Kronach Ein neues Werk aus der Handsetzer-Presse

Gisela Gülpen bindet in Handarbeit die 26. Ausgabe der internationalen Anthologie der "Neuen Cranach Presse" in Kronach, die unter dem Titel "Erst im Nachhinein" erschienen ist. Foto: privat

Die 26. Ausgabe der internationalen Anthologien aus Ingo Cesaros "Neuer Cranach Presse" ist jetzt erschienen. Sie trägt den Titel "Erst im Nachhinein".

 
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Kronach - Anfang des Jahres war für den Kronacher Künstler Ingo Cesaro ziemlich klar, dass er 2020 keine internationale Anthologie herausgibt. Nach der 25. Ausgabe und einigen Sondereditionen wollte er mit seiner "Neuen Cranach Presse" nach "Eine Hand voll Glück" eine Pause einlegen. Es hatte sich herausgestellt, dass die Bleischriften abgenudelt waren, und beim Handsetzer gab es gesundheitliche Probleme in der Familie.

Dann kam Corona, und viele Haiku-Autoren fragten vorsichtig an, ob es 2020 nicht doch wieder eine Anthologie geben könnte. Für viele bedeuten diese Publikationen seit Jahren eine der wenigen Möglichkeiten, ihre dreizeiligen Kurzgedichte in Haiku-Form zu veröffentlichen. Sie sehen diese internationalen Anthologien auch als ihre Veröffentlichungs-Heimat an.

Also ließ sich Cesaro überreden und schrieb die neue Anthologie zum Thema "Erinnerungen" Anfang April aus. Jetzt galt es, eine entsprechende Bleischrift zu organisieren, um dann im Handsatz die Haiku zu setzen. Anfang Juni war diese Frage geklärt, und eine Schrift in zwei Größen konnte ausgeliehen werden.

Keine Corona-Sammlung

Schon nach wenigen Tagen erreichten die "Neue Cranach Presse" erste Einsendungen. Die Auswahl erfolgte anonym, das heißt, wenn eine Einsendung von maximal sechs Haiku eintraf, bekam der Absender eine laufende Nummer, ebenfalls natürlich die einzelnen Haiku. Dass es eine Corona-Sammlung geben werde, wie von einigen befürchtet, hat sich nicht bestätigt. Der Handsetzer erhielt beinahe 400 Haiku ohne Verfassernamen, dazu eine Liste mit den Namen und den zugeordneten Nummern, damit er jeweils den Namen und den Ort und das Land zum Haiku dazusetzen kann. Auf dem Heidelberger Tiegel wurden die Texte im Buchdruck auf aufwendigem Werksdruckpapier im Japanblock in einer Auflage von 400 Exemplaren gedruckt. Die Bogen wurden zusammengetragen, dann wurde für die Durchstichbindung jeder Buchblock gebohrt. Jetzt konnte Gisela Gülpen mit der Bindearbeit beginnen. Die gebunden Editionen wurden anschließend nummeriert und signiert, bevor die 400 Editionen verpackt und in alle Welt verschickt wurden.

Seit 1999 ist die ganze Familie jedes Jahr damit beschäftigt, dieses Anthologie-Image-Projekt zu verwirklichen, denn bibliophile Druckwerke werden immer weniger. Und irgendwie sind anschließend alle im Hause Cesaro ein wenig stolz, dieses Vorhaben wieder realisiert zu haben.

Neben diesem internationalen Anthologie-Projekt gab Ingo Cesaro im Jahr 2020 bisher noch die Editionen "Zwischen den Gleisen" von Yana Arlt, "Später Mückentanz" von (Wolfgang Wache, "kaleidoskopisch" vom Lyrik-Festival Senftenberg und von Franz Hinterreiter "oftmals träume ich" mit zwei Holzschnitten von Sonja Hinterreiter aus Österreich heraus. ic

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