Kronach Spatenstich mit Leberkäs' und Blasmusik

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Lauter lachende Gesichter beim Spatenstich für die Ortsumgehung von Zeyern (von links): stellvertretender Landrat Gerhard Wunder, Marianne Witton und Marion Resch-Heckel von der Regierung von Oberfranken, Bürgermeister Norbert Gräbner, Staatssekretärin Dorothee Bär, Bundestagsabgeordneter Hans Michelbach, Landrat Oswald Marr, Staatssekretär Gerhard Eck, Landtagsabgeordneter Jürgen Baumgärtner, Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner und Uwe Zeuschel vom Staatlichen Bauamt Bamberg. Foto: Gabriele Fölsche Quelle: Unbekannt

Am Mittwoch fiel der Startschuss für die Ortsumgehung Zeyern. Gleich zwei Staatssekretäre kommen zum Auftakt des Projekts. Es gibt ganz viel Sonne, aber auch Schatten.

 
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Zeyern - Durchatmen, Spaten mit einem lauten Schmatzen in die Erde stechen und dann: "Auf 'drei' werfen wir alle nach rechts! Eins, zwei, drei." Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium, Dorothee Bär, führt das Kommando beim Spatenstich für die Ortsumgehung Zeyern am Mittwoch.

Durchgeatmet haben an diesem Tag nicht nur die fleißigen Spatenstecher, sondern vor allem viele Zeyerner. Seit Jahrzehnten warten sie schon darauf, dass der überörtliche Verkehr sich nicht mehr stinkend und lärmend durch ihren Ort wälzt. "1954 war die Trasse für eine Umgehung sogar schon einmal abgesteckt", sagt einer der vielen Zaungäste kopfschüttelnd. Es sollte noch einmal 60 Jahre dauern, bis es wieder so weit war. Nur diesmal wird es ernst: 15,4 Millionen Euro wird das Projekt kosten. Zweieinhalb Jahre lang wird gebaut. Der Verkehr könnte also ab Herbst 2018 an Zeyern vorbeirollen.

Gleich zwei Staatssekretäre sind zum Spatenstich erschienen. Dorothee Bär vom Bundesverkehrsministerium und Gerhard Eck vom bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr. Dorothee Bär macht deutlich, dass die Verhandlungen zu den Ortsumgehungen Zeyern und Untersteinach in Berlin nicht immer in freundlicher Atmosphäre abgelaufen sind. Beide Projekte waren von den oberfränkischen Bundes- und Landtagsabgeordneten der CSU als Paket behandelt worden. Die eine Umgehung sollte nicht ohne die andere verwirklicht werden. Der raue Ton sei vielleicht dem jugendlichen Drang der Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner und des Landtagsabgeordneten Jürgen Baumgärtner geschuldet gewesen. Wohingegen Bundestagsabgeordneter Hans Michelbach es in Berlin mit Charme versucht habe. "Trotzdem haben Minister Dobrindt und ich schon von den Umgehungen geträumt", verrät Dorothee Bär.

Träume können aber manchmal auch Wirklichkeit werden. Das zeigt die Tatsache, dass für beide Umgehungen - Zeyern und Stadtsteinach - am Mittwoch der Spatenstich stattfand. Bär erklärt, im vergangenen Jahr sei ein Investitionspaket für Straßenbauprojekte aufgelegt worden. Der Bau der Zeyerner Umgehung sei eines von insgesamt 13 bayerischen Projekten, die darin enthalten sind. "Das ging aber nur, weil die Planung für die Umgehung schon so weit fortgeschritten war", lobt sie die Arbeit des Staatlichen Bauamts Bamberg.

Innenstaatssekretär Gerhard Eck meint mit Blick auf die vom starken Wind zerzausten Haare der zahlreichen Gäste, dass er seine 60-seitige Rede mal lieber abkürze. Hörbares Aufatmen in der Menge. Er berichtet, wie er im Jahr 2012 erstmals in Zeyern zu Gast war. Bürgermeister Norbert Gräbner und Bundestagsabgeordneter Hans Michelbach hätten ihn "an den Ohren" auf die Straße gezogen, damit er die Lastwagen sieht, die sich durch den Ort quälen.

Heute, am Tag des Startschusses für die Umgehung, wolle er keine Gräben ausheben, sondern die Hand reichen, sagt er mit Blick auf den DJK/SV Zeyern. Der Sportverein hat gegen den Planfeststellungsbeschluss geklagt. "Ich will eine Lanze brechen für alle Ehrenamtlichen. Wir sollten einen Schlussstrich ziehen und uns mit dem Verein an einen Tisch setzen", meint Eck. "Da könnte er alleine sitzen", mutmaßt ein Zuschauer. Der Verein hat keine eigene Mannschaft mehr. Ganze drei Fußballer kicken noch in Wallenfels.

Landrat Oswald Marr meint, er freue sich über Ecks Angebot, noch einmal mit dem Sportverein verhandeln zu wollen. An Bürgermeister Norbert Gräbner gewandt sagt er, dass dieser wohl einiges durchgemacht habe. Mit dem eigenen Sportverein zu kämpfen, sei nicht einfach.

Jetzt sei es wichtig, alle die Maßnahmen, die man dringend im Landkreis Kronach brauche, noch im Bundesverkehrswegeplan unterzubringen. Marr hat dabei wohl vor allem den vierspurigen Ausbau der B 173 zwischen Zettlitz und Küps und die Ortsumgehung Pressig im Blick. Mitte Mai sei deshalb ein Termin im Bundesverkehrsministerium. "Wir haben ein Recht auf eine funktionierende Infrastruktur. Ohne eine gute Straßenanbindung ist eine Region nicht lebensfähig", macht Marr deutlich.

Für Bürgermeister Norbert Gräbner ist der Tag des Spatenstichs wie Weihnachten und Ostern zusammen. Schon in den 50er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts habe es Bestrebungen gegeben, eine Ortsumgehung für Zeyern zu bauen. Als nach der Wiedervereinigung der Schwerlastverkehr zugenommen hat, kam der Wunsch nach einer Umgehung erneut auf. Allerdings war man sich einig, dass zuerst Wallenfels seine Umgehung erhalten sollte. 2004 wurde diese für den Verkehr frei gegeben. Damals sei er mit einem Plakat zu diesem Festakt marschiert, auf dem stand: "Glückwunsch Wallenfels. Jetzt Zeyern." Über alle Parteigrenzen hinweg habe es viele, viele Geburtshelfer für die Umgehung von Zeyern gegeben. Er nennt beispielsweise die ehemaligen Landtagsabgeordneten Heinz Köhler, Christa Steiger und Christian Meißner. Auch den unschönen Rechtsstreit mit dem DJK/SV Zeyern streift er. Doch letztlich habe man alle Hürden genommen.

Die vorerst letzte ist der Weg vom Ort des Spatenstichs am Ortsausgang von Zeyern bis zum Gasthaus "Goldener Löwe". Mit Leberkäs', Kaiserfleisch und Bier sowie Blasmusik vom Musikverein Zeyern wird dort der vollbrachte Spatenstich gefeiert.

Der Minister und ich, wir haben schon von der Umgehung geträumt.

Staatssekretärin Dorothee Bär

Wir sollten uns mit dem Sportverein an einen Tisch setzen.

Staatssekretär Gerhard Eck

Wir haben ein Recht auf eine funktionierende Infrastruktur.

Landrat Oswald Marr

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