Dobersgrund Auch dieser Sommer wird der Hammer!

Heike Schülein

In der Sandsteinwerkstatt wird wieder fleißig gearbeitet. Wieder finden die Kurse nicht auf der Festung Rosenberg statt, sondern im malerischen Dobersgrund.

 
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Dobersgrund - Es klopft und hämmert wieder inmitten herrlicher Natur in Dobersgrund. Weitab des lärmenden Straßenverkehrs greifen seit Montag insgesamt neun kreative Männer und Frauen zu Meißel, Fäustel und Hammer, um damit ihre Sandsteine zu bearbeiten. Die Sandsteinwerkstatt geht über zwei Wochen. Einige bleiben auch nur eine Woche dabei. Unter professioneller Anleitung von Tobias Schreiber schaffen sie Reliefs, Ornamente oder Figürliches.

Jubiläum & Kurse

Die Jubiläumswoche 25 Jahre Sandsteinwerkstatt findet in diesem Jahr statt vom 27. bis 31. Juli. Der Bildhauer Kurs 2 ist terminiert vom 3. bis 14. August. Alternativ gibt es die Möglichkeit, jeweils lediglich eine Woche in der Zeit vom 3. bis 7. August beziehungsweise 10. bis 14. August daran teilzunehmen.

Anmeldungen sind nur schriftlich möglich und erfolgen an Tobias Schreiber, Klosterstraße 16, 96317 Kronach. Auch per E-Mail an tobias-_schreiber@gmx.de oder telefonisch (09261/52888, ab 18 Uhr) ist er zu erreichen.


"Kronach steht symbolisch für Tradition und Innovation", bekundete Kronachs Bürgermeisterin Angela Hofmann bei der offiziellen Eröffnung der Kurse am Montagmittag. Der neue Veranstaltungsort in Dobersgrund sei eigentlich aus der Not heraus geboren, da der angestammte Platz auf der Festung Rosenberg aufgrund der Baustelle nicht genutzt werden konnte. Nun scheint sich der wunderbare Ort zur Dauerlösung zu etablieren.

Sandstein sei einst für die Lucas-Cranach-Stadt als auch für den gesamten Frankenwald ein sehr wichtiger Rohstoff gewesen, den man in Steinbrüchen abgebaut und damit in hohem Maße Handel betrieben habe. Die Sandsteinwerkstatt passe daher hervorragend zu Kronach. Zu verdanken habe man diese dem akademischen Bildhauer und Kronachs Ehrenbürger Heinrich Schreiber, der sie gegründet und über 20 Jahre geleitete hatte: "Sandstein war sein Material", stellte Hofmann heraus. Ihm gebühre großer Dank ebenso wie nunmehr seinem Sohn Tobias Schreiber, der die Kurse nach dessen Tod im Jahre 2016 fortführe und nunmehr auch im bereits dritten Jahr in Folge sein Atelier in Dobersgrund dafür zur Verfügung stelle. Erfreulicherweise führe das Angebot auch immer wieder auswärtige Gäste nach Kronach. So gab es auch heuer mit drei Teilnehmern aus Berlin von weither angereiste Gäste - und auch Frank Kraus aus Klosterlangheim, der bereits in der Vergangenheit schon rund fünf Mal teilnahm, ist wieder mit dabei.

Von einer ganz besonderen Kursstaffel sprach Dr. Kerstin Löw, Leiterin des Tourismus- und Veranstaltungsbetriebs der Stadt Kronach. Dies gelte zum einen für die Begleitumstände - sprich der aktuellen Situation, aber insbesondere natürlich auch für das heuer zu feiernde silberne Jubiläum. Sie freue sich sehr, dass dieser feste Bestandteil im Kronacher Jahresprogramm an diesem "unheimlich schönen Ort" auch in diesem Jahr - idealerweise im Freien - stattfinden könne, nachdem man alle anderen Veranstaltungen habe absagen müssen. Allen Teilnehmern wünschte sie viele kreative sowie kulinarische Erlebnisse. Kreativsein sei eine gut Möglichkeit, mit seinem Leben umzugehen und eine gute Sprache, um sich auszudrücken. Als Geschenk überreichte sie ihnen jeweils einen Gutschein für eine Festungsführung mit Besuch der Fränkischen Galerie.

"Wir haben Spaß, gutes Essen und gutes Wetter. Der Rest wird sich zeigen", meinte Tobias Schreiber - in der Hoffnung, die Teilnehmer mögen sich - im positiven Sinn - "kreativ infizieren". Zum 25-jährigen Bestehen werde es heuer eine zusätzliche Jubiläumswoche vom 27. bis 31. Juli geben. Allen Teilnehmern der Sommerkurse wünschte er, das von ihnen angestrebte Motiv praktisch umsetzen zu können.

Die überwiegende Anzahl der Steinkünstler hat dabei schon sehr konkrete Vorstellungen; entstehen sollen unter anderem eine Sonnenblume, ein Frauentorso, eine Stele mit einem Pferd oder ein liegender Löwe. Anje Mann aus Berlin möchte beispielsweise die von ihr im letzten Jahr begonnene liegende Katze zu Ende bringen, wobei sie noch etwas skeptisch ist. "Ich habe Bedenken, dass mir der Stein in der Mitte auseinanderbricht", beäugt sie ihn kritisch. In der zweiten Woche möchte sie etwas Abstraktes schaffen. Lore Walker ist bereits zum 17. Mal dabei und damit bisher in diesem Jahr die Dienstälteste. Wie meist auch schon in der Vergangenheit, wird ihre Skulptur wieder ein Geschenk für gute Freunde. Als Motiv hat sie sich eine "Dicke" ähnlich wie auf dem LGS-Gelände vorgenommen, natürlich etwas kleiner. Dicht auf den Fersen mit 16 Teilnahmen ist ihr Brigitte Bühler aus Unterrodach, die eine Frauenskulptur schaffen möchte. "Arbeit mit Sandstein macht so viel Spaß. Es gibt nichts Schöneres. Ich komme davon nicht los", strahlt sie. Eine Muttergottes möchte Frank Kraus aus Klosterlangheim schaffen. "Das ist ein Wunsch meiner Frau", erzählt er und verweist auf sein aus Ton gestaltetes Modell. Seinen Sandstein hat er von zu Hause selbst mitgebracht. Für ihn ist die Teilnahme die pure Entschleunigung - einfach "nur" unter freiem Himmel den Stein bearbeiten, nichts anderes tun und an nichts anderes denken. "Dieser Kurs ist für mich mehr Urlaub als wenn ich eine Woche nach Mallorca fahre", schwärmt er.

Der Zusammenhalt, das Gesellige, das Ambiente, die sehr gute Betreuung und Anleitung wie natürlich auch die Fachkompetenz von Tobias Schreiber: Das ist es, was bei den kreativen Frauen und Männern, ob Anfänger oder Fortgeschrittener, besonders gut ankommt. Oder wie es Antje Mann auf den Punkt bringt: "Ein guter Meister, ein guter Stein und ein guter Ort - der Rest wird unter Anleitung".

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