Kronach Legendenspiel fällt Corona zum Opfer

Michael Wunder
Ein Highlight der Neuengrüner Friedenswallfahrt, das Legendenspiel, wird alle fünf Jahre aufgeführt. Heuer muss man wegen Corona nach 75 Jahren erstmals darauf verzichten. Foto: Archiv Michael Wunder

In einer komplett anderen Form wird heuer die 75. Friedenswallfahrt in Neuengrün stattfinden müssen. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.

 
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Neuengrün - Durchführen oder erstmals seit 75 Jahren absagen? Dies war die Frage, die sich der langjährige Hauptorganisator der Friedenswallfahrt in Neuengrün stellte. Wie Heinz Hausmann nun informierte, kam man schließlich zum Ergebnis, diese Tradition fortzusetzen, wenn auch in völlig andern Rahmen. So muss wegen des Coronavirus nicht nur der Ablauf vollständig geändert werden, unabhängig davon musste auch die Organisation neu strukturiert werden.

Hygienekonzept

Dekan Detlef Pötzl bittet um Beachtung des nötigen Mindestabstands von eineinhalb Metern. Besucher sollten eine Mund-Nase-Schutzbedeckung mitbringen. Es ist damit zu rechnen, dass nicht alle Gottesdienstbesucher einen Sitzplatz erhalten . Falls nötig können Gäste einen Klapphocker mitbringen. Vereine und Verbände sind ausdrücklich eingeladen, Fahnen oder Banner mitzuführen.


Für die Veranstaltung am 5. September zeigen sich neben der örtlichen Gemeinschaft, die das Geschehen in Neuengrün organisiert, nunmehr die beiden Seelsorgebereiche Kronach und Teuschnitz verantwortlich. Diese Änderung war notwendig, weil es keine Gremien auf Dekanatsebene mehr gibt, betonte der zuständige Dekan Detlef Pötzl. Die Friedenswallfahrt wurde in der Vergangenheit getragen und veranstaltet von den Dekanatsräten der ehemaligen Dekanate Kronach und Teuschnitz. Kooperationspartner waren immer die Kuratie Neuengrün und die Soldatenkameradschaften im Kreisverband Kronach. Dekan Detlef Pötzl richtete einen herzlicher Dank an Heinz Hausmann, der das Anliegen der Friedenswallfahrt in den vergangenen Jahrzehnten gefördert und unterstützt hatte.

Mit der Neustrukturierung der Dekanate hat sich auch an der Organisationsstruktur etwas geändert. Die Friedenswallfahrt wird nun von den Seelsorgebereichsräten des katholischen Seelsorgebereichs Kronach und Frankenwald getragen. Ansprechpartner sind Lukas Löffler und Anne Neubauer. Kooperationspartner sind natürlich weiterhin die Kuratie Neuengrün und die Soldatenkameradschaften im Kreisverband Kronach.

Heinz Hausmann, der die Friedenswallfahrt als Herzensangelegenheit betrachtet und fast 50 Jahre organisierte, zeigte sich zuversichtlich, dass es gut weiter gehen werde. Er verwies auf die lange Geschichte, die bereits 1946 mit der ersten Heimkehrerwallfahrt begann. Als erster Prediger war damals Prälat Werthmann aus Kronach im Runddorf zu Gast. Bereits ein Jahr später wurde das erste Friedenskreuz aus Holz auf der Anhöhe errichtet. Im Jahr 1949 fanden die Weihe der Friedensstandarte und die erste Lichterprozession statt. Hauptredner war damals der aus Steinwiesen stammende Dr. Josef Müller (Ochsensepp) der zu dieser Zeit Justizminister und stellvertretender Bayerischer Ministerpräsident war. Andreas Bauer hatte nicht nur die Heimkehrerwallfahrt, wie sie bis Ende der 60er Jahre hieß, ins Leben gerufen, sondern auch ein Legendenspiel geschrieben. Dieses wurde seitdem alle fünf Jahre aufgeführt und musste heuer wegen Corona erstmals abgesagt werden.

Wie Heinz Hausmann beim Treffen in Neuengrün berichtete, sei unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg von den Kriegsheimkehrer, aus Dankbarkeit ihrer Rückkehr beschlossen worden, jährlich eine Wallfahrt nach Neuengrün durchzuführen. Tausende waren noch in Gefangenschaft. In den ersten Jahren waren Politiker die Festredner. Mehrmals war Justizminister und stellvertretender Ministerpräsident Dr. Josef Müller (Ochsensepp) in Neuengrün Gast. 1952 war der CSU-Bundestagsabgeordneter Dr. Franz-Josef Strauß der Festredner. Gläubige aus Neuengrün und aus den Nachbargemeinden, Überlebende des Weltkrieges, verzweifelte Angehörige von Vermissten und Gefallenen und zahlreiche Menschen, die für den Frieden dankbar waren, pilgerten nach Neuengrün.

Vor 25 Jahren, zur 50. Friedenswallfahrt wurde die eine neue Standarte angeschafft, die der Bildhauer Heinrich Schreiber entworfen hatte. Sie wurde 1999 in Rom von Papst Johannes Paul II gesegnet. Die Friedensstandarte wandert seitdem von einem Ort zum anderen und geht in diesem Jahr vom ehemaligen Seelsorgebereich Unteres Haßlachtal an den Seelsorgebereich Frankenwald (Oberes Rodachtal, Teuschnitz, Ludwigsstadt). Coronabedingt wird es keine Betstunden, keine Prozession zum Friedenskreuz und kein Legendenspiel geben. So finden lediglich die Übergabe der Friedensstandarte und ein Gottesdienst im Freien statt. Dieser wird nicht wie bisher auf dem Dorfplatz, sondern direkt auf dem Kirchenvorplatz sein. Festprediger wird Monsignore Reinhold Bartmann, Generalvikar des katholischen Militärbischofs sein. Im Anschluss an den Gottesdienst, der um 20 Uhr beginnt, übergeben die Vertreter des ehemaligen Seelsorgebereichs Unteres Haßlachtal die Friedensstandarte an den katholischen Seelsorgebereich Frankenwald (Pfarrei Teuschnitz). Eine Auswahl der Teuschnitzer Stadtkapelle und der Wickendorfer Musikanten übernehmen die Gestaltung des Gottesdienstes. Zum Gelingen der Wallfahrt werden auch Pfarrgemeinderatsvorsitzende Silvia Welscher und Mesner Ludwig Dietz beitragen.

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