Davon abgesehen setze sich die SPD in Bayern für die Abschaffung der Studiengebühren ein, der "Barriere für sozial Schwache", wie Fraktionsvorsitzende formulierte. "Die liegen dann auf dem Konto der Hochschule und machen aus Studiengebühren eine Sparkasse", schimpfte er: "Aber sind sie wirklich nötig?"
Damit traf Rinderspacher selbstredend den Nerv der Jugendlichen, die ihm aber noch für eine andere Tatsache dankbar waren: "Ich freue mich über Ihre Direktheit", freute sich beispielsweise Jan Limpert, der dem Politiker eine klare Wortwahl attestierte. Dieser hatte dem Ex-Verteidigungsminister zu Guttenberg das Hinterlassen eines "Saustalls" in dessen Ressort bescheinigt: "Ich weiß nicht, ob sich die CSU einen Gefallen tut, wenn sie ihn zurückholt."
Gefragt zum heiß diskutierten Rücktritt des Bundespräsidenten entgegnete Rinderspacher lapidar: "Das muss er selbst entscheiden." Allerdings sei es ein großes Problem, dass Wulff die ohnehin spärlich verbreitete Glaubwürdigkeit der Politik innerhalb der Bevölkerung weiter beschädigt habe.
Doch auch mit der eigenen Partei ging der 42-Jährige nicht zimperlich um. Angesprochen von Lehrer Roland Baumann auf die Nachwuchsarbeit, gestand er ein "Riesenproblem": Er selbst zähle mit Anfang 40 zu den Jüngsten im Landtag, das bayernweite SPD-Durchschnittsalter der Mitglieder läge bei 60 Jahren. Ergo: "Reicht es denn, nur zu motzen?", appellierte er an die Jugendlichen, selbst Politik zu machen. Denn: "Ihre Zukunft in der Bildungspolitik entscheiden momentan nicht die Jüngeren, sondern die, die schon länger keine Schule mehr besucht haben!" Da reiche es für Politiker nicht, "bei Facebook zu sein und sich antwittern zu lassen", um die Jugend zu erreichen.
Dies wiederum gelang dem gebürtigen Pfälzer bei seinem Schulauftritt bestens, wie ein Stimmungsbild unter den Oberstufenschüler nach der Veranstaltung zeigte. Er habe sich gut verkauft, bescheinigten ihm Annkathrin und Barbara, die diese Veranstaltung besser fanden als die erste der Politik-Reihe. Die wiederum fand ganz die Zustimmung von Kim Wichler, der die bisherige Vorstellung der jeweiligen Denk- und Programmansätze gut gefallen hat: "Das finde ich gut und wichtig, zumal ich ja bald selbst wählen gehe."
Politik muss schon die Jüngsten erreichen, das weiß Markus Rinderspacher aus eigener Erfahrung: Nach dem Abtragen des heimischen Rodelhügels zugunsten einer neuen Schule entpuppte sich zuhause der eigene Sohn als kleiner "Wutbürger". Selbst die Aussicht auf einen neuen Hügel besänftigte den Achtjährigen nicht: "Bis der gebaut wird, liegt kein Schnee mehr", so der Sohn. So schwierig ist Politik.