Nordhalben Klöppelschulförderverein ist Geschichte

Michael Wunder
Es hat sich ausgeklöppelt: Der Klöppelschulförderverein in Nordhalben löst sich auf. Foto: Archiv

Schon vor Corona war es schwierig. Dann kam auch noch der Museumsbetrieb zum Erliegen. Nun zieht man einen Schlussstrich. Und ein bitterer Nachgeschmack bleibt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Nordhalben - Der vor 24 Jahre gegründete Klöppelschulförderverein muss aufgelöst werden. Die Vorsitzende Gabriele Taubold-Porzelt hatte sich ausgiebig mit der Vereinssatzung beschäftigt. Bei der jüngsten Hauptversammlung in der Nordwaldhalle machte sie deutlich, dass der nach Satzung gegebene Zweck nicht mehr vorhanden sei. Es gebe keine andere Möglichkeit als die Auflösung. Eine Namensänderung sei zwar theoretisch möglich, dazu bräuchte man aber die Zustimmung aller 82 Vereinsmitglieder.

Gareis wehrt sich

Elisabeth Gareis legte vor Beginn der Versammlung eine Stellungnahme in eigener Sache ab. Wie sie sagte, pflegte sie währende ihrer langjährige Zeit in der Klöppelschule immer ein gutes Verhältnis zum Personal. Die Behauptung, sie habe die Leiterin an ihrem Stuhl gesägt, sei eine Verleumdung. In ihrem Alter sehe sei die Übernahme der Museumsleitung als Übergangslösung. Margarete Wunder-Blinzler meinte, dass der Gemeinderat dies fraktionsübergreifend beschlossen habe und auch die ehemalige Leiterin in die Entscheidung eingebunden war.


Bei einer Enthaltung und zwei Gegenstimmen wurde die Vereinsauflösung mit großer Mehrheit beschlossen. Laut der Vorsitzenden ist die Vorstandschaft bis 31. Dezember dieses Jahres im Amt. Anschließend würde die Vereinsauflösung durch zwei Liquidatoren abgewickelt. Margarete Wunder-Blinzler schlug dafür die Vorsitzende Gabriele Taubold-Porzelt und Kassenverwalterin Martina Hänel vor, die auch gewählt wurden. Das Vereinsvermögen von über 16 000 Euro wird die Gemeinde für zweckgebundene Ausgaben für das Klöppeln erhalten. Einstimmig wurde beschlossen, die Mitgliedsbeiträge für 2020 wegen der Corona- Pandemie auszusetzen.

In seiner letzten regulären Jahreshauptversammlung blickte der Verein auf die Aktivitäten im vergangenen Jahr zurück. Die Vorsitzende verwahrte sich gegen den Vorwurf eines ehemaligen Gemeinderates, wonach die Gemeinde ihr Hobby finanziere. In den Jahren seit der Vereinsgründung wurden immerhin schon über 143 000 Euro für das Klöppelhandwerk aufgewendet. Es seien deshalb auch zwei Stellungnahmen an die Gemeinde gegangen.

2019 hatten die Mitglieder viele Termine wahrgenommen und eine ganze Reihe von auswärtigen Veranstaltungen bereichert. Dies sei eine gute Werbung für die ehemalige Klöppelschule bzw. das Klöppelmuseum gewesen. Auch die voll belegten Kurse im zweiten Halbjahr hätten den Aufwärtstrend bestätigt. 2020 sei mit der Corona-Pandemie alles anders gekommen als gedacht, der Schul- und Kursbetrieb sowie der Museumsbetrieb kam völlig zum Erliegen. Vereinsziel sei gewesen, dass man der Klöppelschule in allen Belangen unter die Arme greife. Sie bemängelte, dass der Bürgermeister als Mitglied der Vorstandschaft in keiner Sitzung anwesend gewesen sei.

Bürgermeister Michael Pöhnlein sagte, dass er Kritik empfangen, aber heute auch austeilen könne. Es stimme zwar, dass er nicht auf den Sitzungen gewesen sei, aber dennoch habe er mit allen Mitteln versucht, das "leckgeschlagene Schiff Klöppeleinrichtung" wieder auf Kurs zu bringen. Er erinnerte an die fünf Ideenwerkstätten, deren Besuche sehr enttäuschend gewesen seien. Hätte die Vorsitzende das Amt vor zwei Jahren nicht angetreten, wäre schon damals Schluss gewesen. Es sei in der Vergangenheit einfach nicht gelungen, junge Leute für das Klöppeln zu begeistern. Elisabeth Gareis meinte, dass man bis zum Jahresende ein Angebot habe. Dann wisse man mehr, wie man vielleicht als freier Kreis ohne Vereinszugehörigkeit das traditionelle Handwerk weiter ausüben könne. Margarete Wunder-Blinzler wünschte sich ein lebendiges Museum, das zur Kirchweih am kommenden Wochenende wieder seine Tore öffnet.

Heinz Hausmann, der seit langem Mitglied des Vereins ist, bedauerte die Auflösung. Umfragen hätten ergeben, dass auch in größeren Städten die Besucherzahlen der Museen überschaubar seien: "Museen, egal wo sie sind, bringen keine Massen von Besuchern." Klöppeln sei ein Markenzeichen von Nordhalben und gehöre zum Frankenwald.

Die Leiterinnen der Grundschule und des Kindergarten Silke Wachter und Jessica Kürschner konnten sich jeweils über eine Spende von 200 Euro freuen. Die Spende stammt aus dem Erlös der Verkaufsausstellung "Kreative Geschenkideen". Beide dankten für die Unterstützung. Man habe mit der offenen Ganztagesschule Kindern auch das Handwerk Klöppeln vermittelt. Darüber hinaus wurde eine Ausstellung von den Kindern in der Klöppelschule mit organisiert. Deshalb sei man auch zuversichtlich, dass es mit dem Klöppeln in Nordhalben in irgendeiner Form weiter gehen werde.

—————

Nach langer Corona bedingter Pause ist ab dem Kirchweihfreitag, 2. Oktober, auch das Klöppelmuseum wieder geöffnet: jeweils von Freitag bis Sonntag von 13 bis 16 Uhr .

Bilder