Lahm Ein Zeugnis des Glaubens

Heike Schülein

Trotz Corona wird in Lahm die 295. Auflage des Skapulierfestes gefeiert. Allerdings anders als in den Vorjahren. Dabei werden sechs neue Mitglieder aufgenommen.

 
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Lahm - Gottesdienste auf abgezählten Abstands-Plätzen anstelle eines Dicht-an-Dicht-Sitzens: Begangen wurde das 295. Skapulierfest am Wochenende trotzdem mit Festgottesdiensten. Allerdings nicht wie in der Vergangenheit im Festzelt, sondern - wegen der Auflagen - in der Pfarrkirche.

Ein im wahrsten Sinne des Wortes bewegendes Stück tiefer Marienverehrung ist das Skapulierfest der Pfarrei St. Ägidius Lahm, wenn sich am Sonntagnachmittag ein beeindruckend langer Festzug durch das Dorf schlängelt. Von Samstag bis Montag stand der schmucke kleine Frankenwald-Ort im Zeichen des im Landkreis und weit darüber hinaus einzigartigen Glaubenszeugnisses. Aus gegebenem Anlass musste heuer jedoch auf die innig-berührende Prozession ebenso verzichtet werden wie auf die Aufstellung eines großen Festzelts sowie eine Bewirtung.

"Das Skapulierfest ist heuer leider anders als in den vergangenen Jahren", bedauerte Pfarrer Sven Raube. Trotz - und auch gerade wegen - der widrigen Umstände war ihm und der Pfarrgemeinde aber daran gelegen, den Gedenktag "Unserer Lieben Frau auf dem Berge Karmel" in festlicher Art und Weise aufrecht zu erhalten. Zum ersten Mal 1726 gefeiert, wurde das Ereignis seitdem Jahr für Jahr begangen, seit 1994 im großen Rahmen.

Die große Anzahl an Gläubigen jeden Alters, die den dreitägigen Feierlichkeiten beiwohnte, belegte das Bedürfnis der Menschen nach einem "Kraft-Tanken" im Glauben, insbesondere bei der Gottesmutter.

Das "Hochfest zur allerseligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel" geht auf die Ereignisse am 16. Juli 1251 zurück. Nach der Überlieferung erschien an diesem Tag dem Ordensmann Simon Stock die Muttergottes, ein Skapulier in der Hand haltend. Sie überreichte es ihm mit den Worten: "Das hier ist ein Zeichen für dich und ein Privileg für alle Karmeliten. Wer in diesem Gewand stirbt, wird vor den ewigen Flammen bewahrt."

Die Vision des Simon Stock steht am Anfang der Skapulierfrömmigkeit. Das Skapulier wird sowohl von Ordensleuten als auch von Laien getragen. Besonders nach dem 17. Jahrhundert wurde es zu einem beliebten Zeichen des Vertrauens auf die Gottesmutter. In diese Zeit fällt auch die Gründung zahlreicher Skapulierbruderschaften, etwa in Bamberg und im Jahr 1726 in Lahm.

Das Skapulier ist ursprünglich Bestandteil der Kleidung der Ordensleute: eine lange Stoffbahn, die über die Schultern getragen wird. Das kleine Skapulier der Bruderschaften besteht aus zwei Stoffteilen, die mit Bändern verbunden sind und die man unter der Kleidung trägt, eine Art Ordenskleid im Miniaturformat. Es symbolisiert auch den schützenden Mantel Marias. Als Ersatz für das Skapulier kann man eine eigens für diesen Zweck geprägte Medaille tragen. In den vergangenen Jahren ließen sich zahlreiche Gläubige in die Skapulierbruderschaft aufnehmen. So war es auch in diesem Jahr. Die eucharistische Andacht zelebrierte Pfarrer Sven Raube. Aufgenommen wurden dabei sechs neue Mitglieder in die Skapulierbruderschaft.

"Zu einer Mutter kann ein Kind immer kommen, auch wenn es bereits erwachsen ist", sagte der Pfarrer bereits beim Festgottesdienst am Samstagabend, mit dem die Feierlichkeiten begannen. Dabei ermunterte er die Gläubigen, besonders in Zeiten des Leids auf Maria zu schauen und die Arme flehend und voller Hoffnung nach ihr auszustrecken. "Die Gottesmutter ist auch unsere Mutter", verdeutlichte er.

Die Nähe und Liebe der Gottesmutter tröste und stärke die Menschen. Daher besuchten viele Schwerkranke Marien-Wallfahrtsorte wie Fátima und Lourdes, um ihr dort nahe zu sein und ihre Hilfe zu erflehen. Wenngleich wohl nur die wenigsten dort eine körperliche Heilung erführen, heilten sie doch innerlich - in der Gewissheit, nicht alleine zu sein. Maria sei uns aber nicht nur an solchen Orten nahe, sondern zeige sich auch in anderer Weise; so in Gegenständen wie einem Rosenkranz und einem Skapulier, das weitaus mehr als nur ein Stück Stoff sei, sondern ein Symbol für ihren schützenden Mantel. An sie könne man sich immer wenden - gerade in Zeiten wie diesen, wenn ein Virus die ganze Welt einnehme.

Am Sonntagmorgen wurde bereits um 7.30 Uhr eine Eucharistiefeier angeboten, bevor um 9 Uhr der Festgottesdienst stattfand. Die Veranstaltungen endeten am Abend des Skapulierfest-Montags mit der Eucharistiefeier für die Verstorbenen der Skapulierbruderschaft, zelebriert von Pfarrer Sven Raube mit dem Neupriester Christian Wohlfahrt aus Obertrubach.

Am Ende zeigten sich die Besucher tief bewegt vom außergewöhnlichen Festprogramm, das - trotz aller widrigen Umstände - in seiner Würde, Achtsamkeit und Festlichkeit dem feierlichen Anlass mehr als gerecht wurde.

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