Kronach Ärger über neue Wasseranschlüsse

Die Rodacher Gruppe will die Wasserleistung in Vogtendorf auf einer längeren Strecke verlegen, als es nötig wäre - laut Vorsitzendem Norbert Gräbner, um erneute Bauarbeiten in absehbarer Zeit möglichst zu vermeiden. Dem Kronacher Stadtrat gefällt das jedoch gar nicht. Foto: dpa/Christoph Schmidt Quelle: Unbekannt

Aufgrund des geplanten Baugebiets in Vogtendorf wird die dortige Wasserleitung verlegt. Für manche Bürger ist das mit Kosten verbunden. Aus Sicht des Kronacher Stadtrats wäre das aber überhaupt nicht nötig.

 
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Kronach - Der Kronacher Stadtrat hat sich in seiner Sitzung ein weiteres Mal mit dem geplanten Vogtendorfer Neubaugebiet "Alte Heeresstraße - Sandäcker" beschäftigt. Bevor das Gremium den geänderten Planentwurf sowie dessen öffentliche Auslegung billigte, gab es eine längere Diskussion. Diese nahm so richtig Fahrt auf, als SPD-Fraktionsvorsitzender Ralf Völkl kritisch hinterfragte, warum im Zuge dessen plötzlich einige Höfleser Bürger für neue Wasser-Hausanschlüsse zur Kasse gebeten werden.

Hintergrund des Ganzen ist die geplante Verlegung der Wasserleitung. Aktuell verläuft diese direkt unter dem Neubaugebiet in spe. Damit sie jedoch auch künftig in öffentlichem Grund liegt, soll sie in die angrenzende Straße verlagert werden. Laut Baugebiet-Investor Udo Weber plant der zuständige Wasserzweckverband Rodacher Gruppe die Verlegung der Rohre jedoch auf einer längeren Strecke, als es für das Baugebiet nötig wäre. Das bedinge, dass manche Anwohner neue Hausanschlüsse benötigten, deren Kosten sie laut Satzung der Rodacher Gruppe selbst tragen müssten. "Das ist eine Entscheidung des Zweckverbands und hat nichts mit dem Baugebiet zu tun", stellte er klar.

Diese Information sorgte im Stadtrat für Unverständnis. "Was die Rodacher Gruppe macht, ist unmöglich. Den Bürgern wird suggeriert, das hätte etwas mit dem Baugebiet zu tun. Das ist gelogen", ärgerte sich CSU-Fraktionsvorsitzender Jonas Geissler. Er forderte sogar den Rücktritt des Geschäftsführers der Rodacher Gruppe, Hubert Mäusbacher. Dem schloss sich auch Freie Wähler-Fraktionsvorsitzender Michael Zwingmann an: "Es kann nicht sein, dass man so mit den Bürgern umspringt." Hans-Georg Simon (Freie Wähler) wollte wissen, wie hoch die Kosten für die einzelnen Haushalte ausfallen. Udo Weber entgegnete, dass man von rund 700 Euro ausgehen könne - es halte sich also in Grenzen.

Bernd Liebhardt (CSU) versuchte, die erhitzten Gemüter zu beschwichtigen. "Bevor wir das jetzt hier in einer öffentlichen Sitzung diskutieren, sollte man vielleicht lieber erst einmal von Bürgermeister zu Bürgermeister miteinander sprechen." Schließlich sei der Marktrodacher Rathauschef Norbert Gräbner (SPD) Vorsitzender der Rodacher Gruppe. Der Kronacher Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (Freie Wähler) stimmte zu und versprach, das Gespräch mit Gräbner zu suchen.

Dennoch beantragte Ralf Völkl, der Stadtrat solle der Rodacher Gruppe untersagen, die Kosten für die Hausanschlüsse auf die Bürger umzulegen. Hauptamtsleiter Stefan Wicklein erklärte jedoch, dass das nicht möglich sei: "Es steht ja so in der Satzung. Wenn, dann müsste die Stadt die Kosten übernehmen." Er schlug vor, den Wasserzweckverband stattdessen aufzufordern, nur den Teil der Leitung zu erneuern, der für das Baugebiet nötig ist. Dann sei allerdings immer noch ein Mehrheitsbeschluss der Verbandsversammlung nötig. Diesem Vorgehen stimmte der Stadtrat einstimmig zu.

Auf Nachfrage der NP erklärte Verbandsvorsitzender Norbert Gräbner am gestrigen Abend, dass man sich ganz bewusst für die Verlegung der Wasserleitung auf einer längeren Strecke entschieden habe. "Wir wollen es gleich ordentlich machen, damit wir nicht in sechs, sieben Jahren wieder etwas verlegen müssen", führte er aus. Zu den genauen Kosten für die Anwohner könne er allerdings nichts sagen, denn darum kümmere sich Geschäftsführer Hubert Mäusbacher. Dieser war am Montagabend jedoch nicht zu erreichen. "In dem Bereich wohnen nicht viele Leute. Es kann also nicht mit vielen Anschlüssen zusammenhängen", war Gräbner überzeugt. Mäusbacher habe die Bürger bereits informiert und für jeden einzelnen die konkreten Kosten ausgerechnet.

Grundsätzlich stießen die Pläne für das Vogtendorfer Neubaugebiet im Stadtrat aber auf breite Zustimmung. Lediglich die Höfleser Stadträtin Carin Bülling (CSU) konnte sich nicht damit anfreunden und stimmte als einzige dagegen. So habe sich im Vergleich zu den ersten Entwürfen zwar einiges verbessert - beispielsweise seien nun ein Spielplatz und ein Gehweg vorgesehen. "Aber dennoch ist noch Arbeit nötig", fand sie. So sei nach wie vor die Zufahrt für die Baustellenfahrzeuge nicht geklärt. Schwere Lastwagen über die Brücke in Höfles zu schicken, hielt sie für äußerst bedenklich, da das Bauwerk seit Jahren sanierungsbedürftig sei. Die Alternative durch die Engstelle in Vogtendorf sei ebenfalls nicht ideal. Denn die angrenzende Mauer sei ebenfalls marode und könne schon bei leichten Beschädigungen einstürzen. Außerdem kritisierte Carin Bülling, dass die geplanten 19 Häuser mit neun Aus- und zwei Einfahrten einfach zu viel seien. Zwar sei die Ausweisung eines Baugebiets absolut wünschenswert, aber es könne nicht die Prämisse sein, alles zuzupflastern. "Ich bin nicht in diesem Gremium, um die Interessen eines Investors zu vertreten", stellte sie klar.

Dem schloss sich in Teilen auch die Vogtendorfer Ortssprecherin Claudia Wellach an. Sie kritisierte, dass sich die örtlichen Vereine um den Spielplatz kümmern sollen: "Das ist in Unding. Die haben überhaupt keine Zeit dazu, auch noch den Rasen zu mähen." Außerdem müsse man auch das Umfeld betrachten, nicht nur das Baugebiet selbst. So sei beispielsweise ein Gehweg in Vogtendorf dringend nötig.

Peter Witton (Grüne) freute sich, dass viele Gärten geplant seien und somit nur ein kleiner Teil der Flächen versiegelt werde. Er regte an, Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern anzustreben. Und Martina Zwosta (Frauenliste) wünschte sich, dass man im Bebauungsplan auch die Bepflanzung der Grundstücke regelt, sodass nicht nur Koniferen dort wachsen, wie es im Neubaugebiet am Kreuzberg der Fall sei. "Wir müssen was für die Bienen tun", meinte sie. Dafür hatte Winfried Lebok (CSU) kein Verständnis: "Wir sollten mal den Ball flach halten. Jeder kann doch seinen Garten selbst gestalten." Außerdem solle man einmal überprüfen, ob nicht - anstelle des geplanten Regenüberlaufbeckens - auch eine Versickerung auf den einzelnen Grundstücken möglich wäre. Jonas Geissler sprach vom "ausgewogensten Baugebiet, das wir jemals hatten." Über keines habe man so intensiv diskutiert. Nun müsse man einmal den nächsten Schritt gehen. Das hat der Stadtrat mit seiner Beschlussfassung dann auch getan.

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