Tettau Schuhe zum Anbeißen

Madeleine Heinrich aus Tettau designt ausgefallene Modelle. Fast alle haben gemein, dass sie aussehen wie Süßigkeiten. Zu ihren Kunden zählen auch einige Prominente.

 
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Tettau/München - Sie heißen "Strawberry Cream", "Peanut Butter Cake" oder "Pink Donut". Dabei handelt es sich jedoch nicht etwa um Süßspeisen, sondern um etwas ganz anderes: Schuhe. Die sehen einem leckeren Nachtisch zwar zum Verwechseln ähnlich, sind als Essen jedoch eher ungeeignet. "Aber man erntet auf jeden Fall viele neugierige Blicke, wenn man sie trägt", erzählt Madeleine Heinrich lachend. Die 27-jährige Tettauerin, die inzwischen der Liebe wegen nach München gezogen ist, designt die ausgefallenen Treter und verkauft sie über das Internet. Mit ihrer Marke "Madlchen" hat sie sich inzwischen einen guten Namen gemacht, war bereits mehrmals auf der Berliner Fashion-Week vertreten und hat einige Modelle an prominente Kunden verkauft. Trotzdem hat sie die Verbindung in die Heimat nie verloren: Nach wie vor hat sie ihr Geschäft zu Hause in Tettau angemeldet und kommt regelmäßig zu Besuch. Das sei ihr auch sehr wichtig.

Nicht essbar

"Ich werde echt oft gefragt, ob man die Schuhe essen kann", erzählt Madeleine Heinricht lachend. Diese Frage kann sie allerdings mit einem klaren "Nein" beantworten. Vielmehr handle es sich um Schuhe, die man bedenkenlos im Alltag tragen könne und die auch einiges aushielten. "Im Prinzip sind sie zu behandeln wie ein Lederschuh", sagt sie.

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madlchen.com

"Ich mache das jetzt seit 2015. Angefangen hat alles mit einem Faschingskostüm", erinnert sich Madeleine Heinrich schmunzelnd. Ihre Oma habe ihr damals einen Rock für ein Süßigkeiten-Kostüm genäht. "Ich wollte dann gerne passende Schuhe dazu haben, weil sich damit an Fasching fast keiner Mühe gibt. Das finde ich immer so schade. Also habe ich daheim ein bisschen herumgebastelt - mit den Deko-Kirschen von meiner Mama", erzählt sie weiter. Auf das Ergebnis sei sie dann von mehreren Leuten angesprochen worden. "Viele haben gefragt, ob die Kirschen echt sind und ob sie auch solche Schuhe haben können", berichtet sie. Sie sagte zu - und so war "Madlchen" geboren.

Madeleine Heinrich begann daraufhin, mit unterschiedlichen Materialien für ihre Designs zu experimentieren. Am Wichtigsten sei ihr gewesen, eines zu finden, das elastisch bleibt, wasserbeständig und stabil ist. "Meine Eltern haben daheim einen Kunststoff-Betrieb. Von daher bin ich quasi mit so etwas aufgewachsen. Basteln und Herumprobieren war schon immer meins", erzählt die studierte Produktdesignerin. Inzwischen habe sie sich ihren speziellen Kunststoff für die Schuhe patentieren lassen

Neben den Schuhen, die Madeleine Heinrich regulär in ihrem Sortiment führt, fertigt sie auch viele Modelle nach individuellen Wünschen ihrer Kunden. "Ich habe zum Beispiel schon Braut-Schuhe passend zur Hochzeitstorte gemacht", führt sie aus. Ungewöhnliche Aufträge habe es ebenfalls schon gegeben. So habe sie für einen Mann Schuhe mit Weißwürsten, Brezen und Senf gefertigt. "Das war echt eine verrückte Aktion", erinnert sie sich lachend. Grundsätzlich versuche sie immer, alles möglich zu machen und auch die originellsten Ideen zu realisieren. So könne man ihr auch eigene Schuhe zuschicken und veredeln lassen. Sie habe sogar schon getragene Braut-Schuhe umgestaltet, da die Trägerin nicht wollte, dass sie nach der Hochzeit im Schrank verstauben.

Das Konzept scheint aufzugehen. "Es wurde immer mehr Nachfrage. 2017 war ich dann das erste Mal auf der Fashion-Week in Berlin. Der Kontakt kam damals über Bekannte zustande", sagt Madeleine Heinrich. In der Show von Modedesignerin Sarah Kern habe sie die letzten 15 Minuten bekommen. "Das war echt super aufregend", erzählt sie. Seitdem sei sie immer wieder zur Fashion-Week eingeladen worden. "Für Januar haben sie mich auch wieder gefragt. Aber das schaffe ich diesmal leider nicht, weil ich gerade an einer neuen Kollektion arbeite", verrät sie. Neben Schuhen sollen diesmal auch Jacken und T-Shirts dabei sein. Originelle Taschen, die aussehen wie Pausenbrot-Tüten oder Eis-Waffeln, gehören bereits zum Sortiment.

Madeleine Heinrichs ausgefallene Schuhe kommen auch in der Promi-Welt gut an. Einige bekannte Namen zählen bereits zu ihren Kundinnen - beispielsweise Schlagersängerin und Reality-TV-Darstellerin Melanie Müller. Für ihren Auftritt in der Sat 1-Show "Das große Promi-Backen" habe sie sich gleich drei Schuhpaare passend zu ihren Torten designen lassen. Auch Schauspielerin Anne Wünsche und Reality-TV-Darstellerin Saskia Atzerodt gehören zu Madeleine Heinrichs Kundinnen. "Und noch ein paar andere. Ich darf aber leider nicht alle Namen nennen", sagt sie.

Madeleine Heinrichs Schuhe werden komplett in Handarbeit gefertigt. Bis zu einer Woche braucht sie pro Paar. "Manchmal geht es auch etwas schneller. Das kommt immer darauf an, wie aufwendig das Design ist", meint sie. Auch die Trocknungszeiten der einzelnen Schichten müsse man bedenken. Dazu komme die Vorbehandlung der Schuhe und das Aufbringen der Struktur mittels Airbrush. Das alles hat natürlich seinen Preis: Zwischen 150 und 350 Euro pro Paar müsse man rechnen. Dafür bekommt man dann aber auch echte Unikate - und die sehen auch noch zum Anbeißen lecker aus.

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