Kronach Viel Licht und ein wenig Schatten

Das Freischießen 2019 ist zu Ende. Eine erste Bilanz der Verantwortlichen fällt weitgehend positiv aus. Dennoch lief nicht alles reibungslos - zum Beispiel wegen aggressiver Wespen.

 
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Kronach - Das bunte Treiben ist vorüber: Am späten Sonntagabend haben die letzten Besucher des Kronacher Freischießens 2019 die Hofwiese verlassen. Während dort nun der Abbau in vollem Gange ist, ist es für Organisatoren und Verantwortliche an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Weitgehend sind sie mit der Verlauf des Festes zufrieden.

Brauer sind zufrieden

Obwohl noch keine konkreten Zahlen vorliegen, ziehen die Bier-Brauer eine positive Freischießen-Bilanz. "Vom Gefühl her liegen wir auf jeden Fall auf dem Niveau vom Vorjahr", meint Kaiserhöfer-Geschäftsführer Uli Kaiser. Auch Gampertbräu-Geschäftsführerin Anette Höfner ist "sehr zufrieden". Man habe mindestens so viel Bier verkauft, wie 2018. Und auch Guido Löffler, Marketing-Leiter der Franken Bräu, spricht von einer stets gut gefüllten Festhalle. Trotz der Verleumdungskampagne gegen die Brauerei (die NP berichtete) sei man zufrieden.

"Ich würde sagen: Es lief relativ positiv", resümiert Platzmeister Charly Wittig. Was die Besucherzahlen angehe, sei das Fest am Anfang etwas schwächer angelaufen als im Vorjahr, das zweite Wochenende sei dann aber gut besucht gewesen. Den eher verhaltenen Start führt Wittig auf diverse Wetterkapriolen zurück: "Oftmals hat es um Kronach herum geregnet, bei uns aber nicht. Leute von außerhalb fahren dann aber natürlich trotzdem nicht her." Weiterhin ist er froh, dass auf dem Festplatz selbst nicht viel passiert sei. Tragisch sei aber natürlich das Unglück am ersten Samstag gewesen, bei dem ein junger Mann aus Mittelfranken auf den angrenzenden Bahngleisen von einem Zug erfasst wurde und ums Leben kam (die NP berichtete).

Bereits im vergangenen Jahr hatte Charly Wittig berichtet, dass es aufgrund der verkürzten Öffnungszeiten an den Wochenenden schwer sei, die Leute zügig vom Platz zu bekommen. "Das war heuer auch wieder so. Das Wetter war gut, da wollten sie natürlich weiterfeiern", erzählt er. Manche hätten dann sogar randaliert und an den bereits geschlossenen Buden herumgerissen. Im nächsten Jahr wolle man die Öffnungszeiten daher vor Festbeginn noch deutlicher kommunizieren - in der Hoffnung, dass die Gäste einfach früher kommen und dann zur vorgegebenen Zeit nach Hause gehen.

Die Parkplatz- und Verkehrssituation sei, trotz der halbseitigen Sperrung der B 85 direkt neben dem Schützenplatz und der teils gesperrten Stellplätze am Landratsamt, wider Erwarten recht entspannt gewesen. "Man hätte oft sogar noch einen Parkplatz in Fest-Nähe bekommen, da waren zum Teil um die 150 frei. Aber da abgeraten wurde, dorthin zu fahren, haben das viele Leute gar nicht erst probiert", berichtet Charly Wittig. Unschön sei, dass einige Schausteller auch heuer wieder bereits am letzten Abend mit dem Abbau begonnen hätten - obwohl der Festbetrieb noch gelaufen sei. Das sei für die Besucher natürlich nicht schön und man habe es eigentlich verhindern wollen. "Aber da haben uns manche ein bisschen ausgetrickst", ärgert er sich. Diese Aufbruchstimmung führt er vor allem auf den vorgeschriebenen Abbau-Stopp um 1 Uhr nachts zurück. Viele Schausteller müssten möglichst schnell weiter zum nächsten Volksfest und wollten daher natürlich zügig fertig werden.

Aus Sicht der Polizeiinspektion Kronach kann laut Pressesprecher Gerhard Anders auch dieses Jahr von einem relativ ruhigen Freischießen gesprochen werden. "Die Anzahl der verübten Körperverletzungen ist im Vergleich zum Vorjahr mit insgesamt neun Delikten gleich geblieben", informiert er. Sechs davon hätten im Umfeld der Veranstaltung, lediglich drei auf der Festwiese selbst stattgefunden. "Bedauerlicherweise mussten wir ein Delikt wegen versuchten Totschlags aufnehmen, da ein Festbesucher auf dem Nachhauseweg von einer Personengruppe angegangen und von einem der Täter mit dem Fuß massiv gegen den Kopf getreten wurde", führt Anders aus. Die Kriminalpolizei Coburg habe die Ermittlungen in diesem Fall übernommen. Gegen den Haupttäter sei zwischenzeitlich Untersuchungshaftbefehl erlassen worden.

Auch die Zahl der Sachbeschädigungen sei im Vergleich zum Vorjahr gleichgeblieben: Es seien nur zwei Fälle bekannt. Allerdings seien drei Rad- und zwei Kraftfahrer wegen Trunkenheitsfahrten angezeigt worden. Die Anzahl der Diebstähle sei im Vergleich zu den Jahren 2017 und 2018 bedauerlicherweise deutlich angestiegen. "Obwohl dieses Jahr kein einziger Fall von Maßkrug-Diebstahl zur Anzeige kam, wurden insgesamt elf Eigentumsdelikte polizeilich registriert", sagt Gerhard Anders.

Genau wie Charly Wittig, berichtet auch er von einer überraschend entspannten Parksituation. Trotz zahlreicher freier Parkmöglichkeiten habe die Polizei dennoch knapp zweihundert Verkehrsteilnehmer wegen Falschparkens beanstanden müssen, zwei Fahrzeuge seien sogar abgeschleppt worden.

Sehr gut verlief das Freischießen aus Sicht des BRK. "Wir haben insgesamt 238 Patienten versorgt. Das ist vergleichbar mit den Vorjahren", berichtet stellvertretender Rettungsdienstleiter Florian Kristek. Erfreulich sei, dass nur ganz wenige Festbesucher aufgrund von übermäßigem Alkoholkonsum oder Schlägereien verarztet werden mussten. Zehn Personen habe man ins Krankenhaus bringen müssen, die meisten davon wegen allergischen Reaktionen auf Insektenstiche. "Insbesondere mit Wespen war es heuer ganz schlimm. Wir hatten wirklich auffallend viele Leute, die mit Stichen zu uns kamen", blickt er zurück. Überschattet worden sei das Fest von dem tragischen Zug-Unfall. "Da waren wir natürlich auch vor Ort. Nun wissen wir, dass unser Einsatz-Konzept gut funktioniert - auch, wenn wir das eigentlich nie ausprobieren wollten", meint Kristek. Insgesamt hätten die 217 ehrenamtlichen Helfer des BRK während des Freischießens 1328 Einsatzstunden geleistet.

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