Kronach Buch schlägt Bus

Maria Löffler
Sollen in Weißenbrunn Bücherschränke aufgestellt werden? Über den entsprechenden Antrag der CSU entspann sich am Dienstag eine lebhafte Debatte im Gemeinderat. Foto: Archiv

Eigentlich war zu erwarten, dass bei der Sitzung des Gemeinderats Weißenbrunn das neue Mobilitätskonzept im Mittelpunkt steht. Aber es kam anders.

 
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Weißenbrunn - Ob man in Weißenbrunn das Pferd von hinten aufzäumen kann, wird sich zeigen, denn bei der jüngsten Gemeinderatssitzung wäre genau das fast passiert. Ursache dafür war der Antrag der CSU-Fraktion auf öffentliche Bücherschränke.

Aus dem Gemeinderat

Eine weitere Entscheidung fiel bei der Sitzung bezüglich der Erneuerung des Oberlichts in der Sporthalle der Grundschule. Diesen Auftrag soll die Firma TE-Bedachungen übernehmen. Die Kosten, die dabei entstehen, bezifferte Bürgermeister Jörg Neubauer auf rund 83 000 Euro.

An den laufenden Kosten für das Kalenderjahr 2019 durch den Förderverein Brauer- und Büttnermuseum will sich die Gemeinde auch in diesem Jahr zur Hälfte beteiligen.

"Die Schwimmbadsaison 2020 ist eröffnet", freute sich Neubauer. Geöffnet ist das Bad von 13 bis 19 Uhr.

Mit Bedauern quittierte er hingegen die Absage des Kirchweihfest durch die Kirchweihgesellschaft.

Das Hygienekonzept für die Sporthalle, das mit den Vereinen erstellt wurde, zieht einige Konsequenzen nach sich. So kann beispielsweise pro Abend nur ein Verein trainieren.

Der Wasserrohrbruch "Im Rangen" in Richtung Grün sei schnell behoben worden, berichtete Neubauer. Die Erneuerung der Ringstraße Eichenbühl dagegen habe man auf nächstes Jahr vertagen müssen.

Im Umbau befinde sich gerade der Kindergarten Pusteblume, aber Neubauer machte Hoffnung darauf, dass die Kinder im Herbst wieder dort einziehen können.

Die Anfrage von Markus Pohl bezüglich einer Klausurtagung, bei der sich insbesondere die neuen Gemeinderäte über laufende und geplante Projekte informieren können und die auch das Ziel des gegenseitigen Kennenlernens verfolgt, wurde nach hinten verschoben. Jörg Neubauer: "Ich muss mich selbst erst einarbeiten, bevor ich Informationen weitergebe. Alles zu seiner Zeit." Einen "Masterplan" für Weißenbrunn gebe es aber schon, stellte er in Aussicht. ml


Während Bürgermeister Jörg Neubauer (SPD) die Idee zwar nicht verkehrt fand, sie aber Richtung "nach Corona" verschieben wollte, weil dafür gerade "kein optimaler Zeitpunkt" sei, entspann sich um ihn herum eine Debatte. Ein Punkt, der eigentlich schnell abgehakt werden sollte, wurde dadurch fast zum Dauerbrenner. Neben ihm verblasste selbst das neue Mobilitätskonzept, das Barbara Meyer und Gabriele Riedel für Weißenbrunn vorstellten. Während Markus Pohl (CSU) eigentlich nur wissen wollte, ob im Gemeinderat prinzipiell Einverständnis bei den geplanten Bücherschränken bestehe, verwies der Bürgermeister auf ein Konzept, das erst einmal umfassend ausgearbeitet werden sollte, sowie auf "die neue Bücherei, die kommt" und zu der man keine Konkurrenz aufbauen wolle. Die Bücherschränke könnten allenfalls eine Ergänzung darstellen, betonte Neubauer. Worauf die CSU wieder nachhakte, ob denn alle dem Vorschlag prinzipiell zustimmen würden. Und so drehte sich das Rad.

Da man ja keinen Beschluss fassen konnte, wo keiner vorlag, einigte man sich am Ende darauf, den Vorschlag im Gemeindeblatt zu veröffentlichen und die Resonanz aus der Bevölkerung darauf abzuwarten. Schließlich müsse man erst eine ausreichende Anzahl an Bücherpaten finden, die sich um die Schränke kümmern würden. Um die drehe sich nämlich alles, denn sie übernähmen die Verantwortung dafür, was letztendlich als Lesestoff darin lande. Auf keinen Fall nämlich möchte man dort pornografische oder politisch fragwürdige Literatur haben. Finanziert werden soll das Projekt durch Akquisition bei ortsansässigen Geschäftsleuten, Handwerkern und Vereinen.

"Mobilitätskonzept" - ein Zauberwort, das derzeit den ganzen Landkreis Kronach in Bewegung bringt. Das gilt auch für Weißenbrunn. Die Zusammenführung aller Verkehrsmöglichkeiten soll am 1. August als Testphase beginnen. Die einfache Formel lautet: Jeder kann überall mitfahren. Das sei zumindest bisher nicht der Fall gewesen, erläuterte Barbara Meyer vom Kronacher Regionalmanagement. "Bisher waren bestimmte Busse nur für die Schülerbeförderung eingesetzt, die anderen für den normalen Personenverkehr. Jetzt darf jeder überall mitfahren."

Natürlich blieben die Busse, wie bisher, auf die Schulzeiten geeicht, aber eben nicht nur. Wem diese Linien im Dreiviertelstundentakt nicht ausreichen, der habe noch die Möglichkeit, einen Rufbus zu ordern. Das sei gerade am Wochenende das Sahnehäubchen, wenn keine Schüler unterwegs seien. Gesteuert werden soll das Ganze von einer Mobilitätszentrale aus, die sich gerade am Kronacher Bahnhof im Bau befindet. Hier geht es zurück zu den Wurzeln. Diese Zentrale setzt nämlich auf persönliche Beratung statt auf Automaten-Stimme und Callcenter. Selbst am Wochenende, wenn sie nicht besetzt sei, würden Anrufer zu einem persönlichen Ansprechpartner weitergeleitet, nämlich dem entsprechenden Fahrer. Weil die Bahn für den Landkreis ein wichtiger Mobilitätspartner sei, habe man auch sie ins Boot geholt.

Unterteilt werde künftig nach Tarifzonen. Daraus errechnen sich die Preise für die Tickets. "Es wird unter anderem ein Tagesticket geben, das elf Euro kostet und das einen Cashback-Gutschein in Höhe von zwei Euro beinhaltet. Den kann man dann bei der Gastronomie einlösen", sagte Gabriele Riedel. Fünf Wochen lang können die Bürger das neue Konzept kostenlos testen. Während dieser Phase will man eventuelle Kinderkrankheiten ausmerzen und gegebenenfalls nachjustieren.

Nach einer speziellen Lösung habe man in Wildenberg suchen müssen, meinte Barbara Meyer, denn hier liege eine besondere Situation vor. So hätten bisher die Kinder vom unteren ins obere Dorf laufen müssen und das auf eher abenteuerlichen Wegen - entweder entlang der Hauptstraße oder durch den Wald. Nach einer Analyse haben sich nun zwei Bedarfshaltestellen herauskristallisiert: eine am Abzweig "Unteres Dorf" an der Verbindungsstraße Wildenberg-Hain, die zweite zentral im unteren Dorf.

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