Die rechtsaufsichtliche Klärung ist der momentane Gipfel einer Auseinandersetzung, die schon lange schwelt. Nach dem Brand des Sägewerks in Höfles am 16. September traten die atmosphärischen Störungen erneut offen zutage. Wie berichtet, hatte Simon im sozialen Netzwerk Facebook moniert, dass Wicklein, der auch Vorsitzender der Feuerwehr ist, die Sitzung des Stadtrats für den Löscheinsatz beim Sägewerks-Brand in Höfles verlassen hat. Simon schrieb: "Wenn man so wichtige Aufgaben hat, muss man eben entscheiden, was wichtiger ist. Vielleicht wäre es für die Stadt Kronach vernünftiger, wenn sie eine andere Person als Hauptamtsleiter einsetzt?" Damit hat er eine Lawine negativer Kritik gegen sich losgetreten.
In einem Schreiben an die Kommandanten der Wehren im Stadtgebiet vom 20. September erklärte Simon dann, weshalb er "den unglücklichen Facebook-Post" über Hauptamtsleiter Stefan Wicklein geschrieben hat. Er machte deutlich, dass er nach der Stadtratssitzung mit Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein und Stefan Wicklein über die Fragen rund um die Abrechnungs-Gepflogenheiten der Feuerwehr Kronach reden wollte. Dazu sei es jedoch nicht gekommen, weil Wicklein zum Brand in Höfles ausgerückt sei. "Nachdem ich am Dienstag in der Zeitung gelesen habe, dass sich der Hauptamtsleiter als der wichtigste Feuerwehrmann präsentiert hat, habe ich meinen Frust, ohne viel zu überlegen, in Facebook kundgetan", schrieb Simon weiter.
Die Verantwortlichen der Feuerwehr gingen nun am Mittwochabend auf jeden einzelnen Kritikpunkt Simons ein. Die Wehr sehe sich seit dem Führungswechsel an der Spitze der aktiven Mannschaft im Jahr 2018 einer "Kampagne mit anonymen Anzeigen, Briefen oder offenen Anschuldigungen" ausgesetzt, wie Stefan Wicklein einleitend sagte. Das Tanklöschfahrzeug, von dem Simon spreche, sei 2011 nach 32 Dienstjahren ersetzt worden. "Die Feuerwehr wurde 2012 mit der Bitte beim Bürgermeister vorstellig, dass es als Traditionsfahrzeug und als Reserveeinheit erhalten wird. Der Feuerwehrverein bot an, dafür der Stadt einen Ablösebetrag auf den entgangenen Verkaufserlös in Höhe von 5000 Euro zu entrichten und der Stadt zukünftig alle Betriebs- und Reparaturkosten zu erstatten. Der Ablösebetrag orientierte sich am Verkaufserlös des Marktes Mitwitz, welcher ein baugleiches Fahrzeug nach Ausschreibung für 5500 Euro veräußert hatte", so Wicklein. Dieser Regelung habe Bürgermeister Beiergrößlein zugestimmt, die Zahlung sei erfolgt. "Ein expliziter Beschluss des Stadtrates, dass das Fahrzeug verkauft werden muss oder nicht behalten werden darf, wurde nie gefasst", betonte der Vorsitzende. Ein finanzieller Nachteil sei der Stadt nie entstanden. Heuer sei das Auto, nicht zuletzt aufgrund der anhaltenden Trockenheit, schon mehrmals als Wasserreserve oder Sicherheitswache im Einsatz gewesen, wenngleich es "selbstverständlich nicht mehr Bestandteil der regulären Alarmierungsplanung" sei.
Darauf wies auch Kommandant Christian Büttner hin. Er selbst habe im Juli entschieden, aufgrund der hohen Waldbrandgefahrenstufe das Fahrzeug aus dem Bauhof ins Feuerwehrzentrum zu verlegen. Als die Lage wieder sicherer war, habe man es sofort wieder zurückgebracht.
Was den Betrieb der Atemschutzwerkstatt angehe, sei Ende 2018 eine anonyme Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Coburg eingegangen. "Die Kriminalpolizei hat daher die kompletten Abrechnungs- und Kassenunterlagen eingefordert und geprüft. Es konnte kein Verstoß festgestellt werden. Die Staatsanwaltschaft Coburg hat daraufhin das Ermittlungsverfahren eingestellt", erklärte der Vorsitzende. Die Stadt Kronach habe nie eine Atemschutzwerkstatt betrieben. Der sachliche Betriebsaufwand sei über den Landkreis gelaufen, ansonsten seien Prüfungen und Wartungen durch Kräfte der Feuerwehr entweder kostenfrei oder unter Berechnung niedriger Gebühren erfolgt. Allein im Jahr 2018 seien 667 Masken, 598 Lungenautomaten und 222 Pressluftatmer gewartet worden. Kostenpunkt: rund 5000 Euro. In Coburg beispielsweise hätte für die gleiche Leistung mehr als 30 000 Euro gekostet. Die Regelung, die von 1969 bis 2019 gegolten habe, habe der Stadt also enorm viel Geld gespart.
Weiterhin widersprachen die Verantwortlichen der von Hans-Georg Simon erhobenen Behauptung, Hauptamtsleiter Stefan Wicklein dürfe ein Feuerwehrauto als Privatfahrzeug nutzen. Vielmehr handle es sich um ein Einsatzfahrzeug in der Wache Altstadt, das im Alarmierungsfall von zehn bis 15 Feuerwehrkräften genutzt werden kann. Auch das Ausrücken Wickleins während der Stadtratssitzung sei absolut rechtens gewesen, betonte Kommandant Büttner.
Zwei weiteren Vorwürfen Simons trat der Kommandant entgegen: Erstens gebe es in Ausrüstungsfragen keine Zwei-Klassen-Gesellschaft zwischen der Stadt- und den Ortsteilfeuerwehren. Vielmehr bekämen im nächsten Jahr alle Aktiven im Stadtgebiet neue Schutzanzüge. "Außerdem behauptet Hans-Georg Simon, dass die Feuerwehr nicht ausrücken würde, wenn es bei ihm einmal brennen sollte. Dazu halte ich fest: Die Feuerwehr und andere Hilfsorganisationen helfen jedem. Jeder hat ein Recht auf Hilfe."
Den Verantwortlichen war anzumerken, dass sie es leid sind, "permanent und wiederholt", wie es der Bürgermeister ausdrückte, in sozialen Netzwerken von Hans-Georg Simon unsachlich kritisiert und diskreditiert zu werden. "Der Ruf des Ehrenamts wird dabei erschüttert und beschädigt", so Wolfgang Beiergrößlein. Seine unqualifizierte Kritik mache Simon meist an Hauptamtsleiter Wicklein fest. Dies könne man nicht dulden, so der Bürgermeister.
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