Kleintettau - Alle vier Jahre teilen sich das Zentrale Landwirtschaftsfest und das Oktoberfest in München für eine Woche die Wiesn. Dieses Jahr darf Kerstin Rentsch aus Kleintettau hier ein uraltes Backrezept vorstellen. Die Organisatoren hatten bei der Genuss-Region Oberfranken angefragt, ob man jemanden kenne, der ein traditionelles fränkisches Rezept live vor vielen Leuten backen könne. "Ich habe mich gefreut, dass man mich empfohlen hat", freut sich Kerstin Rentsch im Nachhinein. Als sie frühmorgens mit dem Zug von Steinbach nach München fährt, hat sie ihre "Dürre Küchla" im Gepäck - nachweislich das älteste Gebäck aus Oberfranken. Es stammt aus dem 14. Jahrhundert.

"Ich hatte einen schweren großen Koffer zu schleppen", erinnert sie sich. Schließlich hat sie neben einigen fertigen Küchla auch einen großen Topf zum Rausbacken sowie alle Backutensilien vom Nudelholz bis zu den Servierplatten und die benötigten Zutaten dabei. Vor den Augen vieler neugieriger Festbesucher backt Kerstin Rentsch stundenlang fünf bis sechs verschiedene Sorten "dürre Küchla" live vor Ort. Ihre Backkunst kommt in der Landeshauptstadt gut an: "Die Leute waren ganz begeistert. Es hat allen sehr gut geschmeckt. Die Leute waren überrascht, dass es bei uns in der Region so etwas gibt."

In der vergangenen Woche hat der Bayerische Rundfunk Kerstin Rentsch anlässlich des Welthungertages eingeladen. Im Nürnberger Studio diskutiert sie mit Moderator Heiner Gremer über Alternativen zu Importwaren. Auf Bayern1 informiert sie die Hörer über die Vorzüge der Produkte aus der Region gegenüber den weit gereisten Waren aus Übersee. Kerstin Rentsch, die in ihren Rezepten nur Produkte aus der Region verwendet, ist da die richtige Ansprechpartnerin.

Aber nicht nur in der Fremde ist Kerstin Rentsch aktiv. Während des Herbstsemesters bietet sie bei der vhs einige Koch- und Backkursen in Tettau und Reitsch an. Und ganz nebenbei hat sie sich daheim auf der Finkenburg, wie das Haus im Kuhwald in Kleintettau bei den Einheimischen heißt, ihre eigene "Speisekammer" aufgebaut. Hier gibt es neben dem traditionellen Kochkäse, Konfitüren, Gelees, Sirup und Säften auch Fruchtessige und Würzöle, herzhaft Eingemachtes, Teezucker und Gewürzsalze, Kuchen im Glas und vieles mehr. Gleich probieren kann man frisch gebackene Kuchen der Saison und allerlei andere Sachen. Die "Speisekammer" ist jeden Freitag ab Mittag geöffnet.

Seit Juni ist Kerstin Rentsch in jeder freien Minute im Wald hinter ihrem Haus unterwegs. "Da finde ich alles, was ich brauche. Es gibt Pilze, Preiselbeeren, Walderdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Schwarzbeeren, Vogelbeeren, Hagebutten . . ." Immer wieder probiert die leidenschaftliche Köchin neue Rezepte aus. Hiffenmark und Sanddornmarmelade sind ihr ebenso gut gelungen wie die Aroniamarmelade. "Das waren die ersten Aroniabeeren aus meinem Garten", betont sie stolz.

Ganz neu im Sortiment sind auch die Frankenwaldpfirsiche. "Die gibt es wirklich. Sie sind um Einiges kleiner als die Gekauften aus dem Süden, doch sehr sehr lecker", schwärmt sie. Aus den Früchten hat sie Gelee und in Alkohol eingelegte Pfirsiche gemacht. Jetzt sind die Äpfel dran. "Die will ich zu Saft, Gelee, Mus, Kompott und natürlich Apfelkuchen verarbeiten. Und ganz zum Schluss kommen die Quitten", deutet sie auf einen Korb leuchtend gelber Früchte.

Wegen der vielen Aktivitäten ist sie mit ihrem zweiten Kochbuch etwas ins Hintertreffen geraten. "Ich weiß, dass viele Leute drauf warten. Zumindest die Fotos sind schon fertig und die Rezepte stehen fest. Es fehlt nur noch das Drumherum. Im Frühjahr könnte es fertig sein." Nach Weihnachten werde sie sich intensiv darum kümmern. Versprochen.

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www.kochen-kultur-kerstin-rentsch.de

Die Leute waren überrascht, dass es bei uns in der Region so etwas gibt.

Kerstin Rentsch, Kochbuchautorin

aus Kleintettau


Dürre-Küchla-Rezept

3 Eier

7 Eigelb

10 EL Sauerrahm

1 EL Zucker

1 Vanillezucker

5 EL Rum

Mehl - so viel wie der Teig annimmt

Die Zutaten alle gut verkneten. Den Teig eine Nacht ruhen lassen. Am nächsten Tag dünn ausrollen, in Form schneiden, radeln oder wickeln und in heißem Butterschmalz ausbacken. Mit Puderzucker oder Zucker und Zimt bestreuen.