Johannisthal Und plötzlich ist Freund Elias unsichtbar

Heike Schülein
Bei der ADAC-Verkehrserziehung lernten die Viertklässler der Grundschule Johannisthal-Schmölz die Gefahren des "Toten Winkels" kennen. Foto: Heike Schülein Quelle: Unbekannt

Kinder der Grundschule Johannisthal-Schmölz lernen, worauf man in der Nähe von Bussen und Co besonders achten muss. Dabei erfahren sie unter anderem, wie gefährlich der "Tote Winkel" ist.

 
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Johannisthal - Stolz nimmt Davis auf dem Fahrersitz des Schulbusses Platz. Mit einem solchen fahren viele Schüler der Grundschule Johannisthal-Schmölz jeden Morgen in die Schule und nach dem Unterricht wieder nach Hause. Der Viertklässler testet gerade, wie auch schon kurz vorher sein Klassenlehrer Fabian Schelhorn, wie schwer es für den Busfahrer ist, Personen zu entdecken, die im "Toten Winkel" stehen. Dieser uneinsehbare Bereich wird anhand eines durch Seile abgesteckten Dreiecks verdeutlicht, in dem immer ein Schüler steht - in diesem Fall Elias. Doch so sehr sich Davis auch müht; sich reckt und streckt, um seinen Klassenkameraden im rechten Außenspiegel zu erspähen. Es ist vergebens; er kann ihn nicht sehen. Lediglich das Stimmengewirr verrät die Anwesenheit von Elias und weiterer Kinder.

Viele erschrockene Gesichter, betretene Mienen und die - wie es ein Mädchen auf den Punkt brachte - bittere Erkenntnis "Das Ende der Klasse 4a. Die ganze Klasse wäre weg!°" Damit könnte man knapp zusammenfassen, was die vierte Jahrgangsstufe der Grundschule Johannisthal-Schmölz beim ADAC-Verkehrssicherheitstraining "Toter Winkel - Todes Winkel" am Mittwoch erlebte. Jeweils eine Stunde hatte die Moderatorin Elisabeth Bunzel der in zwei Gruppen aufgeteilten vierten Klasse die Gefahren, die täglich im Straßenverkehr auf sie lauern, erklärt - in diesem Fall speziell den Bereich "Toter Winkel". Schließlich gehört das Aufeinandertreffen von Lkw oder Bus mit einem Fußgänger oder Radfahren zu den gefährlichsten Situationen im Straßenverkehr überhaupt. Jedes Jahr sterben dabei viele Radfahrer oder Fußgänger bei Unfällen mit rechts abbiegenden Lkws. Häufige Ursache ist der "Tote Winkel". Betroffen sind hier oft die schwächsten Verkehrsteilnehmer - Kinder auf dem Schulweg und im Freizeitbereich. Besonders hoch ist das Unfallrisiko, wenn ein Lkw an der Ampel steht und nach rechts abbiegen will. Ein Radfahrer zwischen Lkw und Bürgersteig kann vom Lkw-Fahrer nicht gesehen werden. Auch ein Kind, das mit seinem Rad auf dem Gehweg fährt, gerät leicht in den "Toten Winkel". Beim Abbiegen des Lkw kommt es dann schnell zu schweren Unfällen.

Hier setzt der ADAC Nordbayern . mit seinem Verkehrssicherheitstraining an. Mit diesem anschaulichen, praxisorientierten Programm sollen die Kinder lernen, diese Gefahr des Straßenverkehrs zu erkennen und durch richtiges Verhalten Unfälle zu vermeiden.

2019 nahmen in Nordbayern 313 Klassen mit über 6300 Schülern an dieser für die Schulen kostenlosen Aktion teil. Auch an der Grundschule Johannisthal-Schmölz lernten am Mittwoch die Viertklässler anhand von konkreten Fallbeispielen die sichtbaren sowie nicht einsehbaren Stellen des Schulbusses kennen. Dieser war vom Omnibusunternehmen Martin zur Verfügung gestellt worden.

Neben den Schülern selbst zeigte sich auch der Lehrer Fabian Schelhorn sehr angetan vom Verkehrstraining. Das Angebot erachtete er als sehr wichtig - gerade in diesem Jahr, in dem die Jugend-Verkehrsschule mit der Radfahrausbildung für die vierte Klasse coronabedingt ausfallen musste. Gut fand er vor allem den Praxisbezug. Man behandle die Gefahren im Straßenverkehr zwar im Unterricht. "Aber es ist doch etwas anderes, ob man den Toten Winkel an die Tafel zeichnet oder ihn sozusagen hautnah erleben kann", betonte er.

Wie aufmerksam die Jungen und Mädchen bei der Sache waren, verdeutlichte auch die Erkenntnis, die sie für sich mitnahmen: "Der Tote Winkel ist der Bereich, der trotz Spiegel für den Fahrer nicht einsehbar ist. Dieser Bereich ist unterschiedlich groß - insbesondere bei großen Fahrzeugen, weil diese ja höher und länger sind. Wenn ich den Fahrer nicht im Spiegel des Lkw oder Bus sehen kann, kann er mich auch nicht sehen." Dass der "Tote Winkel" gefährlich ist, hätten sie zwar vor der Aktion auch schon gewusst - theoretisch! Aber am praktischen Beispiel sei ihnen die Gefahr noch deutlicher geworden.

Die Verkehrssicherheitsaktion "Toter Winkel - Todes Winkel" wird seit dem Jahr 2006 an Grundschulen in Nordbayern durchgeführt. Dass das - unter Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen durchgeführte - Präventionsprojekt in Johannisthal offensichtlich auf "fruchtbaren Boden" fiel, war insbesondere der ADAC-Mitarbeiterin zu verdanken. Abschließend gab sie allen mit auf dem Weg: "Wichtig ist der Merksatz ,Blickkontakt schafft Partnerschaft!’" Lieber bei Unsicherheit auf die Vorfahrt verzichten und so einen schlimmen Unfall vermeiden."

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