Kronach Violinistin erobert spielend die Herzen

Heike Schülein
Mit Leidenschaft und Präzision: Die junge Violin-Virtuosin Alma Keilhack begeisterte im harmonischen Zusammenspiel mit dem "Fränkischen Kammerorchester". Foto: Heike Schülein Quelle: Unbekannt

Das Fränkische Kammerorchester begeistert mit seinem ersten Auftritt in Kronach. Im Fokus steht die 14 Jahre alte Violinistin Alma Keilhack.

 
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Kronach - Herrliche Geigenklänge durchwehen die erwartungsvolle Stille der Kronacher Stadtpfarrkirche. Geradezu liebevoll lässt Alma Keilhack ihre Violine erklingen. Es war ein hochklassiges Konzert voller Tiefe, welches das "Fränkische Kammerorchester" - im Mai 2019 als eigenständiges Orchester gegründet - am Sonntag seinem Publikum kredenzte. Unisono ließ das Ensemble, dessen Mitglieder sowohl erfahrene Musiker wie auch begabte Schüler und Studenten der fränkischen Region sind, herrliche Musik von Altmeister Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Arvo Pärt erklingen. Das Herzstück der musikalischen Glanzstunde aber war ohne Frage Antonio Vivaldis Violinkonzert "Sommer" aus den "Vier Jahreszeiten".

Die Aufmerksamkeit bei der packenden Schilderung entfesselter Natur gehörte hier ganz der Solistin Alma Vivienne Keilhack. Die erst 14-jährige mehrfache Preisträgerin, die im Dezember 2019/Januar 2020 mit der "Camerata Franconia" als Solistin durch China tourte und im Sommer 2020 als Solistin mit der renommierten "Vogtland Philharmonie" gastierte, spielte in höchster Konzentration und Wachsamkeit. Mit ebenso einfühlsamem wie energiegeladenem Spiel meisterte sie sämtliche Hürden der berühmten Komposition in allen vier Sätzen mit Leichtigkeit und Leidenschaft. Ihr Spiel ist eine einzige Liebeserklärung an ihre Goffredo Cappa aus dem Jahre 1690, über die sie selbst sagt "Ich liebe einfach meine Geige und die klassische Musik!" Die drückende Hitze des Sommers, sanfte und raue Winde, unbändiges Gewitter - Klänge, die die Ohren des Publikums umschmeichelten, stets konzentriert geführt vom Dirigenten Andreas Englhardt. Gleiches gilt auch für die vehement durch minutenlangen Beifall eingeforderte Solo-Zugabe von Bachs Präludium aus seiner E-Dur-Partita.

Ein Glockenschlag eröffnete Arvo Pärts "Cantus in memoriam Benjamin Britten" und zugleich auch das erste Gastspiel des Kammerorchesters in Kronach überhaupt. 1977 vom estnischen Tonschöpfer Arvo Pärt komponiert, gilt es als eines seiner bekanntesten Werke und ist ein frühes Beispiel für den von ihm entwickelten Tintinnabuli-Stil. Seine Hommage an den 1976 verstorbenen Künstler Britten intonierten die Musiker/innen - ebenfalls unter Englhardts geschmeidigem Dirigat - mit einer sensiblen Klangbalance zwischen den einzelnen Stimmgruppen. Das Stück beginnt sehr leise; baut aber allmählich durch die neu hinzukommenden Instrumente Lautstärke auf. Ein zutiefst spannendes Hörerlebnis, wie sich der komplexe Klangraum des kanonartig angelegten Werkes nach unten öffnete.

Von Estland führte die musikalische Reise weiter in das sächsische Köthen. Hier schrieb Bach seine sechs Brandenburgischen Konzerte, die heute zur musikalischen Weltliteratur gehören. Die Konzerte widmete er den Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg. Diesen lernte er kennen, als er 1718 und 1719 in Berlin wegen eines neuen Cembalos für den Köthener Hof, wo er als Kapellmeister tätig war, verhandelte. Die schwungvolle barocke Prachtentfaltung des Altmeisters präsentierte das Kammerorchester in brillanter Art und Weise mit der Wiedergabe des Dritten. Eine besondere Herausforderung, geht es dabei doch gerade auch um die Balance der einzelnen Stimmen - der drei Geigen, der drei Bratschen und der drei Celli.

Ein elitäres Klangerlebnis war auch die zum Konzertende erklingende 7. Streichersinfonie von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Hierfür übernahm der junge Cellist Jan-Philipp Suchta den Dirigentenstab. Unter seinem souveränen Dirigat brachten die Musiker die Streichersymphonie zum Klingen. Komponiert zwischen 1821 und 1822, im Alter von gerade einmal 13 Jahren, offenbart diese Reihe von Jugendwerken die genialen Züge des Komponisten. Aufgeführt wurde diese "galante" Musik einst bei sonntäglicher Hausmusik von ausgewählten Mitgliedern des königlichen Orchesters im Hause der Mendelssohn - und nunmehr auch in Kronach!

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