Kronach Drei Beine und ein Riesen-Herz

Valentina wird bei einem Unfall so schwer verletzt, dass ein Vorderlauf amputiert werden muss. Ihre Pflegerin sagt, sie sei der außergewöhnlichste Hund, den sie je hatte.

 
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Kronach - "Sie ist eine Erscheinung", schwärmt Christina Röder. Gemeint ist die fast vierjährige Hündin Valentina, die seit Anfang Januar bei ihr in Kronach lebt. Valentina ist Christina Röders 18. Pflegehund vom Verein Hundehilfe Mariechen (siehe Artikel unten). Und auch der bisher außergewöhnlichste. "Sie ist mein erster dreibeiniger Hund. Ich fand das faszinierend, auszuprobieren, wie sie sich im Rudel verhält", sagt die Hundetrainerin. Am Anfang wollten ihre eigenen Tiere Valentina mobben. Das habe sie dann für die Hündin geklärt. Valentina sei anfangs zurückhaltend gewesen, habe sich aber schnell gut eingefügt. "Sie verhält sich völlig normal, steigt Treppen, springt, flitzt teilweise schneller als andere und buddelt sogar wie wild - mit nur einem Vorderbein", erzählt Christina Röder fasziniert.

Die 31-Jährige stellt sich seit Jahren immer wieder als Pflegestelle zur Verfügung. Mal bleiben die Tiere zwei Wochen bei ihr - bevor die richtige Familie für sie gefunden wird - es waren aber auch schon einmal elf Monate. "Die Vermittlungschancen der Hunde erhöhen sich einfach. Interessenten können die Tiere in Deutschland vor Ort anschauen. Pflegestellen sind für die Hunde das Sprungbrett ins Leben", sagt Christina Röder.

Valentina balanciert ihr gesamtes Gewicht auf nur einem Vorderbein aus. Es könnte sein, dass sich in den Gelenken des noch vorhandenen Beins Arthrosen bilden. "Aber das kann auch bei einem großen Hund passieren. Ihr Problem ist ja bekannt. Das kann man auch gut unterstützen", meint sie mit dem Verweis darauf, dass Valentina deshalb noch lange keine enormen Tierarztkosten verursache. Sie benötige vielleicht gelenkschmierende Zusatzfutter, aber das sei es dann auch schon gewesen: "Valentina führt ein normales Leben und hat ganz schön Power. Sie ist glücklich und das strahlt sie auch aus."

Für die Hündin wünsche sie sich eine Familie, gerne auch mit größeren Kindern, die keine Marathon-Märsche mehr von ihr erwarten. "Wenn es ihr mal zu viel wird, bleibt sie stehen oder legt sich hin. Sie zeigt ihre Grenzen schon", sagt die Hundetrainerin. Ein eingezäunter Garten wäre allerdings von Vorteil, denn Valentina zählt zur Rasse der Segugio maremmano (siehe Infokasten), ein Laufhund, der für die Jagd gezüchtet wird.

Die Jagd wurde ihr auch zum Verhängnis. Dabei verletzte sie sich so schwer, dass ihr Besitzer sie zum Tierarzt brachte. Aber nicht, um sie behandeln, sondern um sie einschläfern zu lassen und dann eine Prämie von der Jagdgenossenschaft zu kassieren. Unter Italiens Jägern eine wohl weit verbreitete Praxis. Erst die Weigerung des behandelnden Tierarztes, die sanfte Hündin einzuschläfern, und die Drohung, das Veterinäramt zu informieren, veranlassten den Jäger einzulenken und Valentina dort zu lassen. Ihr verletztes Bein musste aber leider amputiert werden. "Vom Wesen her wäre sie für einen Hunde-Anfänger wohl gut geeignet. Man muss aber schon konsequent sein. Durch ihre sanfte Art kuschelt sie sich sonst durch und man darf ihr nicht alles durchgehen lassen. Sie braucht auch Arbeit für den Kopf, um ihren Jagdtrieb zu kanalisieren", betont Christina Röder. Ob sie sich mit Katzen verträgt, muss noch getestet werden.

Wenn Valentina in einen Raum kommt, ist sie präsent. Sie läuft auch auf für sie fremde Menschen zu, blickt ihnen tief in die Augen, so als wollte sie in der Seele ihres Gegenübers lesen. Und dann springt sie ganz zart und freundlich hoch, stützt sich mit ihrem verbliebenen Bein ab und holt sich Streicheleinheiten ab. Christina Röder: "Sie ist einfach ein toller Hund. Und tatsächlich der erste, bei dem ich überlege, ob ich ihn nicht selbst behalte."

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Wer Interesse an Valentina hat, kann sich bei Christina Röder, 09261/93976 und 0171/1145176, melden

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