Kronach Gefahr für die Spitalkirche?

Rainer Glissnik

Architekt Anton Spindler weist bei einer Veranstaltung der Grünen auf Auswirkungen des Brückenneubaus auf das Umfeld hin. Er bringt eine andere Lösung ins Spiel.

 
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Kronach - Die Planungen für einen Neubau der Kronacher Spitalbrücke sind eigentlich abgeschlossen. Trotzdem wird das Thema noch einmal am 17. August auf der Tagesordnung einer Stadtratssitzung stehen (NP vom Samstag). Denn es wachsen Bedenken gegen die Auswirkungen dieser Entscheidung.

Architekt Anton Spindler zeigte bei einer Veranstaltung der Grünen im Kronacher Schützenhaus am Freitag die Konsequenzen aus der von einer breiten Stadtratsmehrheit bislang getragenen Planung. Diese sieht vor, die Fahrbahn um einen halben Meter anzuheben. Bei einer Tragfähigkeit von 60 Tonnen wird auch der Schwerlastverkehr in und durch die Kronacher Innenstadt fahren können. Darunter werden die anliegenden Gebäude - allen voran die Spitalkirche - schwer leiden oder letztlich der Maßnahme zum Opfer fallen, befürchtet Franz Köstner.

Der ehemalige Grünen-Stadtrat: "Über das Navi werden nach Fertigstellung der Brücke mit 60 Tonnen Tragkraft viele schwere Lkw durch die Kronacher Innenstadt geleitet." Die Erschütterungen der schweren Fahrzeuge würden für Schäden an den umliegenden denkmalgeschützten Gebäuden sorgen. "Dies wird in kurzer Zeit unsere Kronacher Spitalkirche zerstören", befürchtet Köstner. Vielleicht würde sie gar abgerissen, schließlich hätten die Kronacher ja auch schon mit der Martinskirche eine Kirche dem Erdboden gleich gemacht, sprach Köstner das frühere Gotteshaus in der oberen Stadt an, dort wo heute das alte Feuerwehrhaus steht.

"Im Stadtrat wurde klargemacht, dass allein ein Brückenausbau auf 60 Tonnen Tragkraft Fördergelder erhält", sagte Grünen-Stadtrat Peter Witton. "Jetzt muss neu nachgedacht werden", forderte er. Denn mit dem Lucas-Cranach-Campus entwickelten sich neue Verhältnisse. Schwerlastverkehr gefährde außerdem auch das Pflaster. Und die beiden Kastanien an der jetzigen Spitalbrücke, die wohl gefällt werden sollen, prägten das Stadtbild.

Architekt Anton Spindler hat keine Brücken gebaut, "aber ich kann gestalten und mir Gedanken machen". Die Spitalbrücke sei die älteste bestehende Brücke in Kronach. Um das Jahr 1900 sei sie gebaut worden. Auch die Kastanienbäume seien so alt. Die Brücke habe viel erlebt, auch amerikanische Panzer seien über sie gefahren. Zwischen 1950 und 1960 sei der Gehsteig verbreitert worden. Sie hätten Hochwasser und Eisbrüche mitgemacht. "Das alles hat die Spitalbrücke bis jetzt schadlos überstanden." Rein aus Ingenieur-technischer Sicht sei gegen die Planungen nichts einzuwenden. Aber es gehe um mehr. In so einem sensiblen Bereich müsse anders an die Sache herangegangen werden. "Warum schafft man nicht vor der Stadt und innen daneben Retentionsflächen, damit das Hochwasser Platz hat und die ganze Stadt geschützt wird?", fragte Spindler.

Das ganze Umfeld der Brücke solle verändert werden. Der Hof der Volkshochschule sei bereits auf die Erhöhung der Straße ausgerichtet. Richtung Innenstadt würden die Spitalkirche und der Frisör mehr Stufen bekommen und niedriger liegen. Die Fahrbahnbreite solle bei 4,50 Meter liegen, bei der Spitalkirche dann nur noch bei 3,50 Meter.

"Machen wir die Kronacher Innenstadt wirklich verkehrsberuhigt und lebenswert", appellierte Hinrich Ruyter. Er liebäugelte mit der Idee, die Spitalbrücke allein für Fußgänger und Radfahrer zu nutzen.

"Es fehlt ein Gesamtkonzept", wandte Rainer Vormbrock ein. Es seien so viele tolle Initiativen für Kronach begonnen worden, die eine attraktive Innenstadt brauchten - ohne Verkehr.

Für Fußgänger und Radfahrer ist es an der Spitalkirche jetzt schon eng, gab Cornelie Vormbrock zu bedenken. Architekt Spindler schlug vor, die vorhandenen Fundamente zu sanieren und eine vorgefertigte Stahlkonstruktion einzubauen. Bei der geplanten Maßnahme gefährde schon der Bau die Gebäude im Umfeld, eventuell werde sogar eine Grundwasserabsenkung während der Bauzeit nötig.

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