Nordhalben: Heuer läuft die Kerwa eben anders

Michael Wunder
Abgesagt werden mussten in diesem Jahr auch die Festumzüge sowie die Kirchenparade. Foto: Archiv Michael Wunder

Eigentlich wollten es die Nordhalbener am Wochenende so richtig krachen lassen. Corona- bedingt musste man dann einiges absagen. Doch auch das Ersatzprogramm kann sich sehen lassen.

 
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Nordhalben: - Die 2015 gegründete Nordhalbener Kerwagesellschaft mit ihren knapp 100 Mitgliedern muss von ihrem Ziel, gemeinsam den Weihetag des Gotteshauses St. Bartholomäus zünftig zu feiern, heuer sprichwörtlich "etwas Abstand nehmen".

Die lange Geschichte von St. Bartholomäus

Der schlechte Zustand der Nordhalbener Pfarrkirche machte vor über 300 Jahren einen Neubau notwendig. Bereits im Jahr 1690 zeigt der Vogt Wolf Beerschneider in einer Amtsbeschreibung den Bauzustand der beiden Nordhalbener Kirchen folgendermaßen auf: "…. ist die Pfarrkirche dem hl. Apostel Bartholomäi und die Kapelle der seligsten Jungfrau Maria dediziert (geweiht); letztere ist noch gut Bau und mit einer Orgel geziert, die Pfarrkirche aber baufällig". Die Grundsteinlegung der ehemals barocken Kirche war am 4. Mai 1707, die Einweihung rund acht Jahre später am 25. Juli 1715.

Vor mehr als 150 Jahren wurde das Gotteshaus beim großen Brand von Nordhalben, bei dem die ganze Gemeinde bis auf wenige Häuser niederbrannte, zerstört. Sofort danach begann man mit dem Wiederaufbau, der Grundstein an der südwestlichen Ecke der Kirche trägt die Jahreszahl 1858. In dieser Zeit hatte die Nordhalbener Bürgervertretung ausdrücklich bestätigt, dass bei einem Kirchenbau die Pfarrei das Geld für die Handwerker und das Material gibt, die Bewohner der Marktgemeinde aber seit alters dabei Frondienste verrichten. In der schweren Zeit nach der Inflation setzte die ganze Pfarrgemeinde ihre Kräfte ein und erweiterte um 1928 das Gotteshaus. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Gotteshaus immer wieder der Zeit angepasst. Anfang dieses Jahrtausends wurde das Gotteshaus von Grund auf renoviert. Vor einigen Jahren konnte nach weiteren Umbau- und Sanierungsarbeitern die neue Rieger Orgel ihren Dienst aufnehmen, seitdem finden regelmäßig auch Orgelkonzerte statt. mw


Beginnen wird man am morgigen Donnerstag im "kleinen Kreis der Kerwagesellschaft" mit dem Glockenläuten und Böllerschüssen durch die Soldaten- und Reservistenkameradschaft.

Am Samstag, 3. Oktober, ist dann Fußball auf dem Gelände des FC Nordhalben angesagt. Um 12.45 Uhr werden zunächst die neuen Trikots der Altherrenmannschaft und der SG II vorgestellt. Ein Treffen beider heimischen Mannschaften findet um 13.45 Uhr statt. Um 16 Uhr trifft dann die SG Nordhalben im Punktspiel gegen den 1. FC Burggrub an. Ebenfalls am Samstag findet um 17 Uhr in der Pfarrkirche ein von Ilona Ruf organisiertes Orgelkonzert statt. Maris Popp wird dabei alles aus der Rieger Orgel herausholen. Anmelden muss man sich heuer für den Festgottesdienst am Sonntag, 4. Oktober, um 10 Uhr. Dem Hochamt mit Pfarrer Richard Reis geht im diesem Jahr keine Kirchenparade voraus.

Als Ersatz für die abgesagten Kirchweihständerla mit Rundgang durch die Gemeinde sowie dem Wirtshaussingen gibt es am Sonntag von 16 bis 17 Uhr ein Standkonzert vom Musikverein auf am Lindenplatz. Andre Wunder wird am Donnerstag, Freitag und Sonntag direkt am Lindenplatz Bratwürste und Steaks auf dem Grill bereiten. Auch beim Ausklang am Kirchweihmontag wird man ohne Musik und Umzug lediglich mit Böllerschüssen zu Recht kommen müssen. Die örtliche Gastronomie bittet um rechtzeitige Anmeldungen.

Nach langer Corona bedingter Pause ist ab dem Kirchweihfreitag, 2. Oktober auch das Klöppelmuseum wieder geöffnet. Jeweils von Freitag bis Sonntag können Besucher die Stücke in der internationalen Spitzensammlung von 13 bis 16 Uhr bestaunen.

Zum Auftakt präsentiert man unter der vorübergehenden Leitung von Elisabeth Gareis eine kleine Ausstellung zur Erinnerung an die langjährige Klöppellehrerin Hermine Stutzig. Sie wurde 1914 in Neudek (Sudetenland) geboren. Besuchte in Prag die Handelsschule und war dort auch als Klöppellehrerin an mehreren Klöppelschulen tätig. Sie kam 1946 nach der Zwangsaussiedlung nach Grundheim und fand 1948 in der Klöppelschule in Nordhalben eine Anstellung. Bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1974 leitete Hermine Stutzig die Klöppelschule mit großem Erfolg. Während dieser Zeit entwickelte sich das als "Nordhalbener Spitze" bekannte Klöppeln mit farbigen Garnen.

Das bekannteste Beispiel für diese Art des Klöppelns ist das weit bekannte "Frankenwald-Muster" mit seinen grünen Bäumen. Zierlich von Statur, war sie jedoch eine große Persönlichkeit, die sich mit ganzer Kraft für ihren Beruf, der für sie wohl eher Berufung war, einsetzte. Hermine Stutzig hat viele Ehrungen erhalten, die höchste Auszeichnung war der Bayerische Verdienstorden aus den Händen des damaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß.

Im Rahmen "Museum zum Mitmachen" wird ab Samstag 10. Oktober, jeweils im zweiwöchigen Rhythmus von 13 bis 16 Uhr die Möglichkeit gegeben, das Klöppeln auszuprobieren oder sich weiterzubilden. Dabei wird pro Nachmittag ein Unkostenbeitrag von zehn Euro erhoben.

Neben den oben aufgeführten Öffnungszeiten wird es künftig auch möglich sein, das Museum in kleinen Gruppen zu besuchen, hier ist eine Anmeldung über die Klöppelschule, die Gemeinde oder Elisabeth Gareis notwendig. Letztgenannte wies auf die Mindestabstandsregelung sowie das Tragen von Masken hin.

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