Kronach Archäologen legen Küpser Geschichte frei

Rainer Glissnik
"Die Geschichte des Oberen Schloss und des Anbaus geht wesentlich weiter zurück als wir bisher gewusst haben", eröffnete Bürgermeister Bernd Rebhan vor Ort den Mitgliedern des Bau- und Umweltausschusses. Foto: Rainer Glissnik

Bei der Sanierung im Oberen Schloss treten historische Funde ans Tageslicht - bei einem weiteren Projekt sind es zusätzliche Kosten.

 
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Küps - "Wir schreiben ein Stück weit die Geschichte des Küpser Kernortes neu", erklärte Bürgermeister Bernd Rebhan an diesem Mittwochabend. Gemeinsam mit den Mitgliedern des Bau- und Umweltausschusses überzeugte er sich bei einer Besichtigung vom Fortschritt der Sanierung, die derzeit im Oberen Schloss durchgeführt wird. "Die Geschichte des Oberen Schlosses und des Anbaus geht wesentlich weiter zurück als wir bisher gewusst haben. Deshalb sind die Funde von ganz großer Bedeutung."

Im Eingangsbereich des Schlosses etwa kam nach dem Rückbau des bisherigen Bodenbelages wieder der historische Sandsteinplattenboden zum Vorschein. Im gesamten Bereich der Remise und im Kreuzgratgewölbe wurden die Böden entnommen, von den Archäologen untersucht und vor dem Wiederaufbau der Böden eine konservatorische Abdeckung mittels Vlies- und Schutzschicht vorgenommen. Die Eigentümerin möchte den Sandsteinbelag erhalten.

Denn bei den Grabungen ist man auf Holzreste und auf mit Asche geschwärzte Sandsteine gestoßen, die auf ein Brandereignis hinweisen. Derzeit liegen diese im Kirchhof. Nach Angaben des Archäologen Dr. Thomas Liebert, dem Leiter der Ausgrabungen, sei ein Bezug zum Bauernkrieg aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts denkbar. Die genaue Datierung der Holzreste sei jedoch weiteren Untersuchungen vorbehalten. Nicht gefunden wurden hingegen Hinweise auf eine Kapelle.

Im Bereich der Remise wurden nach der Entkernung unter den aufgehenden Wänden breite Fundamente gefunden. Bislang sei man davon ausgegangen, dass die Remise 1721 entstanden ist, so Lieberts Ausführungen. Die heutige Remise hat folglich kommendes Jahr 300-jähriges Bestehen. Die Fundamente seien laut den Archäologen jedoch deutlich älter als die Remise. Wie alt genau, könnten vielleicht Untersuchungen der Holz- und Aschereste zeigen. Es bestünden Vermutungen, dass diese aus dem Bauernkrieg um 1525 stammen.

Gefunden wurden auch Keramiken aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Notwendig sei hier ein Vergleich mit Tüschnitzer Funden. Eine Jahreszahl 1613 weise auf das Vorgängergebäude hin. Der damalige Fürstbischof Weigand von Redwitz (1522 bis 1556 Fürstbischof in Bamberg) ist in Tüschnitz geboren und soll hier eine Sommerresidenz gehabt haben. "Es wäre eine schöne Sache wenn ein Bezug zu den Funden bei der Niederungsburg in Tüschnitz hergestellt werden könnten. Eine spannende Angelegenheit", so Liebert. Dokumente im Mainfränkischen Museum könnten darauf Hinweise geben.

Eine weitere, aber eher unerfreuliche Überraschung hat sich hingegen bei der Sanierung des gemeindlichen Anwesens "Am Plan 2" aufgetan: Statt den bislang veranschlagten 470 000 Euro sind für den jetzigen Planungsstand 765 614 Euro vorgesehen. Das Gebäude stand viele Jahre leer, diente als Obdachlosenunterkunft. Es befindet sich im Ensembleschutz Neues Schloss. Hinweise von Marktgemeinderat Heiko Meusel hatten dort zu weiteren Untersuchungen geführt. Dabei fand man heraus, dass das Gebälk schadhaft ist - es wurden Schwamm und Holzwürmer gefunden. Das um 1855 erbaute Gebäude soll für Veranstaltungen hergerichtet werden, erklärte Planer Alexander Hempfling. Zuschussfähige Lösung wären die Einrichtung einer Toilettenanlage, ein kleiner Gastraum, eine kleinere Zubereitungsküche und im Obergeschoss ein Büro für das Städteumbaumanagement.

Die vorhandenen Decken tragen nicht und müssen komplett erneuert werden, habe der Statiker festgestellt. Vor allem der Brandschutz muss dabei berücksichtigt werden. Der Boden muss vollständig aufgegraben werden, meist in Handarbeit. "Bis auf die Außenwände bleibt nichts stehen", stellte Alexander Hempfling fest. Stellvertretender Bürgermeister Thomas Meyer riet, dass zumindest ein kleiner Bagger ins Gebäude gebracht werden könne, wenn das Dach ohnehin entfernt werde.

"Ich habe schon Bauchschmerzen", zeigte sich Ursula Eberle-Berlips angesichts der Kostenmehrung erschüttert. "Was ist die Alternative?", gab Bürgermeister Bernd Rebhan zu denken. "Es ist halt historische Bausubstanz." Mit zwei Gegenstimmen wurde eine entsprechende Weiterplanung beschlossen. Der Marktgemeinderat hat hierbei jedoch abschließend das Sagen.

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