Neuses/Berlin Neuseser Erfindung sorgt für Furore

Hat bereits im Testverfahren ihre Tauglichkeit bewiesen: die intelligente Fußgängerampel von Valeo. Foto: privat

Die Firma Valeo Schalter und Sensoren GmbH hat als Reaktion auf die Corona-Pandemie eine intelligente Ampel für Fußgänger entwickelt. Nun erhielt man dafür den Deutschen Mobilitätspreis.

 
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Neuses/Berlin - Die Firma Valeo Schalter und Sensoren GmbH, Driving Assistance Research, aus Neuses ist in Berlin mit dem Deutschen Mobilitätspreis 2020 ausgezeichnet worden. Das Unternehmen hat den Preis für eine intelligente Fußgängerampel erhalten, die hilft, Menschenansammlungen im Wartebereich von Fußgängerampeln zu vermeiden.

Der Mobilitätspreis

Mit dem Deutschen Mobilitätspreis machen die Initiative "Deutschland - Land der Ideen" und das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur intelligente Mobilitätslösungen und digitale Innovationen öffentlich sichtbar. Das Jahresmotto lautete diesmal "intelligent unterwegs: Gemeinsam. Vernetzt. Mobil".

Das Projekt wurde im März 2020 als Reaktion auf die Corona-Pandemie gestartet und innerhalb eines Valeo-Experten-Workshops initiiert. Anschließend wurde die Planung ausgearbeitet. Laut Johannes Petzold, Abteilungsleiter für Forschung und Innovation, Valeo Schalter und Sensoren GmbH, können in weiten Bereichen des öffentlichen Lebens sowie in Geschäften der Mindestabstand und andere hygienische Maßnahmen eingehalten werden. Auch die maximale Personenanzahl könne entsprechend reguliert werden. Bei Ampeln jedoch könne es zu größeren Menschenansammlungen kommen, die dann auf engstem Raum zusammenstehen und somit ein erhöhtes Risiko für die Verbreitung von Krankheiten darstellten.

Bei einer intelligente Ampelsteuerung kommen Sensoren aus dem Automobilbereich zum Einsatz, um mithilfe von Künstlicher Intelligenz-Algorithmen Objekte zu erkennen und zu klassifizieren, beschreibt Valeo das Projekt. Die Sensoren werden dafür an Ampeln oder in naher Umgebung angebracht, um zu erkennen, ob und wie viele Menschen sich an einer Ampel befinden oder ob sich eine Gruppe von Menschen auf eine Ampel zubewegt und eine kritische Menge im Wartebereich überschritten werden könnte. In diesem Fall kann die Ampelphase geändert und so eine Menschenansammlung verhindert werden.

Auch bei wartenden Fußgängern kann so die Ampel gesteuert werden, ohne dass ein Fußgänger diese mit der Hand aktivieren muss. Somit kann eine nicht nachverfolgbare Infektionsquelle (der Knopf, den viele Leute pro Tag drücken) eliminiert werden. Zusätzlich zu Fußgängern können andere Verkehrsteilnehmer bevorzugt behandelt werden. Es bieten sich zum Beispiel Fahrradfahrer an, die von heutigen intelligenten Ampelsystemen meist übersehen oder ignoriert werden.

Die größten Hürden bei der Umsetzung bestanden laut Petzold bisher in der Anpassung der fahrzeugspezifischen Sensoren und Algorithmen für dieses neue Anwendungsgebiet. "Es geht hier um Verkehr und die Erkennung von Objekten, die auch für Fahrzeuge interessant sind. Die Umgebungs- und Einbaubedingungen sind jedoch unterschiedlich. Es ergeben sich zusätzlich neue und herausfordernde Aufgabenstellungen, wie zum Beispiel möglichst genau den Abstand der Fußgänger untereinander zu bestimmen." Nach der Konzeptphase der Projektidee wird Valeo auf etablierte Ampelhersteller und Kommunen zugehen.

Abteilungsleiter Johannes Petzold: "Im besten Fall plant Valeo, interessierten Kunden eine Komplettlösung für intelligente Ampelsysteme für verschiedene Anwendungen anzubieten, die zur intelligenten Mobilität von morgen beiträgt und zum Beispiel das Thema Smart Distancing berücksichtigt."

Maximilian Pöpperl, Teamleiter und Valeo Expert in Driving Assistance Research Germany, ergänzt: "Mit unserer Idee zur wahrnehmungsbasierten, intelligenten Ampelschaltung wollen wir als Valeo eine innovative Lösung zu einem sinnvollen Smart Distancing in Zeiten von Corona beitragen, die auch einen Mehrwert für die Beachtung von weiteren Verkehrsteilnehmern bietet."

Der Deutsche Mobilitätspreis stand in diesem Jahr unter dem Motto "intelligent unterwegs: Gemeinsam. Vernetzt. Mobil". Die prämierten Projekte sollen zeigen, wie digitale Vernetzung dabei hilft, Mobilität noch sicherer, effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Insgesamt wurden fünf Projekte aus Bayern ausgezeichnet.Der Freistaat nimmt damit die Spitzenposition unter den Bundesländern ein. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer lobte den "Machergeist" der Preisträger. "Mit euren smarten Innovationen für eine digitale und umweltfreundliche Mobilität schafft ihr eine gute Zukunft."

Glückwünsche kamen auch von Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI): "Wir haben nun alle erlebt, wie wichtig tragfähige und innovative Konzepte für den Mobilitätssektor und damit unsere Gesellschaft sind. Die diesjährigen Preisträger zeigen uns in diesen herausfordernden Zeiten, worauf wir in Zukunft bauen dürfen." red

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