Ziegelerden Ein sichtbares Zeichen des Glaubens

Ralf Völkl
Trotz Corona ließ es sich Erzbischof Ludwig Schick nicht nehmen, zum 70. Jahrestag der Weihe der St.-Michaels-Kirche Ziegelerden das Gotteshaus zu besuchen und eine Messe zu feiern. Foto: Ralf Völkl Quelle: Unbekannt

Zum Kirchweihjubiläum in Ziegelerden kommt ein besonderer Gast: Erzbischof Ludwig Schick. Mit seinem Besuch will er Hoffnung und Zuversicht geben.

 
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Ziegelerden - Zur Feier des 70. Kirchweihjubiläums der St.-Michaels-Kirche konnte sich Ziegelerden über hohen Besuch freuen. Erzbischof Ludwig Schick kam trotz Corona und feierte die Sonntagsmesse mit den Gläubigen - natürlich unter Beachtung der Schutzmaßnahmen. Deshalb war auch eine Veranstaltung im Anschluss an den Gottesdienst nicht möglich. Aber die lebendige Predigt des Bischofs und auch ein kleiner historischer Rückblick machten die Messe zu einem beeindruckenden Erlebnis für alle Teilnehmer.

"Wir wollen Abstand halten, aber die menschliche Nähe suchen", betonte Christian Kapfhammer für die Gemeinde in Ziegelerden, als er den Erzbischof willkommen hieß. Fast genau vor 70 Jahren, am 12. November 1950, habe der damalige Erzbischof Josef-Otto Kolb die Weihe der Kirche vorgenommen. Seit dieser Zeit habe die Kirche viel erlebt, und viele Ziegelerdener hätten ein ganz besonderes Verhältnis zu ihrem Gotteshaus aufgebaut.

"Ich bin gerne zu Ihnen nach Ziegelerden zum 70. Kirchweihjubiläum gekommen, weil ich Ihnen Hoffnung und Zuversicht geben will", unterstrich Erzbischof Ludwig Schick. In dieser schwierigen Zeit sei es wichtig, Verantwortung zu zeigen, das Nötige einzuhalten und das Notwendige zu tun.

Dem guten Miteinander und der Gemeinschaft der Menschen komme dabei eine besondere Bedeutung zu. Gerade jetzt sei es wichtig, alle Menschen zu unterstützen, die Hilfe benötigten, animierte er dazu, zum Beispiel älteren Menschen in allen Lebenssituationen zu helfen.

Der Erzbischof blickte auch auf die Zeit zurück, in der die Kirche gebaut wurde. Diese Jahre, die er als Kind intensiv erlebt habe, seien entscheidend in der Geschichte der Bundesrepublik gewesen: eine anstrengende Zeit mit Entbehrungen, aber auch gute Jahre des Aufbaus und des Fortschritts. Die Gläubigen in Ziegelerden hätten ihr Ziel eines eigenen Gotteshauses mit großem Engagement in die Tat umgesetzt. Dies sei aber ein Zeichen des Glaubens, denn Christ sein bedeute Glauben an den guten Gott in einem Leben aus Hoffnung und Vertrauen. Dazu komme die Liebe zum Nächsten als wichtigstes Gebot. Somit könne man den christlichen Glauben kurz mit seinen drei Tugenden "Glaube, Hoffnung, Liebe" zusammenfassen, und jeder sollte sich - je nach seinen Fähigkeiten - für sie einsetzen, sagte Ludwig Schick.

Der Bau der Kirche in Ziegelerden kurz nach dem Zweiten Weltkrieg sei eine beeindruckende Gemeinschaftsleistung der Menschen hier gewesen, unterstrich Stadtrat Ralf Völkl in seinem Rückblick. Denn noch während des Kirchenbaus seien zum Beispiel durch den VdK Hilfsgüter im Ort verteilt worden. Chronist Hans Diller habe aber festgehalten, dass die Menschen nach der Enttäuschung und Katastrophe des Nazi-Regimes durch eine Besinnung auf Gott eine neue Orientierung gesucht hätten. Und so sei die prägende St.-Michaels-Kirche seit dieser Zeit nicht nur der Mittelpunkt des Ortes, sondern throne auch weithin sichtbar auf dem Haßlacher Berg über der Stadt Kronach.

Dabei sei alles sehr schnell gekommen. Am 29. September 1946 wurde zum ersten Mal in der Geschichte von Ziegelerden ein Gottesdienst im Saal des Gasthauses Möckel gehalten. 1947 folgten dann die Gründung eines Kirchenchores und eines Caritasausschusses. Bei einer Weihnachtsfeier am 1. Januar 1947 wurde zum ersten Mal für den Bau einer Kirche gesammelt. Am 21. September 1947 wurde ein eigener Kirchenbauverein gegründet, der noch heute besteht und bei der Pflege und dem Erhalt der Kirche aktiv ist.

Nach den Steinbrucharbeiten 1948 wurde 1949 der Rohbau erstellt. In diesem Jahr fanden Grundsteinlegung und Richtfest statt. Die Erdarbeiten führten die Ziegelerdener Bürger und Jugendlichen bereitwillig in mühseliger Handarbeit durch. Auf Maschinen wurde weitgehend verzichtet, um Geld zu sparen.

Im Mai 1949 besichtigte anlässlich einer Firmung Erzbischof Josef-Otto Kolb die Baustelle und stellte anschließend die noch fehlenden Mittel für die Fertigstellung der Kirche zur Verfügung. So konnte bereits Anfang 1950 der Innenausbau begonnen werden. Im Herbst war die Kirche fertig. "Aus heutiger Sicht ruft es Bewunderung und Erstaunen hervor, in welch kurzer Zeit das große Gotteshaus mit bloßen Händen, fast ohne maschinelle Hilfsmittel, gebaut wurde", würdigte Ralf Völkl die Leistung von damals. Auch in den Folgejahren habe man weiter an der Ausstattung der Kirche gearbeitet. Im Jahr 1953 ging der lang ersehnte Wunsch nach einer Kirchenglocke in Erfüllung. 1959 erhielt das Gotteshaus eine große Orgel, und 1980 wurde das Geläut um drei weitere Glocken erweitert. 1984 folgte die Anschaffung von Turmuhren. Kürzlich erhielt die Kirche eine neue Beleuchtung, auch der Altarraum wurde neu gestaltet.

"Heute kommt es darauf an, daran zu bauen, dass die Gemeinde und die Gemeinschaft der Christen im Ort lebendig bleibt", ging Ralf Völkl auf die veränderten Herausforderungen der heutigen Zeit ein. Er rief dazu auf, sich in der Kirchengemeinde zu engagieren. Einer, der das seit unglaublich langer Zeit mache, sei Armin Herbst, der seit 42 Jahren, also mehr als die Hälfte der Gotteshausgeschichte, Vorsitzender des Kirchenbauvereins und Kirchenpfleger ist. Ihm dankte Völkl für diese herausragende Leistung. vz

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