Kronach Ein Appell an die Vernunft

Peter Müller

Der Kronacher Kunstverein zeigt nach dreimonatiger Pause wieder eine Ausstellung. Sie trägt den Titel "Gebautes Land". Es geht um die Liebe zu Natur und Umweltbewusstsein.

 
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Kronach - Die erste Ausstellung nach Corona war am Sonntagmorgen schon etwas anders. Immerhin verteilten sich etwa 30 der geladenen Gäste in der weitläufigen Galerie des Kronacher Kunstvereins, in der sich sonst die Kunstfreunde drängen und Sitzplätze rar werden. "Das Warten hat ein Ende" verkündete die Vorsitzende Sabine Raithel freudig und erleichtert. Nach dreimonatiger Corona-Pause können sich Galeriebesucher wieder auf das Erleben zeitgenössischer Kunst freuen.

Die Galerie des Kunstvereins kann wieder zu den üblichen Öffnungszeiten besucht werden. Die Verantwortlichen des Vereins haben hierzu gemeinsam mit dem Kreiskulturreferat ein umfassendes Schutz- und Hygienekonzept erarbeitet.

Die unfreiwillige Klausur bewies, wie Sabine Raithel in ihrer Begrüßung mitteilte, den Zusammenhalt im Kunstverein. Die Hintergrundarbeit ging reibungslos weiter. Es wurden neue Kontakte zu Künstlern und Kunstkreisen geknüpft, es entstand eine neue, vielgenutzte Homepage und Präsenz in den sozialen Medien, Kleinkunstvorbereitungen wurden getroffen, die Finanzen betreut und die Galerie in Schuss gehalten. Die Aufbauhelfer knüpften an ihre Bereitschaft vor der Schließung nahtlos an. Ihr Dank galt den Sponsoren, Kreiskulturreferentin Gisela Lang und dem Landratsamt, der Stadt Kronach und der Druckerei, die dem Verein alle wohlwollend und kulturbewusst beistünden.

Das und die Freude über die langsame Öffnung der Gesellschaft für das Lebensmittel Kunst bestätigten auch Bürgermeisterin Angela Hoffmann und der weitere Stellvertreter des Landrats, Bernd Steger, in ihren Grußworten. Sie betonten den hohen Stellenwert von Kunst und Kultur, innerhalb der der Kronacher Kunstverein eine wesentliche Rolle spiele und zwar über die Region hinaus. Er habe auch während der Pause die Kunst am Leben gehalten und leiste einen kaum zu überschätzenden Beitrag zur Kraft im Leben.

Grenzerfahrungen

Bis zum 9. August präsentiert der Kunstverein unter dem Titel "Gebautes Land" Druckgrafik und Malerei von Stefanie Hofer, Taufkirchen, und Melanie Siegel, München. Der langjährige Vorsitzende Karol J. Hurec stellte die jungen Künstlerinnen im Anschluss an die Eröffnung vor und gab einen einfühlsamen und professionellen Einblick in die Besonderheiten ihres Schaffens. Denn was im ersten Augenblick wie Bilder einer Fotoausstellung wirken mag, Fotos in Schwarz-Weiß oder Farbe, stellt sich in der genauen Betrachtung als frei geschaffenes Kunstwerk heraus. Dabei verbindet die Künstlerinnen, die beide 2015 ihr Studium als Meisterschülerinnen beendeten und seither auch als Duo auftreten, bei allen Kontrasten, unterschiedlichsten Materialien, den entsprechend verschiedenen Kunstformen und Perspektiven die Liebe zur Natur. Ihre Bilder beleuchten die Grenzerfahrungen zwischen künstlichem und natürlichem Lebensraum.

Den Motiven liegen Fotografien zugrunde, die von Menschen oder Tieren befreit wurden und die Umweltformen pur zeigen. Dabei decken die hellen, fröhlichen Farben der Malerei Melanie Siegels oder die Lichter und Lichtungen der technisch höchst anspruchsvollen Aquatinta-Druckgrafiken Stefanie Hubers das Wesentliche des ruinösen Umgangs mit der Natur nur ex negativo auf. Diese ästhetische "Blendung" verweist auf den Ressourcenüberfluss der Natur, des Lebens und der Kunst, ist ein Appell an die Vernunft und das Umweltbewusstsein.

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Die Ausstellung "Gebautes Land" Druckgrafik und Malerei von Stefanie Hofer und Melanie Siegel ist bis 9. August im Kronacher Kunstverein, Siechenangerstraße 13, Kronach, zu sehen: Donnerstag bis Sonntag von 15 bis 18 Uhr und zu allen Veranstaltungen im Kreiskulturraum.

Bilder