Wallenfels/Kronach Ein Bund für viele Leben

Heike Schülein

Das Kronacher Standesamt übernimmt künftig die Aufgaben der Wallenfelser Kollegen. Von dem Deal profitieren sollen beide Seiten - und am Ende auch die Bürger der Städte.

 
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Wallenfels/Kronach - Die Stadt Wallenfels überträgt zum 1. Januar 2021 die Aufgaben des Standesamts auf die Stadt Kronach. Im Kronacher Rathaus unterzeichneten der Wallenfelser Bürgermeister Jens Korn und seine Kronacher Amtskollegin Angela Hofmann die entsprechende Vereinbarung.

Was sich konkret ändert

Die Stadt Kronach wird damit ab 1. Januar 2021 Geburten und Sterbefälle von Bürgern der Stadt Wallenfels, Kirchenaustritte, Vaterschaftsanerkennungen und namensrechtliche Erklärungen beurkunden. Die Stadt Wallenfels gibt im Rahmen des Bürgerservice den Bürgern hierbei weiterhin Hilfestellung. Paare können weiterhin in der Stadt Wallenfels standesamtlich heiraten, da sowohl Bürgermeister Jens Korn als auch dritter Bürgermeister Andreas Buckreus zur Durchführung von Trauungen berechtigt sind.


Die Stadt Wallenfels hatte darum gebeten, dass die Aufgaben des Standesamts sowohl aus organisatorischen als auch ökonomischen Gründen künftig vom Standesamt Kronach übernommen werden. Die Räte beider Städte hatten der Übertragung zugestimmt. Für die Übernahme und das folgende rechtsaufsichtliche Verfahren war nunmehr eine gemeinsame Vereinbarung zwischen den beiden Städten zu unterzeichnen.

"Niemand gibt gerne Kompetenzen ab. Am liebsten würden wir unsere Bürger im eigenen Haus mit allen Dienstleistungen betreuen. Aber es gibt Entscheidungen, die sind schwierig. Dennoch fühlt man, dass sie für alle Beteiligten besser sind", erklärte der Wallenfelser Bürgermeister Jens Korn. Maßgebend hierfür seien insbesondere personelle Gründe nach dem Ausscheiden des früheren Geschäftsleiters und Vollstandesbeamten Frank Jakob zum 30. April dieses Jahres. Dieser war in Teuschnitz zum Bürgermeister gewählt worden. Die weitere Vollstandesbeamtin tritt zum Ende des Jahres in den Ruhestand; die für eine weitere Mitarbeiterin erteilte Ausnahmegenehmigung läuft zum 31. Dezember 2020 aus. Die diesjährigen Qualifizierungslehrgänge, an denen auch der neue geschäftsleitende Beamte Christoph Hohlweg und Kämmerer Torsten Grundei hätten teilnehmen sollen, wurden coronabedingt verschoben. Freie Plätze stehen frühestens im April 2021 wieder zur Verfügung. Nach dem Qualifizierungslehrgang müsse der Betreffende mindestens drei Monate bei einem Standesamt als Sachbearbeiter oder zur Einweisung tätig sein. Erst dann könne die Bestellung zum Standesamtbeamten erfolgen. "Dies bedeutet für Wallenfels, dass frühestens Mitte 2021 eine Bestellung erfolgen könnte", erklärte Korn. Mit dieser Vakanz wäre das Standesamt der Stadt Wallenfels bis dahin praktisch handlungsunfähig.

Erschwerend komme hinzu, dass das Personenstandsrecht gerade auch wegen der zahlreichen Auslandsberührungen immer komplizierter werde. Das Standesamtspersonal in kleinen Städten und Gemeinden müsse ein zunehmend breiteres und tieferes Fachwissen vorhalten - und das bei oft sehr geringen Fallzahlen. Ein Neuling im Personenstandswesen könne dies keinesfalls aus dem Stand bewältigen. "Man muss sich die Frage stellen: Sind wir als Stadtverwaltung in der Lage, diese Leistung immer sicherzustellen?", schloss sich ihm Hohlweg an. Dies scheitere derzeit an der personellen Ausstattung.

"Wir verstehen uns als Dienstleister für alle Bürger im Landkreis", betonte der Leiter des Standesamts Kronach, Harald Suffa-Blinzler, der die gute Zusammenarbeit mit allen Kommunen hervorhob. Bei der Zusammenlegung handele es sich um eine klassische Win-Win-Situation. Sicher zeigte er sich, dass von der Entscheidung - unter den Aspekten Servicequalität und Bürgernähe - auch die Bürger profitierten. Diese übertrügen in der Regel die Abwicklung von Sterbefällen an die Bestattungsinstitute. Die Ausstellung einer kostenpflichtigen Geburtsurkunde entfalle, wenn der Betroffene in Kronach geboren sei. Das Standesamt biete bei Bedarf und nach vorheriger Terminvereinbarung auch Außensprechtage im Wallenfelser Rathaus an. Die Vertretung der Standesbeamten könne in größeren Standesämtern leichter und effektiver gewährleistet werden.

"Die Bürger der Stadt profitieren auch durch das Freiwerden von Finanzmitteln und personeller Ressourcen, da wir sie dort einsetzen, wo sie wirklich der Bürgerschaft zugutekommen", verdeutlichte Korn, dass die Entscheidung auch mit einer Kostenreduzierung der Stadt Wallenfels von jährlich rund 17 000 Euro einhergehe. Da die technischen Anforderungen an Hard- und Software, Datennutzung und Datenspeicherung immer umfangreicher würden, stiegen auch in Zukunft die Kosten für das Vorhalten eines Standesamts deutlich - und das bei im Wesentlichen unveränderten, im Vergleich zu den Ausgaben geringen Einnahmen.

Kronachs Bürgermeisterin Angela Hofmann freute sich über die gute interkommunale Zusammenarbeit, zugleich auch Beleg für ein enges Vertrauensverhältnis. Die Abteilung "Standesamt und Einwohnermeldeamt" könne sich nun auf wichtige Kernbereiche konzentrieren, was ein enorm hohes Fach- und Expertenwissen garantiere. Dies werde durch ständige Teilnahme an Schulungen aufrechterhalten und vertieft. Durch die neue Organisation ergab sich auch die Möglichkeit, für andere Kommunen Standesamtsaufgaben mit zu übernehmen. Nach Nordhalben ist Wallenfels die zweite Kommune, die diese Option zieht.

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