Kronach/Berlin Laufen für afrikanische Omas

Die vier Kronacher Läuferinnen kurz vor dem Start in Berlin (von links, hinten): Andrea Franz, Sonja Münch, Grit Roth (vorne links) und Karin Zahner. Foto: privat

Vier Kronacherinnen haben kürzlich am Berlin-Marathon teilgenommen. Doch nur dabei zu sein, war ihnen zu wenig: Mit jedem Kilometer haben sie Geld für ein Hilfsprojekt gesammelt.

 
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Kronach/Berlin - Andrea Franz, Grit Roth, Sonja Münch und Karin Zahner sind leidenschaftliche Läuferinnen. Regelmäßig trainieren sie beim ASC Marktrodach. Vor wenigen Wochen haben sie sich einer ganz besonderen Herausforderung gestellt: Sie sind beim Berlin Marathon mitgelaufen - und das Ganze auch noch für einen guten Zweck.

Das Projekt "Jede Oma zählt"

Die Initiative "Jede Oma zählt" des Vereins "HelpAge Deutschland e.V." engagiert sich für Großeltern - insbesondere Großmütter - in afrikanischen Ländern wie Südafrika oder Tansania, die häufig ihre Enkel großziehen müssen, da deren Eltern an Aids gestorben sind. "Allein gelassen, kämpfen sie um das Allernotwendigste - um Essen, Kleidung, sauberes Wasser, Medikamente. Und um den Schulbesuch ihrer Enkel", heißt es im Info-Flyer des Projekts. Und das, obwohl die Omas oft selbst kaum etwas besäßen.

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"Zuerst haben sich ein paar unserer Laufkollegen vom ASC zum Berlin Marathon angemeldet. Da die Nachfrage riesig ist und ausgelost wird, wer teilnehmen darf, dachten wir erst, sie werden sowieso nicht genommen", erinnert sich Sonja Münch an die Anfänge. Doch überraschend bekamen ihre Bekannten eine Zusage. Da verspürten auch die vier Frauen Lust, mitzulaufen. Die Anmeldefrist war zu diesem Zeitpunkt allerdings schon vorbei.

Doch es gibt noch eine zweite Möglichkeit, auf die Strecke zu kommen: Indem man für einen guten Zweck läuft. Dafür haben sich die Kronacherinnen schließlich auch entschieden. Ihre Wahl fiel auf das Projekt "Jede Oma zählt". "Das war uns einfach sympathisch", meint Sonja Münch und Andrea Franz ergänzt: "Oft werden die Senioren bei solchen Spendenaktionen vergessen. Deshalb wollten wir das gerne unterstützen."

Als die Startplätze gesichert waren, ging es ins Training. Das war vor allem für Andrea Franz eine große Herausforderung, da sie als einzige vorher noch keinen Marathon gelaufen ist. Überhaupt ist sie erst seit einem Jahr bei der ASC-Gruppe dabei. "Wir treffen uns ja sowieso jeden Mittwoch zum Laufen mit dem Verein. Aber so ein Marathon ist natürlich eine ganz andere Hausnummer", sagt sie. Um durchzuhalten, müsse man körperlich und mental durchaus leidensfähig sein. Um sich darauf vorzubereiten, haben die vier Läuferinnen ihre Distanzen stetig gesteigert. Bis zu 70 Kilometer pro Woche sind sie gelaufen. Der längste Lauf am Stück waren 35 Kilometer. "Das war schon heftig", erinnert sich Andrea Franz. Meistens haben sie zusammen trainiert - und das sei auch gut so. Denn der Gruppenzwang sorge dafür, dass man sich nicht drückt.

Obwohl der Marathon erst am Sonntag war, ging es für die Kronacherinnen schon am Freitag nach Berlin. Dort haben sie ihre Startnummern abgeholt, am Samstag gab es dann einen Frühstücks-Lauf über sechs Kilometer, an dem jeder teilnehmen konnte. "Beim Abendessen haben wir darauf geachtet, noch einmal möglichst viele Kohlenhydrate zu uns zu nehmen", erzählt Grit Roth. Am Sonntag ging es nach dem Frühstück direkt zum Gruppenfoto vor dem Bundeskanzleramt mit allen, die für die Aktion "Jede Oma zählt" laufen und dann war auch schon Zeit für den Start.

"Die Menschenmassen waren schon imposant", erinnert sich Sonja Münch. Das Wetter sei leider nicht so toll gewesen: Es habe die ganze Zeit über leicht genieselt. Während sie und Karin Zahner auf Zeit gelaufen sind, ist Grit Roth an der Seite von Andrea Franz geblieben, um sie bei ihrem ersten Marathon zu unterstützen. "Das war wirklich Gold wert. Dafür werde ich ihr auf ewig dankbar sein", meint Franz. Ob sie alleine bis zum Schluss durchgehalten hätte, weiß sie nicht.

"Putzig war es immer, wenn man auf der Strecke andere getroffen hat, die für die Omas gelaufen sind. Die haben immer 'Hallo Oma'" gerufen und einen angefeuert", erzählt Grit Roth schmunzelnd. Erkannt habe man sich an den entsprechenden T-Shirts. Es sei faszinierend, was für ein starker Zusammenhalt unter wildfremden Menschen entstehe, wenn man für die gleiche Sache kämpfe.

Gespendet haben die vier Läuferinnen jeweils zehn Euro pro Kilometer - also auf die Marathon-Distanz gesehen insgesamt 420 Euro pro Person. Finanziert haben sie das über Sponsoren-Gelder von Kronacher Firmen, Bürgermeistern und Privatpersonen. "Wir sind allen sehr dankbar, die das ermöglicht haben - und natürlich auch unseren Mitläufern und Begleitern", betont Sonja Münch.

Ob die vier Kronacherinnen auch im nächsten Jahr wieder in Berlin an den Start gehen, wissen sie noch nicht. Vor allem Andrea Franz gibt sich etwas zögerlich - doch schmunzelnd meint sie: "Ich möchte jetzt auch nicht sagen, dass ich nie wieder einen Marathon mitlaufen will."

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