Das nächste Telefonat galt dann dem Fundamt in Naila. "Ich habe Bescheid gegeben, und die Dame versprach zu recherchieren", sagt Kurt Neubauer. Bedenken hat er dabei, dass der rechtmäßige Besitzer auf diesem Weg nie mehr an sein Eigentum kommen könnte: "Es ist ja nicht gesagt, dass derjenige, der den Ring verloren hat, überhaupt im Landkreis Hof wohnt. Wir fahren ja auch von Tschirn im Landkreis Kronach zum Einkaufen nach Naila." Deshalb will das Paar die Sache auch nicht einfach auf sich beruhen lassen. Inge Neubauer sagt: "Für uns ist das eine emotionale Geschichte. Der Ring ist ein Siegel für das ganze Leben. Wenn er verloren geht, dann ist er unwiederbringlich. Denn auch wenn man sich so ein Schmuckstück nachmachen lässt, ist es nicht mehr der gleiche Ring, den man sich gegenseitig bei der Besiegelung des Bundes des Lebens angesteckt hat." Und weiter: "Wir sind jetzt seit 1988 glücklich verheiratet, sind durch dick und dünn miteinander gegangen. Es wäre schrecklich, wenn ich meinen Ring verlieren würde", sagt die 63-Jährige und streicht über ihren rechten Ringfinger, als wollte sie sich vergewissern, dass ihr Ehering auch noch da ist, wo er hingehört. "Ich trage ihn immer", sagt sie. Und ihr Mann sagt: "Mich stört er bei der Arbeit, ich bleibe öfters daran hängen. Aber wenn ich etwas verlieren würde, hätte ich es auch gerne wieder. Deshalb ist es für uns selbstverständlich, uns dafür zu engagieren." Deshalb reifte bei dem Paar die nächste Idee: "Wir dachten, wir wenden uns an die Presse. Somit können wir viele Leute erreichen." Kurt Neubauer nimmt den Ring in die Hand: "Es ist im Durchmesser ein relativ kleiner Ring für einen Mann." Dann kommt er ins Grübeln: "Vielleicht hat ihn die Ehefrau bereits umarbeiten lassen, weil ihr Mann schon verstorben ist und trug ihn selbst."