Kronach Mutmaßlicher Dieb kann auf Milde hoffen

Jürgen Malcher

Wegen Betrugs musste sich am Mittwochmorgen vor dem Schöffengericht des Amtsgerichts Kronach unter Vorsitz von Richterin Claudia Weilmünster ein 37-jähriger Mann aus dem Landkreis Kronach verantworten.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Kronach - Der Mann soll durch das Bestellen und Nichtbezahlen von Handwerkerbedarf einen finanziellen Schaden von knapp 12.300 Euro verursacht haben. Ein Urteil wurde jedoch noch nicht gesprochen: Bis zur Einholung eines ärztlichen Gutachtens über die physische und psychische Verfassung des Beschuldigten zum Tatzeitpunkt setzte Weilmünster die Verhandlung aus.

Nach Überzeugung von Staatsanwalt Mario Geyer bestellte der derzeit in Untersuchungshaft sitzende und seinerzeit auf staatliche Unterstützung angewiesene Mann bei einem in Baden-Württemberg ansässigen Unternehmen vom 18. Juni bis zum 31. Juli des vergangenen Jahres in 24 Fällen ohne zu bezahlen hochwertige Werkzeuge mitsamt Zubehör im Wert von 12 264 Euro, um sie auf eigene Rechnung weiterzuverkaufen. Unter Vorspiegelung falscher Tatsachen habe er sich dadurch einen rechtswidrigen Vermögensvorteil verschafft.

Zwar räumte der bereits mehrfach wegen Betrugsdelikten und anderer Straftaten nicht gerade mit einer weißen Weste versehene Beklagte die Vorwürfe ein, machte aber weder zum Tathergang noch zum Verbleib der Werkzeuge Angaben. Der leitende Ermittlungsbeamte wusste jedoch von einem - nach einer im Zuge der Ermittlungen eingeholten Vermögensauskunft - bereits 2016 geleisteten Offenbarungseid sowie einer ignorierten polizeilichen Vorladung zu berichten. Eine Begleichung der fälligen Summe durch den Beschuldigten stehe immer noch aus. Auch die bestellten Werkzeuge habe man nicht sicherstellen können. "Wollen Sie uns wirklich nicht sagen, was Sie sich dabei gedacht haben?", versuchte Weilmünster den Angeklagten daraufhin ein letztes Mal zu einer Aussage zu bewegen. Doch dieser gab sich weiterhin wortkarg: Ein lapidares "Gar nix" war alles, das ihm entfuhr.

Krankheitsgeschichte

Gesprächsbereiter zeigte er sich hingegen in Bezug auf seine Krankheitsgeschichte: So sei er seit einem schweren Autounfall 2017 auf Schmerzmittel in hohen Dosen angewiesen. "Die Zeit, wo das Zeug wirken soll, wird immer kürzer", erklärte er. Verteidiger Michael Linke leitete hieraus eine Medikamentenabhängigkeit seines Mandanten zum Tatzeitpunkt ab und gab zu bedenken, dass das letzte ärztliche Gutachten zur Gesundheit des Beschuldigten aus dem Jahr 2014 stammte. "Sowas ist doch kein alltägliches Vorgehen. Sein Handeln war nicht mehr plan- und steuerungsfähig", zeigte er sich überzeugt und insistierte auf die Erstellung eines neuen Gutachtens - mit Erfolg: Nach einem längeren Rechtsgespräch entschied die Vorsitzende schließlich auf Aussetzung des Verfahrens. Jürgen Malcher

Bilder