Hassberge Musik über ein halbes Jahrhundert

Von Helmut Will
Zur ihrer Ehrung für 50 Jahre als Organistin in Vorbach, nahm Maria Pfeiffer noch einmal Platz auf dem Orgelbock in der Kirche "Johannes der Täufer" in Vorbach, wo Pfarrer Rudolf Theiler (hinten) ihren jahrzehntelangen Einsatz als Organistin würdigte. Foto: Helmut Will

Pfarrer Rudolf Theiler ehrt Maria Pfeiffer für 50 Jahre Orgelspiel in Vorbach. Er lobt ihre Zuverlässigkeit.

 
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Vorbach - "Ich habe gerne Orgel gespielt solange ich konnte. Aber mit 79 Jahren ist es doch an der Zeit aufzuhören." Das sagt Maria Pfeiffer aus Vorbach. Wohl 2500- bis 2600-mal hat sie, umgerechnet auf die lange Zeit, auf dem Orgelbock gesessen und in die Tasten gegriffen. Die Organistin aus Vorbach spielte offiziell 50 Jahre die "Königin der Instrumente." Dafür wurde sie am zweiten Weihnachtsfeiertag im Gottesdienst von Pfarrer Rudolf Theiler geehrt.

"Eigentlich habe ich länger als 50 Jahre gespielt, weil ich schon früher, als ich noch in Unterpreppach wohnte, auch dort als Orgelspielerin ausgeholfen habe", erinnert sich die heute 79-jährige Rentnerin. "In der Regel", so erzählt sie, "saßen früher die Lehrer auf dem Orgelbock." Zu Kriegszeiten waren diese eingezogen und somit war der Posten des Organisten "verwaist." Zwölf Jahre war Maria Deublein alt, so hieß sie als sie noch nicht verheiratet war, als sie bei einer Schwester Oberin im kirchlichen Kindergarten in Ebern erste Stunden im Orgelspiel nahm. Dabei wollte sie als Kind eigentlich gar nicht Orgel spielen, erinnert sich Maria Pfeiffer. Allerdings hatte damals ihr Vater auch noch ein Wort mitzureden. "Was man angefangen hat bringt man auch zu Ende", sie seine Einstellung gewesen. "Manchmal", so sagt Maria Pfeiffer, "hatte ich Angst wenn ich von Ebern nach Unterpreppach zum Orgelunterricht ging." Zu Kriegszeiten hörte sie auf diesem Weg öfters Flugzeuge und versteckte sich deshalb in Kellern bei Sandhof. Mehrere Jahre nahm sie Orgelunterricht. In Unterpreppach spielte sie später mit dem Lehrer Fürst, vor allem in den Nachmittagsandachten.

1953 heiratete sie nach Vorbach, wo ihr Schwiegervater Organist war. "Da war es klar, dass auch ich mich einbringen wollte", sagt Maria Pfeiffer. Nachdem ihr Schwiegervater 1962 starb, war sie fortan diejenige, welche in der Kirche in Vorbach die "Königin der Instrumente" erklingen ließ. Sie half, wie sie erzählt, auch in Neuses, Bischwind, Jesserndorf und in Pfaffendorf aus, wenn dort niemand zur Verfügung stand, der die Orgel spielen konnte.

Mit allen Pfarrern, die während der fünf Jahrzehnte in der katholischen Kirchgengemeinde waren, sei sie gut ausgekommen. Nur manchmal hatte sie etwas Strapazen, mit wem will sie nicht verraten. "Früher war es so, dass die Pfarrer den Liederplan immer mitbrachten. Wenn der Pfarrer erst unmittelbar vor Gottesdienstbeginn kam, war das schon ärgerlich. Ich konnte mich da überhaupt nicht mehr vorbereiten und es wurde teilweise hektisch", sagt Maria Pfeiffer lachend.

Im August 2010 hat sie dann aus Altersgründen das Orgelspiel aufgegeben. "Man muss wissen, wenn es Zeit ist und in meinem Alter wurde es Zeit", sagt die Organistin, die über ein halbes Jahrhundert in der katholischen Kirche zum Lobe Gottes die Orgel spielte. Maria Pfeiffer nennt das erste Lied welches sie auf der Orgel spielte: "Herr send herab uns deinen Sohn heißt dieses."

An ihrem Ehrentag erklomm die rüstige Rentnerin noch einmal den Orgelbock um auf der einmanualigen Orgel Pfarrer Theiler zu zeigen, dass sie dem Instrument noch wohlklingende Töne entlocken kann. "Ein oder zwei Lieder kann ich noch hintereinander spielen, aber dann verschwimmen mir die Noten vor meinen Augen", sagt Maria Pfeiffer. Das war auch der Grund, warum sie im August des Jahres 2010 für sich entschied, die Orgelbücher zu schließen.

Pfarrer Rudolf Theiler würdigte im Gottesdienst Maria Pfeiffer für 50 Jahre Orgelspiel in Vorbach. In seiner Predigt hatte der Geistliche an den heiligen Stephanus erinnert, dessen am 26. Dezember gedacht wird. Stephanus gilt als erster Märtyrer der zu Jesus stand und der sich für andere einsetzte. Pfarrer Theiler spannte von dessen Zeit (ein bis 40 Jahre nach Chr.) einen Bogen bis in die Gegenwart. "Auch wir haben in unserer Gemeinde Menschen die zu ihrem Glauben stehen und die sich ehrenamtlich in unserer Kirche einbringen", sagte der Geistliche und kam auf Maria Pfeiffer zu sprechen. Er überrichte ihr eine Urkunde und die Ehrennadel des Bistums Würzburg.

Kirchenpfleger Siegfried Jäger sagte, dass es eher selten wäre, dass jemand 50 Jahre in seiner Gemeinde die Orgel spiele. "Ja, das ist schon eine kleine Ewigkeit", fügte Pfarrer Theiler hinzu. In den Dank schlossen der Geistliche und Kirchenpfleger Jäger auch alle anderen mit ein, die sich ehrenamtlich in der Kirche engagieren.

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