Ludwigsstadt Das Spatzennest soll wachsen

Heike Schülein
Der Kindergarten Lauenhain soll einen Anbau bekommen sowie ein neues Innenleben. Darauf einigte sich am Dienstag der Ludwigsstadter Bauausschuss. Foto: Stadt Ludwigsstadt

Der Bauausschuss der Stadt Ludwigsstadt spricht sich für einen Anbau aus. 2. Bürgermeister Heyder ist allerdings entsetzt vom Kosten-Nutzen-Verhältnis. Er stimmt mit Nein.

 
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Ludwigsstadt - Um den Ausbau der Kinderbetreuung weiter voranbringen zu können, hat die Stadt Ludwigsstadt eine Bedarfsplanung für den Zeitraum ab 2021 erstellt. Dabei zeigte sich, dass ohne eine Erweiterung des AWO-Kindergartens "Spatzennest" Lauenhain um eine Krippengruppe der Bedarf künftig nicht gedeckt werden kann. Steigende Schülerzahlen an der Grundschule sowie eine wachsende Betreuungsquote von Hortkindern machten den Schritt nötig.

"Derzeit sind wir in Sachen Kinderbetreuung gut aufgestellt", betonte Bürgermeister Timo Ehrhardt (SPD) eingangs der jüngsten Sitzung des Bauausschusses. Die Krippen in der Gemeinde verfügten über eine hohe Qualität und erfreuten sich reger Nachfrage. Gleiches gelte für den Hort der derzeit 94 Schüler zählenden Schule. Hier nutzten aktuell 49 Kinder die Betreuung vor Schulbeginn oder nach Unterrichtsschluss.

"Der Lauenhainer Kindergarten ist von der Qualität her prima", sagte Michaela Schneider von der Kindergartenfachaufsicht im Landratsamt. Gleichwohl gebe es baulichen sowie sicherheitstechnischen Handlungsbedarf. Es sei ferner davon auszugehen, dass die Betreuungsquote der unter Dreijährigen weiter ansteige. Die Integration einer Krippe sei daher eine sehr vernünftige Lösung. Faktisch gesehen sei man bereits jetzt in der Großgemeinde an der Grenze der Auslastung. Gleiches gelte auch für die Nachbargemeinden. Ein Rechtsanspruch für eine nachmittägliche Betreuung von Schulkindern werde sicherlich kommen. Von der Wertigkeit sei ein Hort, der auch gefördert werde und hierfür Auflagen wie den Einsatz qualifizierter Fachkräfte erfüllen müsse, höher einzustufen als eine Offene Ganztagesschule. Im Raum steht auch ein Waldkindergarten in Lauenhain, wofür aktuell der Bedarf ermittelt wird (die NP berichtete). Dies sei ein gutes Zusatzangebot, so Schneider. Es gebe aber noch zu viele Fragezeichen, beispielsweise hinsichtlich eines Trägers, um dies in die Planung einzubeziehen.

Das Architekturbüro Müller hat einen Entwurf für die Erweiterung des Lauenhainer Kindergartens um eine Krippengruppe erarbeitet. Architekt Jürgen Kolb blickte voraus, dass aufgrund der finanziellen Lage Ludwigsstadts von einem Fördersatz zwischen 80 und 90 Prozent ausgegangen werden könne.

Trotz der drei Ebenen des Bestandgebäudes könne man hier nicht alle erforderlichen Räume unterbringen. Zudem müsse man sich mit einigen Unzulänglichkeiten auseinander setzen - beispielsweise der Barrierefreiheit und der Beschaffenheit des Treppenhauses. Dieses müsse von oben bis unten sicher begehbar sein. Ein Neubau des Treppenhauses sei deutlich wirtschaftlicher als der Umbau des bestehenden; ein diesbezüglicher Neubau nur in Richtung Freispielfläche möglich. Die Krippe soll in der Ebene entstehen, in der derzeit der Kindergarten untergebracht ist. Hier soll es auch einen Nebenraum, eine Garderobe, einen Elternwarte- sowie Sanitärraum geben. Das vorhandene Treppenhaus wolle man auflassen und für das erforderliche behindertengerechte WC vorsehen. Unter dem im Erdgeschoss angebauten Speiseraum soll ein gedeckter Freispielbereich entstehen. Die Regelgruppe mit 25 Kindern soll im Obergeschoss untergebracht werden mit einem großen Gruppenraum, einem Intensivierungsraum, einem Sanitärbereich und einer Garderobe. Auch der Personalraum wird hier untergebracht. Das Dachgeschoss soll als Lagerraum belassen werden. Angedacht ist auch ein begrüntes Dach.

An Gesamtkosten für die Maßnahme rechnet man mit 880 000 Euro. Die förderfähigen Kosten betragen 750 000 Euro. Das Gebäude wäre während der Bauzeit rund ein Jahr nicht nutzbar.

"Das ist ein Wahnsinn für zwölf Krippenplätze. 74 000 Euro pro Kind", prangerte 2. Bürgermeister Maximilian Heyder (CSU) an. Der Entwurf sei in seinen Augen nicht zielführend. Man kremple das Gebäude um, nehme eine Treppe heraus, baue ein Treppenhaus an und setze einen Speiseraum auf Stelzen, was eine aufwändige Dämmung erfordere. Auch ein Flachdach sei für hiesige Gefilde nicht optimal. "Der Betrag schockiert hier sicherlich jeden", meinte Michael Löffler (CSU). Aber es gebe halt Auflagen, über deren Sinn man zwar streiten könne, die man aber wegen der Förderung einhalten müsse. Man investiere in ein eigenes Gebäude, in die Kinder und das Personal. Zu den Stelzen und dem begrünten Dach gebe es noch Diskussionsbedarf, schloss er sich in dieser Hinsicht seinem Vorredner an. Bürgermeister Timo Ehrhardt sprach von einer Grundsatzentscheidung. Man spreche von einem Eigenanteil der Kommune von 250 000 Euro oder 300 000 Euro, einzustellen im Haushalt 2021. Die Maßnahme dürfe man nicht auf die Krippe reduzieren. Vielmehr verändere man das komplette Gebäude und schaffe damit einen wesentlich höheren Mehrwert. Laut Kindergarten-Leiterin Silke Gallitz stehe die AWO voll hinter der Maßnahme. Sicherlich werde diese auch einen Teil der Möbel-Anschaffungskosten übernehmen. Das Personal würde sich über den Umbau sehr freuen, wäre aber auch für andere Lösungen offen.

Mit der Entwurfsplanung bestand seitens des Gremiums grundsätzlich Einverständnis. Einige Änderungen werden eingearbeitet. Der Ausschuss empfiehlt dem Stadtrat einen Durchführungsbeschluss, worüber dieser in seiner Sitzung am 30. Juli entscheiden wird. Eine Gegenstimme gab es von Maximilian Heyder.

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