Kronach Erpressung mit einem Trojaner

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Ein gefährliches Programm macht die Runde im Internet: Getarnt als "BKA", "Bundespolizei" oder "GEMA" legen Cyberkriminelle Computer lahm und fordern Geld. Unter den Opfern sind auch Menschen aus dem Landkreis Kronach.

 
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Kronach - Christian G.* traut seinen Augen nicht: Plötzlich taucht auf seinem Computer eine Meldung auf, die den gesamten Bildschirm ausfüllt: "Bundespolizei - Ihr Computer wurde gesperrt" heißt es unter einem schwarz-rot-goldenen Banner. Das sei "durch das System der automatischen Informationskontrolle" geschehen. "Nach dem Gesetzt (sic!) über 'Informationskontrolle und Informationsschutz' vom 02.01.2012 sind Sie verpflichtet, eine Strafe i.H.v. Euro 100 zu bezahlen."

Der Kronacher ahnt sofort, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht. Er versucht, die Meldung und das damit zusammenhängende schädliche Computerprogramm, einen sogenannten Trojaner, loszuwerden. Doch er scheitert: "Man kommt nirgends mehr rein und auch wenn man den Computer runter- und wieder rauffährt, tut sich nichts." Kein Einzelfall, wie Anne Höfer, Pressesprecherin im Präsidialbüro beim Polizeipräsidium Oberfranken in Bayreuth, weiß: "Diesen Trojaner gibt es seit ungefähr Anfang des Jahres 2011." In ganz Oberfranken habe die Polizei rund 700 Fälle registriert. "Der Landkreis Kronach liegt bei unter zehn Prozent dieser Fälle." Wie sollen Internet-Nutzer reagieren, wenn eine derartige Meldung auf ihrem Bildschirm auftaucht. "Der geforderte Betrag sollte auf keinen Fall bezahlt werden", rät Anne Höfer. "Dies würde nichts an der Infizierung des Betriebssystems ändern." Allerdings komme es immer wieder vor, dass Internet-Nutzer aus Angst vor Repressalien das Lösegeld entrichteten, weiß die Polizei-Pressesprecherin: "Die Dunkelziffer wird hier relativ hoch sein." Schließlich zeigten viele Nutzer diese Fälle nicht bei der Polizei an. Möglicherweise aus Scham - schließlich heißt es in vielen dieser Erpressungen, dass der Nutzer angeblich Seiten mit kinderpornografischen oder anderen strafbaren Inhalten aufgerufen habe. Dabei, sagt Anne Höfer, gelange das schädliche Computerprogramm auf anderen Wegen an den Nutzer: "Der Trojaner gerät leicht auf den Computer, wenn man den Update-Status des Betriebssystems und der Anti-Viren-Software nicht immer auf dem aktuellen Stand hält."

Ob das auch bei Christian G. die Ursache war? Der Kronacher weiß es nicht. Er hat sich jetzt an einen Bekannten gewandt, der seinen Computer in den nächsten Tagen wieder fit machen soll. Bei der Polizei hat er - noch - keine Anzeige erstattet.

Genau das empfehlen die Ordnungshüter jedoch: "Falls Ihr Computer betroffen ist, sichern Sie den Inhalt des geöffneten Pop-Up-Fensters möglichst per Foto beziehungsweise notieren Sie sich weitere relevante Daten wie beispielsweise die angegebene E-Mail-Adresse sowie den Zeitpunkt und die gerade besuchte Internetseite für die Anzeigenerstattung bei der Polizei", sagt Anne Höfer.

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* Name von der Redaktion geändert

Hilfe vom Bundesamt

Der sogenannte BKA-Trojaner kursiert in zahlreichen Varianten: Mal ist es angeblich die Bundespolizei, die den Computer sperrt, mal BKA oder GEMA. Eine Gemeinsamkeit gibt es jedoch: Immer wird Lösegeld gefordert, um den Computer zu entsperren. In Zusammenhang mit dem Trojaner hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eine eigene Homepage eingerichtet. Um den Computer wieder fit zu bekommen, können Betroffene sich hier in einem kostenlosen Support-Forum anmelden und sich von Experten helfen lassen.

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www.bka-trojaner.de


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