Kronach Wo der Betrachter zum Abenteurer wird

Peter Müller
Bei der Eröffnung der Ausstellung "Inseln lassen - Brücken bauen" in der Galerie des Kronacher Kunstvereins: Künstler Gerd Kanz (Mitte) sowie der weitere Landratsstellvertreter Bernd Steger (links) und Kronachs 3. Bürgermeister Bernd Liebhardt. Foto: Peter Müller Quelle: Unbekannt

Unter dem Titel "Inseln lassen - Brücken bauen" präsentiert der Kronacher Kunstverein Werke von Gerd Kanz. Poetische Bildskulpturen die faszinieren.

 
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Kronach - Welch eine Freude für Gerd Kanz, nach 20 ereignisreichen Jahren und 20 Tagen wieder beim Kronacher Kunstverein zu sein. Dem "Mut zur Veranstaltung" galt sein Dank und der begeisterte Empfang durch die vielen - geladenen - Gäste, die seine Werke bewunderten.

Am Sonntag war die Eröffnung der Ausstellung "Inseln lassen - Brücken bauen" von Gerd Kanz in der Galerie des Kronacher Kunstvereins. Die Vorsitzende des Kunstvereins, Sabine Raithel, bedankte sich in ihrer Begrüßungsrede denn auch bei allen, die mit für diese besondere Ausstellung verantwortlich waren.

In ihren Grußworten unterstrichen der weitere Stellvertreter des Kronacher Landrats, Bernd Steger, und der 3. Kronacher Bürgermeister Bernd Liebhardt die Freude der Besucher darüber, dass es wieder kulturelle Ereignisse gibt. Kunst und Kultur seien für die Lucas-Cranach-Stadt Kronach ein besonderes Anliegen, das den Menschen gerade in Krisenzeiten am Herzen liege.

Kerstin Sperschneider, Leiterin des Kultur-Podcasts der Stadt und Vorsitzende des Rotary Clubs, führte einfühlsam und perspektivweisend in das Leben und Wirken Gerd Kanz‘ ein. Von seiner alten Brauerei im Itzgrund aus sendet der Künstler als "stiller Magier" eine kreative und imaginäre Strahlkraft in alle Welt, was mit zahlreichen internationalen Ausstellungen und Preisen belohnt worden ist. Der 1966 in Erlangen geborene Gerd Kanz, der in Nürnberg studierte, lebt in Untermerzbach/Hassenberg und Pombia (Griechenland). Er schöpft seine Kraft und Inspiration aus der Natur und der Parallelwelt seines paradiesischen Gartens zu Hause. Als Maler sei er "gewissermaßen Gärtner im philosophischen Raum", sagt er.

Schon der erste Schritt in die Ausstellung in der Galerie des Kronacher Kunstvereins zieht den Besucher in den Bann der archaisch anmutenden, großen und ungewöhnlich bemessenen Bilder des Künstlers. Sind es Versteinerungen oder Felsenzeichnungen, die in hellen Pastelltönen oder warmen Erdfarben wie Inseln die weißen Wände füllen? Die lichte Freundlichkeit und warme Stimmung ziehen das Auge an. Der Betrachter entdeckt die Spuren der Natur und der Menschenhand.

Kaum zu glauben, dass der Künstler, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, "Brücken zwischen Mensch und Natur zu bauen", die als "Inseln" des Lebens für sich belassen werden, mit hartem Werkzeug - mit Hammer und Stecheisen - auf Holzfaserplatten diese Naturpoesie entfaltet. Wie er sagt, verletzt er das Holz einschneidend, um es anschließend mit Öl und Tempora, mit Pigmenten und Eisen-, Silber- sowie Goldstaub zu versorgen. Die Schichten und Überlagerungen der Farben zwischen den Narben des Grundmaterials machen die Werke zu einer dreidimensionalen, haptisch sinnlichen Erfahrung. Wachsen und Vergehen zeigen den immer wiederkehrenden organischen Kreislauf des Lebendigen.

Die Bilder machen die Natur von ihren Keimzellen, Samen, ja ihrer DNA-Reihen bis zum hohen Streben nach dem Licht ihrer Blüten (Skulpturen) sichtbar. Sie bewahren sie als farbige "Versteinerungen" in ihrem Streben zu Fruchtbarkeit und Schönheit auf. Jedes einzelne Bild ist als Kunstwerk eine Insel und baut in der Verbindung von Bildhauerei und Malerei, Material und Farbe, bildende Kunst und Poesie Brücken. Aber auch das Arrangement der Bilder selbst - vom Großformat mit 245 mal 87 Zenimetern ("seventeen seconds") bis zu Reihen von Formaten von 30 mal 30 Zentimetern ("Aufbruch") - ist ein Gesamtkunstwerk, das den Titel der einmaligen und berauschenden Schau gerecht wird.

Ein besonderes Erlebnis erwartet den Besucher gleich in der ersten Ausstellungsnische. Sie eröffnet einen Blick in einen in sich stimmig geschlossenen Raum aus Bildern und Stelen, die den Betrachter zum Abenteurer machen. Er wird wie in die Vorkammer eines Pharaonengrabes versetzt, in der sich hinter geheimnisvollen Platten und Stelen von Heilpflanzen mythische Kammern und Gräber verbergen. Ganz der Einsicht von Gerd Kanz entsprechend: "Ein Bild ist dann gut, wenn es etwas sichtbar macht und zugleich ein Geheimnis bewahrt." Der Raum im Raum ist damit ein eigenes Kunstwerk, das die Schönheit der gesamten - auch der versunkenen - Schöpfung preist.

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Die Ausstellung "Inseln lassen - Brücken bauen" von Gerd Kanz ist bis zum

25. Oktober im Kronacher Kunstverein, Siechenangerstraße 13, zu sehen,

jeweils von Donnerstag bis Sonntag

zwischen 15 und 18 Uhr.

Bilder