Fischbach Ein Abschied, der schwer fällt

Heike Schülein
Doreen Birnstiel, Bernd Bassing und Jürgen Volk (ab Zweite von links) bedachten die scheidende Gemeindepfarrerin von Fischbach, Alina Ellgring, mit Geschenken. Auch die stellvertretende Dekanin Kristine Wachter (links) verabschiedete sich von der Seelsorgerin. Foto: Heike Schülein Quelle: Unbekannt

Pfarrerin Alina Ellgring sagt bei einem Gottesdienst in Fischbach offiziell Lebewohl. Nicht zum ersten Mal.

 
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Fischbach - Seit September 2005 ist Pfarrerin Alina Ellgring in der Kirchengemeinde Fischbach tätig. Zum 7. September wechselt sie an die Lorenz-Kaim-Berufsschule Kronach als Schulpfarrerin. Nach einer "Abschieds-Tour" wurde sie am Sonntag im Kirchweihgottesdienstes in Fischbach offiziell verabschiedet.

Dieser Abschied fällt schwer. Schon allein der Besuch des Kirchweih-Gottesdienstes, der heuer Corona-bedingt erstmals unter freiem Himmel auf dem Vorplatz der Jakobuskirche stattfand, belegte, wie ungern die Fischbacher ihre Seelsorgerin Alina Ellgring gehen lassen.

"Ihr macht es mir nicht leicht", sagte die Pfarrerin. Zwar bleibt sie dem Dekanat erhalten und behält auch ihre Funktion als Seniorin des Pfarrkapitels, aber sie wird nicht mehr im Gemeindedienst tätig sein. Gerne hätte sie sich nach 15 Jahren mit einem großen Gottesdienst von "ihren" Fischbachern verabschiedet. Da dies wegen Corona nicht möglich war, sei die Idee einer Abschiedsgottesdienst-Tour durch die Gemeindeteile entstanden.

Die Kirche, die Menschen und die Gemeinde Fischbach seien ihr sehr ans Herz gewachsen, sagte Ellgring. In den vergangenen 15 Jahren sei hier viel Neues umgesetzt worden. Diese Offenheit sowie gleichzeitig die Bewahrung von Traditionen wie die Kirchweih machten eine lebendige Kirchengemeinde aus, betonte sie. Die Kirchweih sei eigentlich ein Erinnerungstag an die Taufe des Gotteshauses. Noch heute gehe es darum, Gott "Raum" zu geben und Gott "einziehen" zu lassen. Ein gutes Beispiel hierfür sei die Zachäus-Geschichte in der Bibel. "Die Liebe, die er erfährt, ermöglicht ihm, das zu tun, was richtig ist", verdeutlichte sie. Jesus habe ihn so angenommen wie er sei und nicht erwartet, dass er schon vorher ein besserer Mensch werden müsse. Gott "hinein zu lassen", das sei das Entscheidende in einer Kirchengemeinde.

Die Verabschiedung eines Menschen in einen neuen Dienst sei eigentlich eine schöne Aufgabe, meinte stellvertretende Dekanin Kristine Wachter. Doch in die von ihr vorzunehmende Entpflichtung mische sich auch Traurigkeit, Alina Ellgring für den Gemeindedienst zu verlieren. Sie selbst habe die Pfarrerin als sehr engagiert und authentisch erlebt. Sie sei eine gute Zuhörerin und habe eine eigene Meinung, die sie auch vertrete. Sie könne aber auch ihre Meinung revidieren, wenn sie denke, einen Aspekt nicht richtig bedacht zu haben. "Das ist eine starke Gabe", stellte sie heraus. Die Pfarrerin habe sich viele Gedanken um die Menschen in ihrer Pfarrei gemacht und sei "nahe dran" gewesen. Wachter sowie die Kirchenvorstands-Mitglieder Jürgen Volk und Doreen Birnstiel segneten Alina Ellgring für ihren weiteren Lebensweg.

Fünf Pfarrer und eine Pfarrerin - Alina Ellgring - habe es in den vergangenen 75 Jahren in der Kirchengemeinde gegeben, sagte Jürgen Volk. Er habe sie als freundliche kompetente Frau schätzen gelernt, die den Spagat zwischen verwaltungstechnischen und seelsorgerischen Aufgaben gut gemeistert habe. Die Arbeit mit jungen Leuten sei eine schöne, aber zugleich sehr verantwortungsvolle Aufgabe, sagte Bernd Steger, weiterer Stellvertreter des Landrats. Er freute sich ebenso wie der stellvertretende Bürgermeister von Kronach, Michael Zwingmann, darüber, dass Alina Ellgring dem Landkreis erhalten bleibt. "Gemeinsam kann man viel erreichen - und Sie haben hier viel erreicht", würdigte Zwingmann. Dem schloss sich Horst Moser, Sprecher des Dekanats-Ausschusses, an. Man spüre, mit viel Hingabe die Pfarrerin ihren Dienst erfülle.

Der Leiter der Lorenz-Kaim-Schule, Rudolf Schirmer, freute sich, mit Alina Ellgring als neuer Kollegin ins neue Schuljahr starten zu können. In Doppelfunktion als Lektorin und Leiterin des örtlichen Kindergartens dankte Andrea Kröner ihrer "Chefin", "Bauherrin", "Konflikt-Coach" und vielem mehr in einer Person für die Zusammenarbeit. Bernd Bassing und Doreen Birnstiel lobten namens der örtlichen Vereine und kirchlichen Gremien Ellgrings Arbeit in den vergangenen 15 Jahren.

"Wenn jemand, der aus München stammt, hier heimisch geworden ist und hier bleiben möchte, dann spricht das für die gute Arbeit der Fischbacher", schmunzelte der Seibelsdorfer Pfarrer Matthias Rückert, der sich während der Vakanz um die Kirchengemeinde kümmert. So wie in Zeiten von Corona Hilfe aus der Nachbarschaft gekommen sei, so ähnlich verhalte es sich jetzt in Fischbach mit Hilfe aus Seibelsdorf und Unterrodach. "Ihr werdet nicht allein gelassen", versicherte er, dass er zusammen mit dem Kirchenvorstand für die Fischbacher da sein werde.

"Es wird immer jemand für Fischbach zuständig sein", betonte auch Ellgring. Gleichzeitig verhehlte sie nicht, dass es hierfür der Unterstützung seitens der Kirchengemeinde bedürfe. In herzlichen Worten dankte sie allen, die sie ein Stück ihres Lebensweges begleitet und ihr nun auch diesen tollen Abschied bereitet hätten. Größten Respekt zollte sie vor allem den vielen Helfern und Ehrenamtlichen.

Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst vom Kirchen- und Posaunenchor Fischbach, die einige Lieblingsstücke von Alina Ellgring zum Klingen brachten. Die Seelsorgerin war bereits an den vergangenen Wochenenden in Wötzelsdorf, Wüstbuch, Vogtendorf, Hinterstöcken sowie Höfles verabschiedet worden. Ganz beendet ist ihr Gemeindedienst noch nicht. So wird sie am nächsten Sonntag noch den Konfirmationsgottesdienst in Fischbach zelebrieren.

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