Wallenfels Kleine Helfer für mehr Sicherheit

Veronika Schadeck

AAL nennt sich ein System, das Senioren ein möglichst unabhängiges Leben ermöglichen soll. Wie das funktioniert, zeigt das Beispiel von Elfriede Sattler aus Wallenfels.

 
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Wallenfels - Was wie Science-Fiction klingt, kann sehr hilfreich sein. Diese Erfahrung hat Elfriede Sattler in den vergangenen Wochen gemacht. Sie hat sich nämlich als Testperson für die Einführung von "Ambient Assisted Living (AAL) zur Verfügung gestellt, ein "Altersgerechtes Assistenzsystem für ein unabhängiges Leben". Mittlerweile gehört AAL zu ihrem Leben, und sie möchte es nicht mehr missen.

Eigentlich ist die Wallenfelserin noch recht fit. Sie lebt allein in ihrem Haus, meistert ihren Alltag, sie ist aufgeschlossen, liebt die Natur und ist im Grunde noch gut auf den Beinen. Aber sie ist Diabetikerin. Damit ist die Gefahr vorhanden, eine Unterzuckerung zu bekommen. Dies kann zu Konzentrations-, Sprach- oder Sehstörungen, Schwindel und sogar zur Bewusstlosigkeit führen. Eine belastende Situation nicht nur für die 75-Jährige, sondern auch für ihre Enkelin Ines Deuerling.

Deshalb, so die Rentnerin, habe sie auch eingewilligt, sich als Testperson für AAL zur Verfügung zu stellen. Das fiel ihr am Anfang nicht leicht, gesteht sie mit einem Schmunzeln. Denn: "Ich wollte es nicht wahrhaben, dass ich so etwas gebrauchen könnte." Das sei es auch mit einer gewissen Akzeptanz der Situation verbunden gewesen: "Man muss sich eingestehen, dass man eben nicht mehr die Jüngste und auch nicht mehr ganz gesund ist."

Mittlerweile ist Elfriede Sattler erleichtert, dass sie AAL hat. "Das gibt mir ein Gefühl der Sicherheit", sagt sie. An ihrem Kühlschrank, in ihrem Schlafzimmer und in ihrem Hausflur sind nun Sensoren angebracht. Im Schlafzimmer analysiert der Sensor sowohl Aktivitäten als auch Inaktivitäten. Es wird registriert, wenn sie nicht im Bett ist. Kehrt sie beispielsweise in der Nacht nach einem Toilettengang nicht zurück ins Bett, kann das auf einen Sturz hinweisen. Das System schlägt nach einer bestimmten Zeit Alarm. Sowohl beim Hausnotruf des BRK als auch bei ihrer Enkelin gehen dann Notrufe ein. Ines Deuerling wird per Mail auf ihrem Smartphone benachrichtigt. Auch ein offener Kühlschrank wird registriert. Die Sensoren geben zudem Rückschlüsse auf eine mögliche Krankheit. Der Sensor im Flur registriert, wann Elfriede Sattler das Haus verlässt und wann sie zurückkommt.

Für Ines Deuerling ist AAL eine Stütze. Sie könne sich besser auf ihren Job konzentrieren, denn sie wisse, dass sie beispielsweise bei einer Unterzuckerung oder bei einem Sturz benachrichtigt werde, erklärt sie. Auf ihrer AAL-App werden auch Daten aufgezeigt, beispielsweise ob ihre Großmutter später als gewohnt aufgestanden ist und wann sie ins Bett zurückgekehrt ist. "Ich bin dank AAL und dieser App viel beruhigter - es ist ein gutes Gefühl", sagt die Enkelin.

Wie der Hausnotrufbeauftragte Sven Schmidt bei einem Gespräch erklärte, bestand das Testsystem aus einer Basisstation, die die einzelnen Komponenten miteinander verbindet. Die Herstellung der Datenverbindung erfolgt über das Mobilfunknetz. Angebracht wurden bei Elfriede Sattler drei Sensoren sowie ein Rauchmelder mit automatischer Alarmfunktion.

Schmidts Kollege Wolfgang Stumpf erläuterte, dass sich AAL die Sicherheit in den eigenen vier Wänden zum Ziel gesetzt habe. Die Systeme nehmen Gewohnheiten als Basis für die Auswertung. Sie merken sich Bewegungsabläufe sowie die Dauer der Aktionen und schlagen Alarm, wenn Daten von der Norm abweichen. Im Falle von Elfriede Sattler werden der Hausnotruf des BRK sowie ihre Enkelin benachrichtigt. Die Möglichkeiten mit AAL seien vielseitig und könnten individuell angepasst werden. Beispielsweise könne ein Sensor Blut- und Zuckerwerte erfassen. In der Küche könnten Herdabschaltesysteme das Überhitzen von Herdplatten verhindern.

Wolfgang Stumpf und sein Kollege Sven Schmidt sind davon überzeugt, dass AAL in die Wohnungen und Häuser Hilfsbedürftiger einziehen wird. Denn die Menschen würden älter und sie wollten so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden bleiben. Die Angehörigen würden durch das System entlastet, und die Betroffenen könnten eine gewisse Selbstständigkeit bewahren. Je besser man den Alltag einer Person erfasse, desto besser könne das Assistenzsystem darauf abgestimmt werden.

Wolfgang Stumpf versteht AAL als eine Erweiterung des Hausnotrufsystems. Es sei auf einfache Bedienung fokussiert und verfolge das Ziel, eingeschränkte Mobilität, Vergesslichkeit oder schlechte Erreichbarkeit auszugleichen. Er weist zudem auf die steigende Zahl von Demenzerkrankten hin. Auch hier könne AAL die Pflegenden unterstützen. Das System könne Alarm auslösen, wenn Demenzkranke den sicheren Bereich der Wohnung oder des Hauses verlassen. AAL könne aber keineswegs die persönliche Betreuung ersetzen, schränken Schmidt und Stumpf ein. Was die Kosten betrifft, so spricht Wolfgang Stumpf von einem Betrag ab 50 Euro monatlich. Zuschüsse können gewährt werden. Nähere Informationen unter Telefon 09261/6072-140.

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