Kronach Kronach muss Abstriche machen

Heike Schülein
Für einen Abstrich zum Test auf das Corona-Virus müssen die Patienten das Auto nicht verlassen. In Kronach wird auf dem ehemaligen Loewe-Parkplatz ein Abstrichzentrum errichtet. Foto: Peter Kneffel/dpa Quelle: Unbekannt

Im Landkreis gibt es inzwischen drei bestätigte Infektionen mit dem neuen Corona-Virus. Ab Mittwoch gibt es deshalb ein Testzentrum in der Kreisstadt.

 
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Kronach - Bei einer Pressekonferenz hat Landrat Klaus Löffler am Montag über die aktuellen Entwicklungen sowie neu angeordnete Maßnahmen im Hinblick auf das Corona-Virus im Landkreis informiert. Am Mittwoch geht ein Abstrichzentrum in Betrieb. Bestätigt wurde, dass im Landkreis inzwischen drei Menschen mit dem Erreger infiziert sind.

Testzentrum startet am morgigen Mittwoch

Patienten, die befürchten, sich mit dem Corona-Virus angesteckt zu haben, dürfen Hausarztpraxen und Kliniken nicht betreten. Damit soll vermieden werden, dass Infizierte mit anderen Patienten zusammentreffen und diese anstecken.

Verordnete Tests auf den Corona-Virus erfolgen ab Mittwoch im neuen Testzentrum in Kronach. Hierfür müssen die Betreffenden ihr Auto nicht mehr verlassen, sondern fahren - ähnlich wie in einem Drive-in - in ein mit einer Absperrung versehenes Zelt, das in der Industriestraße auf dem Loewe-Parkplatz aufgestellt wird.

Das Abstrichzentrum ist ab Mittwoch täglich montags bis samstags ab 9 Uhr zunächst eine Stunde lang besetzt, später bei Bedarf eventuell länger, um nach Zuweisung niedergelassener Ärzte, der Klinik und des Gesundheitsamtes entsprechende Abstriche vorzunehmen.

Getragen und betrieben wird das Zentrum vom ärztlichen Kreisverband, dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK), der Helios Frankenwaldklinik und dem Gesundheitsamt. Zusätzlich wurde die Gesundheitsregion plus mit Andrea Hahn als Koordinierungsstelle einbezogen. Den Dienstplan koordiniert das BRK.

"Wir leben in einer Zeit, die sehr herausfordernd ist und die wahre Entscheidungen verlangt. Es geht vor allem darum, die Schwächsten in unserer Gesellschaft zu schützen - sprich die ältere Generation", betonte Löffler eingangs der Pressekonferenz, zu der sich am Montag im Landratsamt Mitglieder des Krisenstabs, Vertreter der Kommunen sowie Fachleute aus dem Gesundheitswesen eingefunden hatten. Mancherorts werde er darauf angesprochen, dass die ergriffenen Maßnahmen überzogen seien beziehungsweise dass man damit zu sehr in die Persönlichkeitsrechte eingreife. Bei alledem gehe es jedoch darum, Menschen zu schützen. "Gemeinsam versuchen wir, hierfür alles Menschenmögliche zu tun und alles Notwendige auf den Weg zu bringen", verdeutlichte Löffler.

Der Krisenstab ist mit Vertretern aus dem Gesundheitsamt, dem Sachgebiet öffentliche Sicherheit und Ordnung, den Abteilungsleitungen, dem Landrat selbst und dessen Büro sowie betroffenen Stellen besetzt. Seit 14 Tagen beschäftige man sich hier tagtäglich mit dem Virus, sagte der Landrat. Auch das gesamte Wochenende sei man im Einsatz gewesen. Allen Mitwirkenden galt sein Respekt für dieses alles andere als selbstverständliche Engagement. "Ihr seid richtig klasse", würdigte er die Zusammenarbeit.

Beschlossen wurden etliche Maßnahmen. Hierzu zählt die am Montag erlassene Verfügung, dass ab sofort Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen verboten sind. Die Sprechstunden des Bürgertelefons (0 92 61/67 88 88) werden auf das Wochenende ausgedehnt. Besetzt ist es zu folgenden Zeiten: Montag bis Freitag von 8 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag von 9 bis 13 Uhr.

Geschlossen werden ab Dienstag das Wasserschloss Mitwitz sowie die Bibliothek und das Jugendübernachtungshaus in Kronach.

Das Landratsamt selbst hat nur noch eingeschränkten Dienstbetrieb, da das Personal für die aktuelle Situation gebunden werden muss. Die Behörde bittet deshalb, von Amtsbesuchen möglichst abzusehen und verstärkt auf eine telefonische Terminvereinbarung zu setzen. Das gleiche gilt, wie Steinwiesens Bürgermeister Gerhard Wunder bei der Pressekonferenz stellvertretend für alle Kommunen betonte, auch für die Rathäuser in den Gemeinden und Städten.

Neu ist das Abstrichzentrum, das morgen, Mittwoch, in Betrieb geht. Hier können sich Patienten, die entsprechende Symptome aufweisen und befürchten, sich infiziert zu haben, einem Test unterziehen - und zwar ohne das Auto zu verlassen, ähnlich wie bei einem Drive-In. Die Teststrecke wird zwischen 9 und 10 Uhr täglich für eine Stunde in Betrieb sein.

Sowohl Philipp Löwenstein, Geschäftsführer der Helios Frankenwaldklinik in Kronach, als auch der Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), Roland Beierwaltes, sehen sich für die kommenden Ereignisse sorgfältig vorbereitet - auch für den Fall, dass die Welle an Infektionen stärker ausfällt als angenommen. "Entscheidend für uns als Klink ist es, von dem zu lernen, was wir in anderen Ländern gesehen haben - also in Asien und Italien", betonte Löwenstein.

Für die vorgesehene Einrichtung des Abstrichzentrums außerhalb des Klinik zeigte Löwenstein sich "extrem dankbar". Es gelte zu verhindern, dass infizierte Patienten in das Krankenhaus und so mit Patienten oder dem Personal in Kontakt kämen. Um im vollen Umfang auf die Situation reagieren zu können, werde die Klink nicht unbedingt notwendige Operationen verschieben. "Vieles ist noch nicht vorhersehbar", betonte er. Jetzt bedürfe es eines Höchstmaßes an Flexibilität.

Seinen Worten schloss sich Roland Beierwaltes an. Der Schutz von Bewohnern, aber auch der pflegenden Mitarbeiter genieße höchste Priorität beim BRK. "Das läuft professionell. Wir haben hier Erfahrung", sagte der BRK-Kreisgeschäftsführer.

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