Kronach Freiheit, Fantasie, Genuss

Von Thomas Winterstein

Heute vor 20 Jahren ist der letzte Citroen 2 CV vom Band gelaufen. Der Kronacher Max Ludwig fährt seit seinem 18. Lebensjahr "Ente" - aus Überzeugung.

 
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Kronach - Knatternd fährt Max Ludwig mit seinem roten Citroen 2 CV an den Passanten am Kronacher Marienplatz vorbei. Die einen kennen den Anblick und vor allem den Motorsound des 27 PS starken Motors mit immerhin 0,6 Liter Hubraum, die anderen schauen ihm lächelnd und meist begeistert hinterher.

Mittlerweile ist eine "Ente" etwas Einzigartiges geworden und erinnert viele Menschen an "Flower-Power" und Studentenbewegung. Von all dem scheint der 20-jährige Max Ludwig weit entfernt. Er ist wohl auch einer der wenigen "Enten"-Besitzer, die jünger sind als ihr Fahrzeug. "Meine ist stolze 22, also Baujahr 1988, ich bin, wenn man so will, Baujahr 1989", scherzt er und bekommt, wie immer, wenn man ihn auf sein kleines Auto anspricht, strahlende Augen. Oft wird er gefragt, wie ein junger Mann auf die Idee kommt, sich ausgerechnet für eine "Ente" zu entscheiden. "Mein Vater hat früher schon mal eine gefahren. Meinen 18. Geburtstag nahm er zum Anlass, eine zu kaufen und ich war sofort begeistert von dieser Idee."

Doch ein "Enten"-Kauf gestaltet sich nicht immer leicht. Max Ludwig und Vater Martin machten übers Internet ein Exemplar ausfindig. "Allerdings im Ruhrgebiet, bei Löhne. Und dann mit 80 bis 90 Kilometern in der Stunde durch halb Deutschland nach Hause. Ohne Klimaanlage, Servolenkung, Airbag und den ganzen anderen Luxus." Immerhin kostete das Schmuckstück der Ludwigs stolze 2200 Euro. Erstmal musste die alte Dame jedoch zum "Tierarzt", sprich zu einem "Enten"-Spezialisten nach Schweinfurt, der sich um Restaurationen kümmert.

Seit über zwei Jahren macht Max Ludwig nun schon Kronachs Straßen mit seinem Citroen 2 CV unsicher. Lässt man ihn erzählen, was "Ente"-Fahren ausmacht, redet er begeistert drauf los: "Ein BMW oder ein Audi kam für mich nie in Frage. Im Vordergrund steht der Genuss, die Nostalgie." Auffallend ist ebenfalls die persönliche Gestaltung seiner Ente, nämlich die regenbogenartige Bemalung des Kühlers. Max Ludwig erklärt dazu: "Niemand würde auf die Idee kommen, sein neues Auto zu bemalen. Doch bei einer 'Ente' geht das. Sie symbolisiert mein Lebensgefühl: Unendliche Freiheit und die Kreativität, sein Auto zu bemalen, wie man will. Fantasie wird groß geschrieben."

Überhaupt bezeichnet er seinen Citroen als "Erlebnisauto". Lachend gibt der 20-jährige eine Anekdote zum Besten: "Auf einem Supermarktparkplatz in Kronach ist sie einmal einfach nicht mehr angesprungen. Für solche Notfälle hat jede 'Ente' eine kleine Kurbel, die man bei geöffneter Motorhaube ansetzen kann, um den Motor extern zu starten. Das hat damals aber leider nicht funktioniert. Schließlich musste ich mir einen Passanten schnappen, der anschob. Einmal im Rollen, röhrte der Motor wieder."

Darüber hinaus behauptet der kritische Volksmund, der einzige Vorteil dieses Autos sei, man könne es mit vier bis sechs Männern einfach wegtragen. Der junge "Enten"-Fahrer kann dies eindrucksvoll bestätigen: "Einmal konnten wir sie in unsere Einfahrt nicht wenden, weil unser anderes großes Auto im Weg stand. Wir haben deshalb zu zweit an der Hinterachse angehoben und sie wie einen Zirkel auf der Vorderachse gedreht, um wegfahren zu können. Also kann man sie mit mehreren Leuten bestimmt auch tragen."

Ein Problem mit dem Kleinwagen aus Frankreich tritt jedoch öfter auf: Der größte "Enten"-Gegner ist nämlich die Mutter von Max. Sie beschwert sich des Öfteren bei ihrem Sohn: "Alles dreht sich nur um dieses Auto." Max Ludwig antwortet darauf stets gelassen: "Das ist viel mehr als ein Auto!"



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