Bei der Kirchweih in Nordhalben ist vieles anders als in den Jahren zuvor. Doch es gibt ein ungewöhnliches Orgelkonzert, Geschenke und sogar eine Spende.
Nordhalben - Einen Tag nach dem 30. Tag der Deutschen Einheit hat Nordhalben sein wichtigstes Gebäude gefeiert. Man gedachte bei der Kirchweih des Einzugs Jesu Christi in das Gotteshaus St. Bartholomäus.
Beim Kerwa-Abschluss vor dem Kriegerehrenmal überreichte Nordhalbens Kirchweihjugend 500 Euro aus einer Spendenaktion an die katholische Kirche, wofür sich Tanja Stumpf herzlich bedankte.
Pfarrer Richard Reis zollte der Kirchweihjugend, welche diesmal aufgrund der Corona-Pandemie nicht "volle Kanne” geben konnte, Respekt und Anerkennung. Heuer sei vieles anders als gedacht, gehofft und geplant gekommen. Trotz der Auflagen sei Gott, der dieses Gebäude bei der Weihe bezogen habe, unter uns, sagte der Pfarrer.
Dem Hochamt am Sonntag war ein Orgelkonzert mit Marius Popp am Samstag vorausgegangen. Dabei überzeugte der Kronacher Dekanatskantor mit einem überaus abwechslungsreichen Repertoire. Unter dem Motto "Hits aus Film, Musical und mehr" brachte er den namentlich angemeldeten Besuchern ein keineswegs alltägliches Konzertprogramm mit. Mit zwei zunächst klassischeren Orgelwerken aus den Federn von Clara Schumann und Fanny Hensel stimmte Popp auf die folgenden Arrangements ein. Selten gehörte Klänge folgten dann mit einem Walzer aus der "Masquerade" des sowjetischen Komponisten Aram Chatschaturjan. Ebenso ungewöhnlich für die Kirchenorgel, aber wegen seines Orgel-Intros fast allen Zuhörern bekannt, waren Auszüge aus dem Musical "Phantom der Oper" von Andrew Lloyd Webber. Popp verstand es, die Melodien, Begleitungen und Basslinien mit den Registern, die ihm auf der im Jahr 2006 erbauten Nordhalbener Rieger-Orgel zur Verfügung standen, gekonnt in Szene zu setzen. "Money, Money, Money", "Voulez-Vous" und "Mamma Mia" des schwedischen Pop-!uartetts "ABBA" erklangen ebenso erfrischend wie bekannte Stücke aus den Musicals "West Side Story" von Leonard Bernstein und "Mary Poppins" der Sherman-Brüder. Drei Themen aus den Soundtracks der James-Bond-Filme hatte Marius Popp selber für die Orgel arrangiert. Die eingängigen Motive sowie die typischen Einwürfe der Bläsersätze lösten bei vielen im Publikum Kopfkino aus.
Als Höhepunkt des Orgelkonzerts bot Popp eine Transkription von Maurice Ravels "Bolero" dar. Mit Hilfe der durchwegs im Konzert eingesetzten komfortablen Setzeranlage der Nordhalbener Orgel konnte er die einem stetigen Crescendo folgenden, sich wiederholenden Themenpassagen virtuos und rhythmussicher den Zuhörern präsentieren. Die Spannung stieg bis zum abrupten Fortissimo-Schluss dieser bekannten Tonschöpfung. Die anwesenden Nordhalbener und einigen angereiste Gäste dankten dem Organisten mit lang anhaltendem Applaus.
Mit der Kirchweih begonnen hatte man bereits am Donnerstag im kleinen Kreis der Kerwagesellschaft: mit dem Glockenläuten und Böllerschüssen durch die Soldaten- und Reservistenkameradschaft. Am Tag der Deutschen Einheit standen dann zwei Fußballspiele an. Als Ersatz für die abgesagten Kirchweihständla mit Rundgang durch die Gemeinde sowie das Wirtshaussingen gab der Musikverein am Sonntag ein einstündiges Standkonzert unter freiem Himmel am Lindenplatz.
Auch beim Ausklang am Kirchweihmontag musste man ohne Musik und Umzug auskommen. Lediglich Böllerschüsse zeigten das Ende des Festes an. An den Festtagen war auch das Klöppelmuseum für Besucher geöffnet.
Im Vorfeld verteilte die Gemeinde fraktionsübergreifende Kerwageschenke an die Bürger über 65 Jahre. Diese wurden auf Vorschlag von Gemeinderat Horst Wolf gen. Schmidt aus Mitteln der Aktion "Unser soziales Bayern - wir helfen zusammen", welche vom Sozialministerium für die Corona-Pandemie vorgesehen waren, finanziert. Die Gemeinde hatte dafür im April 2400 Euro erhalten und gab das nun als kleines Dankeschön an die älteren Bürger weiter.
Horst Schnura hatte für die etwas andere Kerwa mit einer weiteren "Corona-Tour 2.0 - Kerwa-Speschl-Edischn" wieder zum Denken und Rätseln angeregt.
