Kronach Mit Spaß und ohne Höhenangst

Heike Schülein

Gerät jemand am Berg oder in unwegsamem Gelände in Not, rücken die Helfer der Bergwacht aus. Um junge Menschen zu begeistern, haben sie eine Jugendgruppe gegründet.

 
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Kronach - "Noch etwas zurück, Stopp und jetzt langsam in Rücklage gehen!" Sophie steht rücklings an der Kante der rund sieben Meter hohen Mauer nahe dem Wende-Parkplatz der Festung Rosenberg. Ohne zu zögern, verlagert die am Seil hängende Kletterin ihr Gewicht nach hinten, bis ihre Beine im 90 Grad-Winkel zum Hang stehen. In bester Bergsteiger-Manier - mit beiden Händen fest das Kletterseil umfassend und den Blick konzentriert auf ihre Füße gerichtet - geht die 13-Jährige Schritt für Schritt den steilen Abhang hinunter. "Du machst das super", lobt sie ihre gleichaltrige Partnerin Anna-Lena, die in luftiger Höhe Stück für Stück des Seils ablässt, solange bis Sophie wieder festen Boden unter den Füßen hat.

Infos & Kontakt

Interessenten für die Jugendgruppe sowie die Bergwacht Rennsteig melden sich bitte bei Ralf Schmidt unter der Telefon-Nummer 09261/6072161.

Weitere interessante Infos, Meldungen und Bilder gibt es auf der neuen Instagram-Seite "@bergwacht.rennsteig",

in Facebook "Bergwacht Rennsteig" sowie auf der

Internet-Seite des BRK-Kreisverbands Kronach "https://www.brk-kronach.de" unter dem Link Ehrenamt.


Die beiden Mädchen sind Mitglieder der Jugendgruppe "Bergzwerge", mit der die Bergwacht Rennsteig langfristig neue Anwärter für den aktiven Dienst gewinnen möchte. Circa alle zwei Wochen kommen die "Bergzwerge" zusammen. Dann stehen - unter Leitung von Annika Detsch - gemeinsame Aktivitäten wie Klettern oder Skifahren auf dem Programm. Bevorzugt trifft sich die Gruppe bei der Festung Rosenberg auf einer Anhöhe in der Nähe des Buswendeplatzes. Die hohe Mauer eigne sich sehr gut, um verschiedene Varianten und Techniken des Abseilens zu üben. Hierfür muss zunächst einmal ein geeigneter Standplatz errichtet werden, wofür die große alte Eiche auf der Anhöhe optimal ist. Als Standplatz bezeichnet man den Sammelpunkt der Seilschaft, an dem sich die Kletterer sicher einhängen und ihren Seilschaftspartner zuverlässig sichern können.

Zu den bei späteren Einsätzen der Bergwachter lebenswichtigen theoretischen Kenntnissen zählen Einsatzgrundsätze der Absturzsicherung und Sicherungstechnik sowie Gerätekunde. Vermittelt werden insbesondere im Klettersport gebräuchliche Stiche beziehungsweise Knoten wie beispielsweise der Prusikknoten, Achterknoten sowie der Halbmastwurf. Der Knoten, der, so wie bei Anna-Lena und Sophie, beim Klettern zum Abseilen des Kletterpartners dient. Passanten staunten angesichts der Koordination der vielen Seile, Sicherungen und Karabiner nicht schlecht - ganz abgesehen von der steil nach nach unten gehenden Mauer.

"Wir werden doch gesichert. Da kann einem nichts passieren", meint Sophie kurz und bündig. Zur Bergwacht kamen die beiden Kronacher Freundinnen, als sie im Rahmen ihrer Firmvorbereitung das Dienstleistungs- und Katstrophenschutzzentrum des BRK-Kreisverbands Kronach besichtigten. Weil beide gerne Sport machen, klettern, wandern, Fahrrad- und Skifahren, haben sie sich gleich für die Aufgabenbereiche der Bergwacht interessiert. "Unsere Ausbildung ist sehr abwechslungsreich und sie macht Spaß", ist Anna-Lena Feuer und Flamme. Wenn man den Spaß am Sport und das gemeinsame Trainieren mit etwas Gutem verbinden könne, dann sei dies umso schöner. Beide möchten auf alle Fälle dabei bleiben. Ab dem Alter von 16 Jahren besteht für sie die Möglichkeit, eine Ausbildung als Bergwacht-Anwärterin zu absolvieren, wofür das in der Jugendgruppe Erlernte eine gute Basis darstellt.

"Die Ausbildung der Anwärter ist sehr anspruchsvoll und es ist auch nicht jeder dafür geeignet", weiß Annika Detsch, die sich als sehr aktives BRK-Mitglied auch als Erste-Hilfe-Ausbilderin engagiert. Da man als Bergwachter große Verantwortung hat und sich selbst in schwierigen Situationen zu helfen wissen muss, dauert eine vollständige Ausbildung circa drei Jahre. Das Spektrum des dabei vermittelten Wissens ist groß und umfasst - neben sportlichen Inhalten - auch bergspezifisches, rettungstechnisches und medizinisches Fachwissen. Während der Ausbildung werden viele spannende Übungen gemeinsam mit den Kollegen durchgeführt. Alle Ausbildungsabschnitte werden mit einer Prüfung abgeschlossen. Nach erfolgreich abgeschlossener Anwärterzeit erfolgt die Aufnahme als aktives Mitglied.

"Das Wichtigste für die Helfer sind Spaß am Sport und Klettern sowie sehr gute Kenntnisse in Erster Hilfe. Natürlich sollte man auch keine Höhenangst haben", erklärt die aus Stockheim stammende Lehramts-Studentin. Mit großer Freude leitet sie gerade auch die Jugendgruppe. Wegen der langen Corona-bedingten Pause finden auch im August Gruppenstunden statt. Neue "Bergzwerge" - ideal ist ein Einstiegsalter ab etwa zwölf Jahren - sind ebenso herzlich willkommen wie neue Bergwacht-Anwärter. Die am 28. November 2015 gegründete "Bergwacht Rennsteig" ist im Dienstleistungszentrum Rennsteig des BRK-Kreisverbands Kronach in Steinbach am Wald untergebracht. Ein weiterer Stützpunkt befindet sich mit Rettungsfahrzeugen in Kronach. Bergwacht-Bereitschaftsleiter ist Ralf Schmidt. Zu den Aufgabengebieten der Bergwacht zählen die Berg- und Höhlenrettung, der Rettungsdienst in unwegsamem Gelände, die Gleitschirmfliegerrettung, die Unterstützung des Landrettungsdienstes sowie der Katastrophenschutz. Hinzugezogen wurde man aber auch schon bei Unfällen von Kletterern, Unfällen im Wald von Forstarbeitern, Wanderern, Moutainbikern, an Skiliften mit erlittenem, bei Sucheinsätzen und Totenbergungen, bei Hochwasser und Tierrettungen. Alljährlich hat man diesbezüglich eine Vielzahl an Einsätzen und Hilfeleistungen abzuarbeiten. 2019 ist die Bergwacht zu 70 Einsätzen ausgerückt und hat Personen aus misslichen Lagen gerettet - und auch heuer war man bereits schon oftmals im Einsatz.

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