Kronach Landratsamt-Neubau ist wohl vom Tisch

Das Landratsamt wird wohl an seinem angestammten Platz bleiben und dort generalsaniert. Dass so eine Baustelle sowohl für die Angestellten, als auch für die Bürger eine Zumutung ist, war im Kreisausschuss jedem bewusst. Dennoch war sich das Gremium einig, dass ein Neubau in diesem Fall keine Option ist. Foto: Archiv/Julia Knauer Quelle: Unbekannt

Es mangelt an geeigneten Grundstücken und belastbaren Fakten. Daher votiert der Kreisausschuss für die Sanierung des bestehenden Gebäudes. Letztlich entscheidet jedoch der Kreistag.

 
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Kronach - Es sieht so aus, als ob das Kronacher Landratsamt auch künftig an seinem angestammten Platz in der Güterstraße stehen wird. Der Kreisausschuss hat sich in seiner gestrigen Sitzung einstimmig gegen einen Ersatzneubau an anderer Stelle ausgesprochen und einen entsprechenden Empfehlungsbeschluss an den Kreistag gefasst. Ausschlaggebend dafür war vor allem das Fehlen geeigneter Grundstücke. Außerdem wollten die Räte angesichts zahlreicher Unwägbarkeiten die bereits zugesagten Fördermittel in Höhe von knapp 1,5 Millionen Euro für die Generalsanierung des bestehenden Gebäudes nicht aufs Spiel setzen.

Kreisausschuss in Kürze

Landrat Klaus Löffler informierte den Kreisausschuss, dass die sechs vom Landkreis Kronach beschafften Ladesäulen für Elektroautos inzwischen montiert und funktionsfähig sind. Sie sind im ganzen Landkreis verteilt.

Das Gremium genehmigte überplanmäßige Ausgaben im Jahr 2017 in Höhe von rund 944.000 Euro. Wie Kreiskämmerer Günther Daum informierte, besteht jedoch für mehr als 305.000 Euro davon eine direkte Gegenfinanzierung. Somit beliefen sich die "bereinigten" überplanmäßigen Ausgaben nur noch auf rund 638.000 Euro. In diesem Zusammenhang kritisierte Hans Rebhan (CSU) die aktuell vorherrschende "Brandschutz-Hysterie". So seien seines Wissens nach auf dem Loewe-Campus aufgrund gesetzlicher Vorgaben qualitativ hochwertige Türen durch schwächere ersetzt worden, damit die Fachoberschule dort einziehen konnte. "Das ist Irrsinn", fand er. Mit seiner Antwort sorgte Kreiskämmerer Günther Daum für große Erheiterung: "Brandschutz und Datenschutz sind die apokalyptischen Reiter der Gegenwart."

Der Kreisausschuss genehmigte die Anschaffung neuer, modernerer Server für das Landratsamt mit höherer Ausfall- und Datensicherheit als die bisherige Lösung. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 150.000 Euro.

"Auf die vom Kreistag zuletzt gewünschte Machbarkeitsstudie für einen Neubau haben wir verzichtet, da die Grundlagen dafür gefehlt haben", informierte Kreiskämmerer Günther Daum. So habe man mit der Stadt Kronach, Landtagsabgeordnetem Jürgen Baumgärtner (CSU) sowie ein, zwei Privatpersonen Kontakt aufgenommen, jedoch kein geeignetes Grundstück gefunden. Darüber hinaus habe sich auch keine Nachnutzung für das bestehende Gebäude aufgetan. Die bereits angedachte Lösung, den Neubau auf dem jetzigen Parkplatz des Landratsamts zu errichten (dieNP " target="_blank"> berichtete), halte man aus verschiedenen Gründen ebenfalls nicht für den Königsweg. So sei aufgrund der angrenzenden Bahnlinie und der vielbefahrenen Straße mit großer Lärmbelästigung zu rechnen und auch Stadtplaner Daniel Gerber habe aus städtebaulicher Sicht Bedenken geäußert.

"Wir müssen jetzt entscheiden: Wollen wir die Sanierung weiterverfolgen oder geben wir die Fördermittel zurück, damit ein anderer davon profitieren kann?", verdeutlichte Günther Daum die Brisanz der Lage. Denn die 1,5 Millionen Euro sind zweckgebunden an die Sanierung und müssen bis Ende 2020 verbaut sein. Ebenfalls drängend sei die Entscheidung, ob, im Falle einer Sanierung, ein Außen-Aufzug an das Gebäude angebracht werden soll. Andernfalls komme man mit den Planungen in Verzug. Landrat Klaus Löffler (CSU) stimmte zu, bat jedoch darum, in der gestrigen Sitzung von größeren Diskussionen abzusehen: "Bitte lasst uns heute einfach einen Grundsatzbeschluss fassen, wie es weitergehen soll." Details könne man dann bei der für Ende Oktober geplanten Klausurtagung des Kreistags in aller Ruhe klären. "Jeder soll detailliert nachfragen können, bevor wir etwas entscheiden", meinte er.

"Die Diskussion um einen Neubau ist aufgeflammt, als man mit den Planungen für die Generalsanierung in eine konkrete Phase gekommen ist. Das hätte man viel eher einleiten müssen", fand Reinhold Heinlein (CSU). Er plädierte daher dafür, an der Sanierung festzuhalten. Alles andere sei zeitlich nicht machbar. "Ich möchte nicht wie die Katze um den heißen Brei herumschleichen. Deshalb spreche ich mich klar für die Sanierung aus", meinte auch SPD-Fraktionsvorsitzender Richard Rauh. Die Menschen erwarteten nun allmählich auch einmal eine Entscheidung.

Freie Wähler-Fraktionsvorsitzender Stefan Wicklein wies darauf hin, dass der Standort des Landratsamts auch für die Stadt Kronach einen gewissen infrastrukturpolitischen Aspekt habe. "Man kann es nicht einfach nach Gehülz bauen", sagte er. Deshalb plädierte auch er für die Sanierung, wünschte sich dann aber gleich einen "großen Wurf", bei dem alles komplett erneuert werde. "Nicht irgendwelches Klein-Klein. Das kann man niemandem zumuten. Dann haben wir 20 Jahre lang eine Baustelle", sagte er. Auch Edith Memmel (Grüne) war für die Generalsanierung. Sie sei diesbezüglich auch beruhigt, da Fachleute bereits erklärt hätten, dass die Substanz des Gebäudes in einem guten Zustand sei. Außerdem sei sie dagegen, einen Neubau irgendwo auf die grüne Wiese zu setzen. "Wir sollten die Fördermittel auf keinen Fall riskieren", stimmte Peter Ebertsch (CSU) ebenfalls für die Sanierung. Das fehlende Grundstück war auch für Thomas Löffler (CSU) Grund genug, sich dem anzuschließen.

Für die weiteren Planungen eines Außen-Aufzugs gab der Kreisausschuss gestern ebenso geschlossen grünes Licht.

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