Kronach Eine Menge Holz

Karl-Heinz Hofmann

Der Borkenkäfer rafft so viele Bäume dahin, dass deren Abtransport zu einer Herausforderung wird. Am Kronacher Bahnhof ist zu beobachten, wie die Logistik funktioniert.

 
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Kronach - Der Frankenwald verliert derzeit unglaubliche Mengen an Fichtenholz. Der durch massiven Borkenkäferbefall notwendige Kahlschlag ist eine Katastrophe für die Waldbauern - und eine Herausforderung für Logistiker. Seit dem Frühjahr verlassen in steter Regelmäßigkeit mehrere Eisenbahnzüge nach ihrer Verladung den Bahnhof in Kronach. Laut Auskunft von Martin Fiebig von DB Cargo werden wegen der hohen Nachfrage auch Privatbahnen zum Abtransport eingeschaltet. Ein Eisenbahnzug besteht aus 25 Waggons, fünf Wagen werden pro Tag verladen, ein Zug ist mit mindestens 1300 Festmeter Holz beladen.

"In den nordbayerischen Forstbetrieben der Bayerischen Staatsforsten läuft der Kampf gegen den Borkenkäfer auf Hochtouren", erklärt Forstbetriebsleiter Peter Hagemann vor Ort. Die Forstleute fänden bei ihrer ununterbrochenen Suche immer neue befallene Bäume, die schnellstmöglich aufgearbeitet werden müssten. "Auch jetzt im Frühherbst können damit noch unzählige Käfer an der Überwinterung gehindert werden - die beste Vorsorge für das kommende Jahr."

Allein im Zuständigkeitsbereich der Forstbetriebe Rothenkirchen und Coburg konnten seit Anfang Juli in den Landkreisen Kronach, Lichtenfels und Coburg jeden Tag rund 1000 Festmeter Schadholz aufgearbeitet werden. Unterstützt wurden die Försterinnen und Förster vor Ort dabei durch zahlreiche Forstwirte und Forstunternehmer aus ganz Bayern. Ebenso wichtig wie eine rasche Aufarbeitung sei der anschließende reibungslose Abfluss des Holzes zu den Sägewerken. Dafür sorgt bei den Bayerischen Staatsforsten die zentrale Logistikabteilung in Zusammenarbeit mit zahlreichen örtlichen Transportunternehmen. Nachdem durch das Überangebot an Rundholz auch aus anderen Bundesländern und dem benachbarten Ausland die Abnahme des Käferholzes in Nordbayern vorübergehend stagnierte, "konnten so schnell Lieferwege zu Holzverarbeitern in Süd- und Ostbayern gefunden werden". Voraussetzung dafür war das entsprechend strikte Zurückfahren des Einschlages von frischem Nadelholz im südbayerischen Staatswald, was in gleichem Maße auch dem Abfluss von Schadhölzern der anderen Waldbesitzer diente. Um die Kapazitäten und das Tempo noch zu steigern, kam zum ununterbrochenen Holztransport durch Lastwagen auf der Straße als weitere Variante noch die Bahnverladung hinzu.

Allein das Beladen der zahlreichen Spezialwaggons ist eine logistische Meisterleistung: Die rund 1300 bis 1400 Festmeter Holz pro Zug entsprechen etwa 60 Holz-Lkw-Fuhren, die innerhalb von nicht einmal zwei Tagen aus jedem Winkel des Frankenwaldes angefahren werden.

Laut Hagemann gibt es schon seit 20 Jahren immer wieder trockene Sommer. Meist habe sich der Wald im Jahr darauf wieder erholen können. Doch seit 2017 sei es in jedem Jahr zu trocken gewesen. "Die Folge ist nun der teilweise Kahlschlag in manchen Revieren", bedauert Hagemann. "Es stirbt nicht der Frankenwald, es sterben Fichtenbestände", konkretisiert Olaf Schmidt, langjähriger Präsident und Leiter der Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft (LWF). Ein bunter Mischwald sei resistenter gegen den Käfer. Ein Waldumbau sei daher dringend nötig. Bisher werde dies nicht konsequent genug verfolgt.

Die Folge sei nun, dass der Frankenwald erneut vor einem Wandel steht. Bis vor rund 500 Jahren war die Buche hier vorherrschend. Durch die Flößerei wurde die Buche im 16. und 17. Jahrhundert bewusst zurückgedrängt. Es folgte ein Zeitalter der Tanne. Im 19. Jahrhundert setzte durch Stürme und Kahlschlagswirtschaft der Siegeszug der Fichte ein. Dem setzt nun der Klimawandel ein Ende.

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