Buchbach Hilfe von der Gemeindeschwester

Heike Schülein
Gesundheitsministerin Melanie Huml (Vierte von rechts) sowie Projektverantwortliche des BRK-Kreisverbands stellten das Modellprojekt der Gemeindeschwester in Buchbach vor. Auch stellvertretender Landrat Gerhard Wunder (rechts) und Steinbachs Bürgermeister Thomas Löffler (links) zeigten sich davon angetan. Foto: Heike Schülein Quelle: Unbekannt

Ein Modellprojekt des BRK-Kreisverbands Kronach ist am Montag in Buchbach vorgestellt worden. Auch Ministerin Melanie Huml ist von dem Vorhaben begeistert.

 
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Buchbach - Ein möglichst langes selbstbestimmtes Wohnen in den eigenen vier Wänden - diesen Wunsch, den wohl alle älteren Menschen haben, versucht der Kreisverband Kronach im Bayerischen Roten Kreuz (BRK) umzusetzen. Mit Modellprojekt "Gemeindeschwestern Oberer Frankenwald", das am 1. Januar in Steinbach am Wald gestartet ist, kommt nun ein weiteres wichtiges Modul hinzu.

Zwei Gemeindeschwestern fungieren dabei für Pflegebedürftige sowie deren Angehörige als Ansprechpartnerinnen, Helferinnen und Netzwerkmanagerinnen. Carmen Fehn und Dagmar Heinlein besuchen die Senioren auf deren Wunsch hin zu Hause, geben ihnen Tipps und beraten sie mit dem Schwerpunkt auf der pflegerischen Versorgung.

Das bayerische Gesundheits- und Pflegeministerium unterstützt das BRK-Modellprojekt mit rund 275 000 Euro für zwei Jahre, bis Ende 2021. Wissenschaftlich begleitet wird es durch die Wilhelm-Löhe-Hochschule Fürth.

"Mit dem Konzept der Gemeindeschwester bieten wir den Bürgern eine gemeindenahe Unterstützung und Betreuung an, um möglichst lange mit hoher Lebensqualität in der gewohnten Umgebung alt werden zu können", betonte BRK-Kreisgeschäftsführer Roland Beierwaltes bei der Projekt-Vorstellung im Mehrgenerationenhaus Buchbach. Tragende Säulen des Konzepts ist die Verbindung von Mensch zu Mensch, kombiniert mit einem Netzwerkmanagement und unterstützt durch den Einsatz digitaler Medien und Plattformen. Themenbereiche sind unter anderem eine Gesundheitsberatung und selbstständige Lebensführung, der Umgang und die Einführung in die digitale Welt, ein Notfallmanagement sowie die Vernetzung und Koordination sozialer und pflegerischer Strukturen.

Das Hilfs- und Unterstützungsangebot richtet sich an Senioren, ältere, alleinlebende, kranke und pflegebedürftige Personen, Pflegepersonen und Angehörige sowie belastete Familien und Alleinerziehende. Ihnen allen möchte man bei der Bewältigung von Alltagsschwierigkeiten helfen, neue Möglichkeiten der sozialen Teilnahme bieten und dadurch ihre Lebensqualität fördern.

Projektbeteiligte sind seitens des BRK die beiden Gemeindeschwestern Carmen Fehn, Pflegedienstleiterin der Sozialstation "Oberer Frankenwald", und ihre Stellvertreterin Dagmar Heinlein, die beide über jahrzehntelange Erfahrung im Bereich Pflege verfügen. Die Werkstudentin Carina Kotschenreuther schreibt ihre Masterarbeit im Studiengang Gesundheitsökonomie über das Projekt. Weiter mit im Boot seitens der BRK sind die Projektleiterin von "Lebensqualität für Generationen", Antje Angles, sowie der Leiter der Servicedienste, Wolfgang Stumpf.

"Mich begeistert es immer wieder, wie man sich im Landkreis Kronach aufmacht, die Probleme zu lösen", lobte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml, die sich am Montag über das Projekt informierte. Mit dem Wort Gemeindeschwester habe man einen Begriff gewählt, der bei den Menschen positiv eingeführt sei. "Man denkt sofort dabei, da kommt jemand und hilft einem", zeigte sie sich sicher.

Das Modellprojekt sei ein weiterer wichtiger Baustein für die ländliche Region, den man ebenso gerne unterstütze wie das zeitgleich laufende Caritas-Projekt "Gemeindeschwestern Teuschnitz", beides zusammen mit einer Summe von knapp 436 000 Euro. Ziel sei es, von dem Projekt zu lernen und es für andere Regionen übernehmen zu können. Der Landkreis Kronach sei in vielen Dingen oftmals einige Schritte voraus - sicherlich zum Teil aufgrund der Erfordernisse, vor allem aber auch dank seiner engagierten Verbände und Institutionen.

Für Johanna Leupold vom bayerischen Landesamt für Pflege sind besonders die Einzelfallprojekte spannend, da die Lösungsansätze, die vor dem Hintergrund sich wandelnder familiärer Strukturen entwickelt würden, sehr voneinander abwichen. Mit der Gemeindeschwester habe man eine innovative Idee umgesetzt. "Das ist aufregend, hier mitwirken zu dürfen und die einzelnen Schritte zu verfolgen, wie es vorangeht", lobte sie.

Von einer großen Freude, an diesem Projekt teilzunehmen, sprach auch Professor Jürgen Zerth von der Wilhelm-Löhe-Hochschule Fürth, der das Zusammenspiel vieler hochprofessioneller Akteure im Bereich der medizinischen und pflegerischen Versorgung herausstellte. Die Idee sei die Entwicklung lokaler Gesundheitsperspektiven. Es gehe darum, in die Lücken zu gehen und vorhandene Beratungsstrukturen sinnvoll zu ergänzen.

Wie dies in der Praxis aussehen kann, zeigte eine nachgestellte digitale Anfrage an Carmen Fehn. Dabei suchte ein im Ausland arbeitender Mann passgenaue Lösungen für seine Großeltern, die zum einen immer vergesslicher würden und zudem verschiedene Arbeiten nicht mehr alleine erledigen könnten.

Gerade die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass die sozialen Kontakte immer wichtiger würden und die Bürger kompetente Ansprechpartner von Auge zu Auge wollten, sagte der stellvertretende Kronacher Landrat Gerhard Wunder. Wichtig sei ein Mix aus persönlichem Kontakt und Digitalisierung, ergänzte die stellvertretende BRK-Kreisvorsitzende Heidi Beyerle.

Steinbachs Bürgermeister Thomas Löffler würdigte das BRK als starken Partner im Gesundheitswesen und lobte den stetigen Ausbaus des Leistungsangebots.

BRK-Kreisgeschäftsführer Roland Beierwaltes äußerte die Hoffnung auf eine Folgefördermöglichkeit nach Ablauf der beiden Jahre.

Sein Dank galt abschließend allen Mitarbeitern in der Pflege: "Ihr vollbringt alltäglich eine Riesenleistung. Eigentlich seid Ihr alle Gemeindeschwestern."

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