Standes- und Traditionsbewusstsein einer Adelsfamilie aufzeige. Wer sich in die Lektüre vertieft, für den wird die Welt von Gestern quicklebendig.

Hoffentlich bleibt dir nichts zu thun übrig, als den Sargdeckel über mir zuzumachen.

Rosa Fuchs von Bimbach und Dornheim

in den Briefwechseln


Starkes Werk

Volker Rößner, Helmut Hammerich "Die Familie Fuchs von Bimbach und Dornheim im Deutschen Kaiserreich": Ein Lebensbild in Briefen aus dem Nachlass des Reinold Frhr. Fuchs von Bimbach und Dornheim (1845-1903). 1.Auflage.

Gesellschaft für Fränkische Geschichte e.V. c/o WiKomm Verlag, Dezember 2011, 1032 Seiten.


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