Marktrodach Futter für Fellnasen

Gabriele Fölsche

Der Marktrodacher Verein „Frieden für Pfoten“ engagiert sich in Krisengebieten für verlassene Haustiere. Jetzt rufen die Helfer zum Spenden-Marathon für Vierbeiner in Griechenland auf.

 
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Marktrodach - Es ist ein Marathon, der nichts mit dem Laufen zu tun hat. Dahinter steht vielmehr die Hoffnung, dass sich viele Menschen bereit erklären, mit dem Kauf von Futter das Tierelend im kommenden Winter zu lindern. Möglich ist das über Europas größte Futterspenden-Plattform (siehe Info-Kasten), über die auch der Marktrodacher Verein "Frieden für Pfoten" nun als einer von 30 Vereinen um Futter für herrenlose Tiere in Athen bitten darf.

So geht's:

Um zu spenden, muss zunächst www.tierschutz-shop.de im Internet aufgerufen werden. Dort sind am Seitenende alle beteiligten Tierschutzorganisationen aufgelistet. Durch Anklicken von "Frieden für Pfoten" kommt man direkt zur Wunsch-Bestellliste des Vereins. Die Aktion endet am 22. Dezember.

"Frieden für Pfoten" gibt es seit zwei Jahren. Bettina Marie Schneider, Mitbegründerin des Vereins, erklärt: "Ich habe selbst einen Blog im Netz, den ich ,Gutes Karma to go' betitelt habe. Ich schrieb einen Beitrag über die vielen zurückgelassenen Tiere syrischer Flüchtlinge, die unsäglich leiden und hungern. Daraufhin erhielt ich so viele Zuschriften, dass ich beschloss, einen Verein zu gründen." Außergewöhnlich daran: Die Aktiven kennen sich meist nur über das Netz - denn sie sind in ganz Deutschland, Österreich oder auch der Schweiz verstreut. "Meine Stellvertreterin, Nicole Zarp, lebt in der Nähe von Hamburg", erklärt Schneider. Und auch die Marktrodacherin Claudia Schnapp, die heute Schatzmeisterin ist, hat die Theisenorterin Bettina Marie Schneider letztendlich über das soziales Netzwerk kennengelernt, weil sie im Verein mithelfen wollte. Erfreut stellten die Frauen fest, dass sie beide aus dem Landkreis Kronach kommen.

Heute sind die beiden Frauen nicht nur gute Freundinnen, sondern kämpfen mit Herzblut gemeinsam für die Schwächsten und Wehrlosen. Denn der Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, Tieren in Krisengebieten zu helfen: "Wir widmen uns den Härtefällen, den kranken oder verletzten Tieren, die in ihrem Heimatland keinerlei Chance auf Vermittlung haben." Und Claudia Schnapp ergänzt: "Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in Griechenland, dem Balkan, der Türkei und Syrien - überall dort, wo unzählige verlassene Haustiere in den Straßen verhungern und verdursten oder schwere Verletzungen erleiden." Letztendlich geht es darum, private Helfer vor Ort bei der Fütterung von ausgesetzten oder wild geborenen Tieren, der Kastration, medizinischen Notversorgungen und Vermittlung zu unterstützen. "Wir organisieren Sachspenden und finanzielle Mittel, helfen aber auch beim Fördern der Projekte vor Ort, geben Hilfe zur Selbsthilfe und unterstützen bei Vermittlungen", sagt sie. Eben kamen die beiden Frauen aus Athen zurück. Dort hat der Verein das "Haus der Chancen" eröffnet. Ein Tierheim, vorwiegend für Katzen, das ehrenamtlich geführt wird; Hunde werden bei privaten Pflegestellen untergebracht. "Im Haus der Chancen bieten wir nicht nur Versorgung und Unterkunft für die Vierbeiner, sondern auch für arme Bürger kostenfreie Tierarztbesuche und Kastrationen ihrer Lieblinge", sagt die Vorsitzende. Stolz ist sie darauf, dass nun ein neues Projekt gestartet wird. "Wir haben zwei griechische Lehrerinnen unter den Helfern; sie werden in Schulklassen regelmäßig Vorträge halten, um den Kindern den Tierschutzgedanken näherzubringen", sagt sie. Auch regelmäßige Kastrationsprogramme von wildlebenden Hunden und Katzen werden durchgeführt: "Wir machen das jetzt seit zwei Jahren. In den Straßenzügen von Südathen ist die Anzahl der Katzen bereits zurückgegangen. Somit werden auch Krankheiten, Seuchen und Elend eingedämmt", sagt Schneider.

Schnapp steht ebenso wie die Vorsitzende noch ganz unter den Eindrücken ihres Besuchs im Haus der Chancen. Sie scrollt durch ihr Handy und zeigt Fotos: Ein schwarzes Kätzchen, dessen linkes Ohr abgeschnitten wurde. "Und das hier ist Poppy; ihr linkes Auge ist schwer verletzt, tränt und eitert. Dazu kommt eine Pilzinfektion. Eine Operation vor Ort brachte keinen Erfolg. Nun wollen wir das Kätzchen nach Deutschland holen und hier operieren lassen", informiert sie. Wenn die Frauen vom Tierleid auf Athens Straßen erzählen, sind das traurige Geschichten. In vielen Teilen der Bevölkerung ist der Tierschutzgedanke nicht verankert. Erschwerend kommt hinzu, dass durch die Wirtschaftskrise im Jahr 2010 vermehrt Fellnasen ausgesetzt wurden und ein schreckliches Dasein auf der Straße fristen müssen. "Die Menschen haben selbst nicht viel Geld zum Leben. Vier von zehn Beschäftigten in Griechenland verdienen weniger als 700 Euro brutto. Jeder zweite Rentner in Griechenland bekommt weniger als 500 Euro im Monat. Da reicht es für das Tier gerade mal für Wasser und eingeweichtes Brot", sagt Bettina Marie Schneider. Der Verein mit seinen Helfern versorgt zudem täglich rund 700 Streuner alleine an den verschiedensten Futterstellen in Athen. "Wir brauchen Unmengen von Trockenfutter für Hunde und Katzen, damit die Tiere über den Winter kommen. Denn auch dort wird es empfindlich kalt und die Vierbeiner brauchen Reserven", weiß die Vorsitzende. Deshalb ist für sie und Claudia Schnapp der Spenden-Marathon ein Segen: "Die von der Bevölkerung über Tierschutz-Shops gekauften Futtermittel werden direkt nach Athen verbracht. Somit bleiben uns die teueren Transportkosten erspart", freuen sich die Tierschützerinnen. Dazu kommt, dass der Verein zehn Prozent aus dem Umsatz als Barspende erhält.

Die beiden Frauen und die vielen Ehrenamtlichen investieren selbst viel Zeit, aber auch eigenes Geld für Tiere in Krisengebieten. Nun hoffen sie darauf, dass möglichst viele Menschen Futter spenden, damit die Vierbeiner in Griechenland gut über den Winter kommen.

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