2012 habe man die technischen Teile der Weißfertigung nach Weiden verlagert. "Alles, was wir an Flachgeschirr produziert haben, also Untertassen, Teller, Pressartikel ging nach Weiden", berichtet Uwe Motzke. Da der Tunnelofen nur bis zu 40 Prozent ausgelastet gewesen sei, habe man ihn Ende 2012 abgeschaltet. Im Jahr 2015 sei dann der Buntbetrieb nach Weiden ausgelagert worden. "Aber auch diese Maßnahme hat am Ende nicht geholfen. Der Markt gibt es einfach nicht mehr her. Alle Versuche, den Standort zu halten, sind gescheitert. Es musste ein Schlussstrich gezogen werden", bedauert er.
Vor zwei Jahren habe Christian Seltmann die Geschäftsführung in Tettau übernommen. "Mit dem festen Willen, dass es hier weitergeht. Aber trotz vieler, vieler Maßnahmen hat sich die Umsatz-Situation nicht verbessert, sondern eher noch verschlechtert", sagt Uwe Motzke. Das sei aber kein Problem des Standorts Tettau, sondern ein branchenweites. Weimar Porzellan aus Blankenhain, einer der ältesten Porzellanhersteller Europas, habe beispielsweise im Frühjahr Insolvenz angemeldet. Vor ein paar Wochen habe die Porzellanfabrik Friesland angekündigt, dass sie im nächsten Jahr die Produktion einstellen werde. "Die Schließung in Tettau ist traurig, vor allem für die Mitarbeiter, die so lange mitgekämpft haben. Das sind alles langjährige Mitarbeiter, die meisten sind schon über 50 Jahre alt", sagt der Prokurist.
Was mit dem riesigen Gebäude-Komplex mitten in Tettau passiert, ist derzeit noch unklar. Uwe Motzke erklärt, man habe sich mit Bürgermeister Peter Ebertsch (BfT) in Verbindung gesetzt. Der wolle nun Kontakt zur Regierung von Oberfranken aufnehmen. Uwe Motzke: "Das warten wir ab. Wie es mit dem Gelände weitergeht, kann man jetzt noch nicht sagen. Das ist noch komplett offen."
Rathauschef Peter Ebertsch zeigt sich betroffen vom Aus der Porzellanfabrik: "Das ist schade um ein Traditions-Unternehmen und um jeden einzelnen Arbeitsplatz. Dahinter verbergen sich ja persönliche Schicksale." Heutzutage habe eben keiner mehr etwas übrig für hochwertiges Porzellan. Nun hoffe er, dass Seltmann Weiden die Verantwortung für den Gebäude-Komplex übernehme. "Nicht, dass mitten im Ort ein Schandfleck entsteht." Frei nach dem Motto: Zaun drumherum bauen und das Ganze dann sich selbst und den Ratten überlassen.
Für Peter Ebertsch gibt es jetzt nur eine Option: den Abriss. Doch der kostet wohl über zehn Millionen Euro. Das habe man bereits im Rahmen einer Studie zur Aufwertung des Geländes untersuchen lassen. "Ich hoffe, dass Seltmann Weiden sich hier einbringt, auch finanziell. Man kann ja die Gebäude nicht einfach verfallen lassen. Da müssen wir gemeinsam nach Lösungen suchen", sagt er und betont, dass er mit Vertretern der Regierung über Fördermöglichkeiten reden werde. Verschiedene Programme kämen dafür in Frage, sodass man vielleicht sogar bei einer 90-prozentigen Förderung liege. 90 Prozent von zehn Millionen Euro bedeuten allerdings immer noch eine Million.
"Aber wir müssen das rückbauen, begrünen und dann Bauplätze draus machen. Das wäre städtebaulich ein Mammut-Projekt und ein Vorzeige-Projekt für ganz Bayern", erklärt der Tettauer Rathauschef. Insgesamt redet man hier von einem Gelände über 14.000 Quadratmeter. Geht man von 800 Quadratmeter großen Grundstücken aus, könnte man dort fast 18 Einfamilien-Wohnhäuser bauen.