Kronach Berufsschule auf dem Weg in die Zukunft

Die Kronacher Bildungseinrichtung wird saniert. So will man sie fit für die nächsten Jahrzehnte machen. Denn die Anforderungen haben sich stark verändert.

 
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Kronach - Ein langer Gang, links und rechts die Türen zu den einzelnen Klassenzimmern: So sieht eine typische Schule von Innen aus - jedenfalls noch. Denn die Unterrichtsformen haben sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt und werden sich auch in Zukunft weiter verändern. So prophezeit es jedenfalls Rudolf Schirmer, Leiter der Kronacher Lorenz-Kaim-Berufsschule. Auch die Berufsausbildung befinde sich im "totalen Umbruch". Das erfordere neue Raumkonzepte und modernste technische Ausstattung. Nicht zuletzt deshalb soll die Berufsschule in den nächsten Jahren generalsaniert werden. Aber auch von den veränderten Ansprüchen abgesehen sei das Gebäude einfach renovierungsbedürftig: "Der älteste Teil stammt aus den 1960er-Jahren, der Rest aus den 1970-ern. Da gibt es freilich viel zu tun, ähnlich wie bei einem Wohnhaus in dem Alter."

Besondere Bedeutung

In Kronach hat die Berufsschule laut Schulleiter Rudolf Schirmer einen besonderen Stellenwert. Denn im ländlichen Raum bilde man quasi die eigenen Fachkräfte der Zukunft direkt vor Ort aus. In Großstädten hingegen hätten Berufsschulen einen viel größeren Einzugsbereich und oft blieben die Schüler nach Abschluss ihrer Ausbildung nicht dort.

Die große Herausforderung ist es laut Rudolf Schirmer, bei den Planungen schon wieder für die nächsten 30 bis 40 Jahre vorauszudenken. "Als die Schule damals gebaut wurde, haben sich die Leute ja auch etwas dabei gedacht - und sie hat ihren Sinn ja lange erfüllt beziehungsweise tut es immer noch", führt er aus. Wenn der Landkreis Kronach als Sachaufwandsträger nun wieder große Summen Geld für die Sanierung in die Hand nehme, müsse das Ergebnis ebenso lange taugen.

Dabei müsse man vor allem der sogenannten digitalen Transformation Rechnung tragen. Das bedeute, dass im Berufsalltag unterschiedliche Fachbereiche immer stärker zusammenarbeiten müssten. "Da muss sich der Mechatroniker mit dem Industriekaufmann verständigen können - und zwar auf Augenhöhe", erklärt Rudolf Schirmer. Das müsse man natürlich auch in der Berufsschule abbilden und die Auszubildenden so auf die Realität vorbereiten. Mit dem alten Raumkonzept funktioniere das aber nicht. "Man braucht eine Art Forum im Mittelpunkt und drum herum müssen die Klassenräume angeordnet sein", führt er aus. Auch das Thema Inklusion müsse man bei den Planungen immer im Kopf haben. So gebe es zum Beispiel immer wieder Schüler mit Rechtschreibschwäche, die bei Klausuren mehr Zeit bekämen als die anderen. Damit sie auch nach Ende der regulären Abgabefrist ungestört weiterarbeiten können und man sie dennoch im Blick habe, benötige man kleine, von außen einsehbare Räume.

Generell sei die Berufsausbildung der Zukunft berufsübergreifend, konzeptorientiert und selbstverantwortlich. "Es geht nicht mehr nur darum, auswendig irgendwelche Fakten herunterzubeten. Die Schüler sollen lernen, sich selbstständig Wissen anzueignen, dazu kommt eine starke Verzahnung von Theorie und Praxis", sagt Rudolf Schirmer. Elementar in allen Berufssparten seien Grundkompetenzen in Sachen EDV und Daten. Die bildeten die breite Basis, auf der alle miteinander kommunizieren könnten. Darauf aufbauend kämen, je nach Berufszweig, unterschiedliche Fachkompetenzen hinzu. Genau wie die Schüler müssten auch die Lehrer als Teamplayer agieren. Die Zeiten von geschlossenen Klassenzimmern, in denen jede Berufsgruppe unter sich blieb, seien jedenfalls vorbei.

Um diesen Anforderungen auch baulich gerecht zu werden, habe sich die Schulfamilie ein pädagogisches Gesamtkonzept ausgedacht. "Jetzt brauchen wir einen Architekten als Partner, der daraus einen Plan macht", meint Rudolf Schirmer. Dankenswerterweise habe der Kreistag in seiner jüngsten Sitzung am 15. Juli richtungsweisende Beschlüsse gefasst. So sei entschieden worden, einen Planungswettbewerb durchzuführen (die NP berichtete) und so Ideen mehrerer Büros einzuholen. "Und was fast noch wichtiger ist: Zur Vorbereitung des Wettbewerbs wird ein Begleit-Büro ausgesucht. Das ist dann quasi die Schnittstelle zwischen Kreisverwaltung und Schule und erstellt eine Vorgabe, an der sich die anderen Büros orientieren müssen", erklärt er. Das Begleit-Büro werde voraussichtlich bereits in den nächsten Wochen bestimmt. Noch in diesem Jahr solle dann besagter Vorentwurf entstehen. Zum weiteren Zeitplan kann Schirmer allerdings noch nichts sagen. Er findet: "Das Wichtigste ist, dass jetzt einmal der Startschuss gefallen ist." Für die Zusammenarbeit mit dem Landkreis hat er nur lobende Worte übrig: Sie sei vertrauensvoll, unkompliziert und bei Bedarf würden Beschlüsse sehr schnell herbeigeführt.

Im Rahmen der Sanierung werde man versuchen, Synergien mit dem Umfeld der Schule zu schaffen. Dabei denkt Rudolf Schirmer beispielsweise an Verbesserungen bei der Verkehrsanbindung. Auch die städtebauliche Einbindung in den gemeinsamen Campus-Bereich mit dem Kaspar-Zeuß-Gymnasium, der künftigen Finanz-Fachhochschule, dem Turnhallen-Trakt und dem Kreiskulturraum müsse man im Blick haben.

Selbstverständlich werde bei der Sanierung auch die Digitalisierung eine wichtige Rolle spielen. Rudolf Schirmer ist überzeugt: "In ein paar Jahren wird es ganz normal sein, dass die Schüler im Unterricht mit ihren eigenen Smartphones und Tablets arbeiten." Die dafür nötigen Voraussetzungen müsse man jetzt schaffen. Der Schulleiter ist sich sicher: "Unsere Berufsschule wird dann eine der modernsten Schulen in Deutschland sein - das muss sie aber auch."

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