Burggrub Ein Leben im Einklang mit der Natur

Karl-Heinz Hofmann

Selbstversorgung: Darauf legt Familie Birkner aus Burggrub großen Wert. Fleisch liefert die Jagd und in ihrem Garten wächst so ziemlich alles, was man essen kann. Doch auch der Fauna räumt man hier gerne einen Platz ein.

 
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Burggrub - Die Familie Birkner in Burggrub ist außerordentlich naturverbunden und schöpft nicht nur aus ihrem eigenen Garten unglaublich wertvolle Nahrungsmittel. Vater Klaus, Mutter Ruth und Sohn Victor sind auch alle drei passionierte Jäger. Viel Beschäftigungspotenzial bietet aber auch ihr etwa 4000 Quadratmeter großes Gartengrundstück, in dem es nahezu alles gibt, was das Herz begehrt.

"Sehr gerne nutzen wir die Schätze und Kostbarkeiten, die uns die Natur im jahreszeitlichen Wechsel zur Verfügung stellt", betont dann auch Ruth Birkner. Oberste Priorität hätte dabei die sofortige und frische Verwertung. Die Fülle der Früchte, Kräuter und Pilze eröffne kreative Variationen beim Kochen und Backen. Sie mache aber auch eine Konservierung erforderlich. "In unserem Garten gedeihen beispielsweise 25 verschiedene Apfel- und 16 Birnensorten. Aber auch Steinobst wie zum Beispiel Kirsche, Zwetschge, Pflaume, Pfirsich, Pfirsikose, Mirakose, Mirabelle oder Ringlo liefern Obst im Überfluss. Mehrere Walnuss- und Esskastanienbäume, Himbeeren, Brombeeren sind ebenfalls vorhanden", stellt die Familie die Vielfalt bei einem Rundgang vor. Auch Schwarzer Holunder, Felsenbirne, japanische Wein-, Mai-, Tay-, Aronia-, Johannis-, Stachel-, Josta-, Goji-, Heidel- und Erdbeeren werden geerntet. "Ihren Vitamin- und Mineralstoffgehalt wissen wir besonders zu schätzen", sagt Ruth Birkner. So besitzen insbesondere die auch von den Vögeln sehr gerne heimgesuchten Aroniabeeren eine Vielzahl sekundärer Pflanzenstoffe wie Flavonoide und Anthocyane, die antiviral, antioxidativ, entzündungshemmend und blutdruckregulierend wirken.

Um die wertvollen Inhaltsstoffe bestmöglichst zu erhalten, verspeist die Familie die meisten Beeren vorzugsweise "von der Hand in den Mund" oder sie geben sie frisch ins Müsli. Aufgrund der Menge jedoch wird das Obst im Hause Birkner auch in Marmelade, Saft, Wein oder Likör verwandelt. Und es wird eingeweckt oder durch Trocknung haltbar gemacht. Eine Spezialität des Hauses ist der aus getrockneten Beeren hergestellte Holunderlikör.

Die im Herbst gesammelten Pilze werden ebenfalls gedörrt und in großen Schliffgläsern aufbewahrt. Da Vater, Mutter und Sohn aktive Jäger sind, steht Wildbret auf dem Speiseplan der Familie an oberster Stelle. Für die Beilagen werden Gemüsearten wie Tomaten, Gurken, Kürbis, Karotten, Sellerie, Lauch, Kohlrabi, Rosen-, Spitz-, Grün- und Blumenkohl, Wirsing, Brokkoli, Mangold, Salat, Bohnen, Erbsen und Kartoffeln im Garten angebaut.

Ihren letzten Schliff erhalten die Gerichte durch die nahezu 50 Kräuter des Gartens. "Gerade in Coronazeiten gewinnen in unserer Familie die Wildkräuter an Bedeutung. Im Vergleich zum Kulturgrün liefern sie wesentlich mehr Vitamine, Mineralien und wertvolle Vitalstoffe. Somit sind sie perfekte und zudem kostenlose Nahrungsergänzungsmittel, die zur Stärkung des Immunsystems beitragen", betont Ruth Birkner. Da Brennnesseln besonders viel vom Körper leicht aufnehmbares, pflanzlich gebundenes Silizium enthalten, geben die Birkners sie gerne in Salatkreationen. Auch junger Giersch, der basisch ist und somit einer Übersäuerung des Körpers entgegenwirkt, findet Verwendung.

Ehemann Klaus Birkner, Diplomingenieur Maschinenbau Konstruktion und Diplomökonom, seine Frau ist Studienrätin, bereitet es große Freude, wenn ein wesentlicher Anteil des täglichen Lebensmittelbedarfs aus eigener Produktion stammt. Er geht ins Detail der Bodenkunde und erklärt: "Terra Preta, eine von uns selbst hergestellte Komposterde mit hohem Kohlenstoffgehalt, trägt wesentlich zu einer üppigen Ernte bei, da sie sehr große Mengen an Stickstoff und Phosphor speichern kann. Somit bietet diese Erde unseren Pflanzen eine nachhaltige, ausgezeichnete Versorgung und verhindert ein Auswaschen der Nährstoffe ins Grundwasser." Für die Wasserversorgung des Gartens stünden vier Regenwasserzisternen und ein historischer, acht Meter tiefer, gemauerter Brunnen zur Verfügung. Besondere Wildspezialitäten, wie Rehschinken oder Beef Jerky werden mit Hilfe eines Räucherofens und eines Dörrautomaten hergestellt.

"Bei der Verwertung von Wildbret ist es uns wichtig, möglichst keine Abfälle entstehen zu lassen. Die für den menschlichen Verzehr weniger geeigneten Teile werden getrocknet und stellen äußerst beliebte Leckerlis für Hunde dar."

Familie Birkner sieht ihren Garten als Ökosystem, das eine hohe Artenvielfalt bezüglich Flora und Fauna aufweist. Um dies zu gewährleisten, werden auch Teilflächen als Magerwiesen gepflegt. Blumen, Kräuter und Gräser können sich dort aussamen und vermehren. "Wir achten auch darauf, dass abgeblühte Stauden bis zum Frühjahr stehenbleiben. Eine beachtenswerte Insektenvielfalt und ein hohes Aufkommen an Wildbienen sind aber sicherlich auch auf die in unserem Garten vorhandene Benjeshecke und auf das ökologisch wertvolle Totholz zurückzuführen", ist sich Birkner sicher. In Ritzen und Höhlen abgestorbener Bäume und Holundersträucher können Käfer und Vögel Unterschlupf finden.

"Mit Beginn der Dämmerung wechseln Fledermäuse von den nahe gelegenen Felsenkellerquartieren in unseren Garten. Wir erfreuen uns an dem Anblick von Bunt- und Grünspecht, Distelfink, Wacholderdrossel, Star, Gartenrotschwanz oder Kleiber. Sie fühlen sich in unserem Biotop offensichtlich sehr wohl, da sie hier ein breites Spektrum an Futterquellen und Nistgelegenheiten vorfinden", so die Birkners. Alljährlich sind sieben selbst gefertigte Vogelhäuser belegt, viele weitere Nester werden beispielsweise im Efeu, im Nussbaum oder auch in der Esskastanie gebaut. In der Scheune befinden sich zudem zwei Eulenkästen, die aber nicht nur die Eulen nutzen, sondern auch die Turmfalken alljährlich im Frühjahr als potenzielle Brutstätte in Augenschein nehmen. Sogar Eichhörnchen haben schon darin ihren Kobel gebaut.

"Als Waldbesitzer und Jäger sind wir Anhänger der Wald-und-Wild-Fraktion. Wir wollen im Sinne der Hege für das Wild auch unseren Wald als Lebensraum mit viel Äsung und hoher Biodiversität attraktiv gestalten. Wildreduktion kann nicht die für den Klimawandel erforderliche waldbauliche Kompetenz ersetzen. Die Verwendung von Produkten aus Privatwald und Garten stellen einen Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften ohne Transport- und Verpackungskosten und zu einer sehr hochwertigen Ernährung ohne schädliche Zusatzstoffe dar", informiert Klaus Birkner.

Sohn Victor, der in Bayreuth momentan Engineering Science studiert, tritt als großer Naturliebhaber voll in die Fußstapfen der Eltern. Ganz bewusst entschied er sich daher für eine Wohngemeinschaft auf einem alten Rittergut, auf dem unter anderem ein Obstgarten, Beete und ein Gewächshaus vorhanden sind. Zudem halten seine Mitbewohner und er Hühner, die täglich frische Eier liefern. Als jüngstes Projekt habe er mit einer Mitbewohnerin Küken aufgezogen, die sie gerade mit den erwachsenen Hühnern vergesellschaften.

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